Universität Hohenheim
 

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Kumpmann, Sophia Katharina

Strategien zur Regulierung des Fruchtschalenwicklers Adoxophyes orana F.v.R. (Lepidoptera: Tortricidae) mit Kombinationen des Neem-Präparates NeemAzal-T/S und Entomopathogenen

Bitte beziehen Sie sich beim Zitieren dieses Dokumentes immer auf folgende
URN: urn:nbn:de:bsz:100-opus-434
URL: http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2003/43/


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SWD-Schlagwörter: Biologischer Pflanzenschutz , Wickler , Fruchtschalenwickler , Apfelanbau , Nimprodukt , Entomopathogener Mikroorganismus , Baculoviren , Bacillus thu
Freie Schlagwörter (Deutsch): Adoxophyes orana , NeemAzal-T/S , Capex , Kombination
Freie Schlagwörter (Englisch): Adoxophyes orana , NeemAzal-T/S , Capex , combination
Institut: Institut für Phytomedizin
Fakultät: Fakultät Agrarwissenschaften
DDC-Sachgruppe: Landwirtschaft, Veterinärmedizin
Dokumentart: Dissertation
Hauptberichter: Zebitz, C. P. W. Prof. Dr.
Sprache: Deutsch
Tag der mündlichen Prüfung: 04.07.2003
Erstellungsjahr: 2002
Publikationsdatum: 30.10.2003
 
Lizenz: Hohenheimer Lizenzvertrag Veröffentlichungsvertrag mit der Universitätsbibliothek Hohenheim ohne Print-on-Demand
 
Kurzfassung auf Deutsch: Der Schalenwickler Adoxophyes orana F.v.R. (Lepidoptera: Tortricidae) tritt in Mitteleuropa immer wieder schädigend in Apfelanlagen auf. Für den konventionellen und den biologischen Anbau stehen nach Einführung des neuen Pflanzenschutzgesetzes nur wenige Präparate zur Verfügung. NeemAzal-T/S (Fa. Trifolio-M) wird im Frühling mit 3 l/ha gegen die Mehlige Apfelblattlaus eingesetzt und bewirkt bei den Larven des Schalenwicklers eine direkte Mortalität von ca. 60-70%. Dieser Nebeneffekt reicht aber bei stärkerem Befall zur Regulierung des Schalenwicklers nicht aus. Für den biologischen Anbau sind gegen A. orana das Granuloviruspräparat Capex (Fa. Andermatt) und diverse Bacillus thuringiensis (Bt) ? Präparate zugelassen. Der alleinige Einsatz von Bt gegen A. orana war in der Praxis jedoch nur ein Einzelfällen befriedigend, und auch Capex kann nicht immer mit der erforderlichen Sicherheit hohe Wirkungsgrade erzielen. Sowohl Capex als auch NeemAzal-T/S weisen aber interessante Langzeiteffekte auf die Population des Schalenwicklers auf, die bisher bei der Regulierung nicht berücksichtigt wurden. Ziel dieser Arbeit war es daher, mit diesen wirksamen, verfügbaren und umweltschonenden Präparaten neue Strategien zur besseren und ökonomisch interessanten Regulierung des Apfelschalenwicklers zu entwickeln. Dafür wurden verschiedene Kombinationsstrategien von NeemAzal-T/S mit Bt oder Capex entwickelt und die Langzeiteffekte der Produkte in diese Strategien einbezogen. Daneben hatten Laborversuche das Ziel, ein geeignetes Bt ? Produkt auszuwählen und weitere Zusätze zur Regulierung von A. orana zu untersuchen.
Kombination von NeemAzal-T/S und Bt-Präparaten:
In Labor- und Freilandversuchen, in denen verschiedene Konzentrationen von NeemAzal-T/S und Bt zeitgleich kombiniert wurden, konnte in keinem Versuch, unabhängig von der verwendeten Konzentration, ein eindeutiger additiver oder synergistischer Effekt auf die Larven beobachtet werden. Eine Behandlungsabfolge im Freiland, bei der einer ersten Behandlung mit NeemAzal-T/S oder einer Kombination von NeemAzal-T/S mit 0,4 kg/ha Bt eine zweite Applikation mit 0,6 - 1,0 kg/ha Bt sechs bis zwölf Tage nach der ersten folgte, brachte dagegen höhere Wirkungsgrade. Dabei stellte sich heraus, dass die Komponente 2 l/ha oder 3 l/ha NeemAzal-T/S bei der ersten Behandlung ein entscheidender Faktor für einen hohen Wirkungsgrad dieser Strategie darstellt, die Zugabe von 0,4 kg/ha Bt zur ersten Behandlung dagegen nicht. Offensichtlich kann mit dieser zeitversetzten Strategie gegen A. orana der negative Einfluss der fraßhemmenden Wirkung beider Produkte, die bei der zeitgleichen Kombination zumindest teilweise für die negativen Ergebnisse verantwortlich sind, vermindert werden.
Kombination von NeemAzal-T/S und Capex:
Capex wird im Frühjahr mit einer zweimaligen Behandlung von 100 ml/ha angewendet. Ziel der folgenden Versuche war, die Wirkungssicherheit dieser Behandlung durch den Nebeneffekt einer NeemAzal-T/S - Spritzung zu vergrößern. Außerdem sollte geprüft werden, ob bei einer solchen Kombination mit geringeren Mengen von Capex gearbeitet werden kann. In Labor- und Halbfreilandversuchen zur Kombination verschiedener Konzentrationen von NeemAzal-T/S und Capex konnten keine synergistischen Effekte auf A. orana nachgewiesen werden. Im Freiland ergab sich auf Standorten, an denen die Wirkung von Capex Wirkungsgrade von 50-60% erreichte, durch NeemAzal-T/S eine Wirkungssteigerung auf 81-94%. Höhere Wirkungsgrade durch Capex (ca. 90 %) ließen sich nicht mehr steigern. Zusätzlich wurden die Langzeiteffekte dieser Behandlungen im Frühjahr auf die nächsten Generationen des Wicklers untersucht: In den Kombinationsvarianten lag der Trieb- und Fruchtschaden signifikant niedriger als in den Capex-Varianten. Dies lässt auf eine zusätzliche verzögerte Mortalität in der Kombinationsvariante schließen. Als Grund dafür wird die Wirkung von NeemAzal-T/S auf die nächste Generation allein oder eine sich ergänzenden Langzeitwirkungen beider Präparate angesehen.
Langzeitwirkung von Capex:
Beobachtungen aus der Praxis warfen die Frage auf, ob durch eine Capex - Spritzung in geringer Konzentration im Sommer zusätzlich zur üblichen Frühjahrsspritzung in einer Wicklerpopulation ein höheres, aber subletales Viruspotential aufgebaut werden kann. In der Sommergeneration konnte eine Steigerung durch das Virus abgetöteter Larven von 8% (nur Frühjahrsbehandlung) auf 22% (mit zusätzlicher Sommerspritzung) festgestellt werden. Der Fruchtbefall konnte bei gleichem Ausgangsbefall von 0,6% auf 0,24% gesenkt werden und war daher für eine gesicherte Aussage zu gering, der Trend ist aber deutlich erkennbar. Dieser mehrfache Einsatz des Viruspräparats auf die verschiedenen Generationen von A. orana ist daher ein viel versprechender Strategieansatz. Häufigkeit, Zeitpunkte und Aufwandmengen der Virusbehandlung für eine optimale Regulierung des Schalenwicklers sind dafür in weiteren Versuchen und Langzeitstudien zu klären.
 
Kurzfassung auf Englisch: The summer fruit tortrix moth Adoxophyes orana F.v.R. is known as a serious pest in pome fruits in Central Europe. According the new laws on plant protection in Germany, only few registered products are left which may be used in organic and conventional farming at present. The registered products used in organic farming base on the specific Adoxophyes orana granulovirus (AoGV; tradename: Capex) and Bacillus thuringiensis (Bt). The application of Capex in order to reduce high population densities led to various results, some of which proved to be insufficient. The results of Bt application were not satisfying, either. The application of 3 l/ha NeemAzal-T/S, a product based on Neem (Azadirachta indica A. Juss.) -extracts and plant oil, for aphid control in apple orchards shows promising side effects on Adoxophyes orana with a mortality rate of about 60 - 70%. However, the efficacy of the recommended dose of 3 l/ha at red bud stage is not high enough to obtain a satisfying control of A. orana in orchards with medium and high population densities. A possible positive aspect may be the long-term effect upon the population of A. orana following the application of both, Capex or NeemAzal-T/S. Until now, however, long-term effects have not been considered in control strategies. Thus, this study aimed towards to take advantage of these side effects of the application of NeemAzal-T/S in combination strategies with Bacillus thuringiensis or Capex for efficient and economically interesting control of this pest. Field and laboratory tests were carried out to test different strategies of combinations including short-term and long-term effects of the products. In addition, the aim of some laboratory trials was to test appropriate Bt-products and further additives for A. orana regulation.

Combination of NeemAzal-T/S and a Bt-product
In laboratory trials and field tests, different concentrations of NeemAzal-T/S and Bt were combined and sprayed at the same time to assess the effects of this strategy on the larvae of A. orana. This combination showed neither additive nor synergistic effects, no matter the concentration used. A successive strategy with a first application of NeemAzal-T/S either with or without adding 0,4 kg/ha Bt and with a second application of 0.6 ? 1.0 kg/ha Bt lead to high efficacy. Application of NeemAzal-T/S ? in doses of 2 l/ha or 3 l/ha in the first treatment ? turned out to be an important factor to achieve a good result. The addition of 0.4 kg/ha Bt to the first application did neither show a better nor a worse result. Obviously, this successive combination strategy leads to lower negative influence of the feeding inhibition, which seems to be partly responsible for the negative effects on A. orana when both products were applied at the same time.

Combination of NeemAzal-T/S and Capex
In organic farming, Capex at 100 ml/ha is applied two times in spring. Aim of the following tests was to minimise the risk of failure of a treatment with Capex by taking advantage of the positive side effects of the application of NeemAzal-T/S and to find out whether a reduction of the amount of Capex may be possible in this combination. In laboratory trials, no synergistic effects of a combined application of both products could be observed. In fields, Capex applications leading to 50 ? 60 % efficiency could be raised to 81 ? 94% by adding of NeemAzal-T/S. When Capex applications led to a larval mortality rate of 90% or more, the addition of NeemAzal-T/S showed no effects. Furthermore, the long-term effects of the combination of NeemAzal-T/S and Capex were taken into account. One trial showed that the increased efficiency of the combination was higher when considering also the number of larvae of the subsequent two generations, than assessing the larval mortality rate in the treated generation only. This leads to the conclusion that either the long-term effect of NeemAzal-T/S alone or of both products together reduces the population density of A. orana in the generations following the treatment.

Long-term effects of Capex
Aim of this part of the studies was to estimate whether an application of a small amount of Capex in summer in addition to the usual spraying in spring leads to a higher infection potential in the orchard. With the additional treatment, the rate of infected larvae in summer could be increased from 8% to 22%, and the amout of damaged fruits from 0.2 % to 0.6%. But both infestation rates were very low and, thus, too weak to support any interpretation. Thus, the additional treatment in the summer turned out to be of economical advantage. The repeated use of this virus product in various concentrations and against various generations of A. orana seems to be a very promising strategy. It remains to further research and long-term studies to elucidate the most efficient sequence, amount and dates of application of the virus to obtain maximum control of A. orana.

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