TY - THES T1 - Strategien zur Regulierung des Fruchtschalenwicklers Adoxophyes orana F.v.R. (Lepidoptera: Tortricidae) mit Kombinationen des Neem-Präparates NeemAzal-T/S und Entomopathogenen A1 - Kumpmann,Sophia Katharina Y1 - 2003/10/30 N2 - Der Schalenwickler Adoxophyes orana F.v.R. (Lepidoptera: Tortricidae) tritt in Mitteleuropa immer wieder schädigend in Apfelanlagen auf. Für den konventionellen und den biologischen Anbau stehen nach Einführung des neuen Pflanzenschutzgesetzes nur wenige Präparate zur Verfügung. NeemAzal-T/S (Fa. Trifolio-M) wird im Frühling mit 3 l/ha gegen die Mehlige Apfelblattlaus eingesetzt und bewirkt bei den Larven des Schalenwicklers eine direkte Mortalität von ca. 60-70%. Dieser Nebeneffekt reicht aber bei stärkerem Befall zur Regulierung des Schalenwicklers nicht aus. Für den biologischen Anbau sind gegen A. orana das Granuloviruspräparat Capex (Fa. Andermatt) und diverse Bacillus thuringiensis (Bt) ? Präparate zugelassen. Der alleinige Einsatz von Bt gegen A. orana war in der Praxis jedoch nur ein Einzelfällen befriedigend, und auch Capex kann nicht immer mit der erforderlichen Sicherheit hohe Wirkungsgrade erzielen. Sowohl Capex als auch NeemAzal-T/S weisen aber interessante Langzeiteffekte auf die Population des Schalenwicklers auf, die bisher bei der Regulierung nicht berücksichtigt wurden. Ziel dieser Arbeit war es daher, mit diesen wirksamen, verfügbaren und umweltschonenden Präparaten neue Strategien zur besseren und ökonomisch interessanten Regulierung des Apfelschalenwicklers zu entwickeln. Dafür wurden verschiedene Kombinationsstrategien von NeemAzal-T/S mit Bt oder Capex entwickelt und die Langzeiteffekte der Produkte in diese Strategien einbezogen. Daneben hatten Laborversuche das Ziel, ein geeignetes Bt ? Produkt auszuwählen und weitere Zusätze zur Regulierung von A. orana zu untersuchen. Kombination von NeemAzal-T/S und Bt-Präparaten: In Labor- und Freilandversuchen, in denen verschiedene Konzentrationen von NeemAzal-T/S und Bt zeitgleich kombiniert wurden, konnte in keinem Versuch, unabhängig von der verwendeten Konzentration, ein eindeutiger additiver oder synergistischer Effekt auf die Larven beobachtet werden. Eine Behandlungsabfolge im Freiland, bei der einer ersten Behandlung mit NeemAzal-T/S oder einer Kombination von NeemAzal-T/S mit 0,4 kg/ha Bt eine zweite Applikation mit 0,6 - 1,0 kg/ha Bt sechs bis zwölf Tage nach der ersten folgte, brachte dagegen höhere Wirkungsgrade. Dabei stellte sich heraus, dass die Komponente 2 l/ha oder 3 l/ha NeemAzal-T/S bei der ersten Behandlung ein entscheidender Faktor für einen hohen Wirkungsgrad dieser Strategie darstellt, die Zugabe von 0,4 kg/ha Bt zur ersten Behandlung dagegen nicht. Offensichtlich kann mit dieser zeitversetzten Strategie gegen A. orana der negative Einfluss der fraßhemmenden Wirkung beider Produkte, die bei der zeitgleichen Kombination zumindest teilweise für die negativen Ergebnisse verantwortlich sind, vermindert werden. Kombination von NeemAzal-T/S und Capex: Capex wird im Frühjahr mit einer zweimaligen Behandlung von 100 ml/ha angewendet. Ziel der folgenden Versuche war, die Wirkungssicherheit dieser Behandlung durch den Nebeneffekt einer NeemAzal-T/S - Spritzung zu vergrößern. Außerdem sollte geprüft werden, ob bei einer solchen Kombination mit geringeren Mengen von Capex gearbeitet werden kann. In Labor- und Halbfreilandversuchen zur Kombination verschiedener Konzentrationen von NeemAzal-T/S und Capex konnten keine synergistischen Effekte auf A. orana nachgewiesen werden. Im Freiland ergab sich auf Standorten, an denen die Wirkung von Capex Wirkungsgrade von 50-60% erreichte, durch NeemAzal-T/S eine Wirkungssteigerung auf 81-94%. Höhere Wirkungsgrade durch Capex (ca. 90 %) ließen sich nicht mehr steigern. Zusätzlich wurden die Langzeiteffekte dieser Behandlungen im Frühjahr auf die nächsten Generationen des Wicklers untersucht: In den Kombinationsvarianten lag der Trieb- und Fruchtschaden signifikant niedriger als in den Capex-Varianten. Dies lässt auf eine zusätzliche verzögerte Mortalität in der Kombinationsvariante schließen. Als Grund dafür wird die Wirkung von NeemAzal-T/S auf die nächste Generation allein oder eine sich ergänzenden Langzeitwirkungen beider Präparate angesehen. Langzeitwirkung von Capex: Beobachtungen aus der Praxis warfen die Frage auf, ob durch eine Capex - Spritzung in geringer Konzentration im Sommer zusätzlich zur üblichen Frühjahrsspritzung in einer Wicklerpopulation ein höheres, aber subletales Viruspotential aufgebaut werden kann. In der Sommergeneration konnte eine Steigerung durch das Virus abgetöteter Larven von 8% (nur Frühjahrsbehandlung) auf 22% (mit zusätzlicher Sommerspritzung) festgestellt werden. Der Fruchtbefall konnte bei gleichem Ausgangsbefall von 0,6% auf 0,24% gesenkt werden und war daher für eine gesicherte Aussage zu gering, der Trend ist aber deutlich erkennbar. Dieser mehrfache Einsatz des Viruspräparats auf die verschiedenen Generationen von A. orana ist daher ein viel versprechender Strategieansatz. Häufigkeit, Zeitpunkte und Aufwandmengen der Virusbehandlung für eine optimale Regulierung des Schalenwicklers sind dafür in weiteren Versuchen und Langzeitstudien zu klären. KW - Biologischer Pflanzenschutz KW - Wickler KW - Fruchtschalenwickler KW - Apfelanbau KW - Nimprodukt KW - Entomopathogener Mikroorganismus KW - Baculoviren KW - Bacillus thu CY - Hohenheim PB - Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim AD - Garbenstr. 15, 70593 Stuttgart UR - http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2003/43 ER -