Universität Hohenheim
 

Eingang zum Volltext

Wipfler, Rosi

Untersuchungen zur Bedeutung und Lebensweise phytophager Thripse (Insecta, Thysanoptera) als Verursacher von Austriebsstörungen an Reben als Grundlage zur Entwicklung umweltschonender Bekämpfungskonzepte

Investigations of the biology of phytophagous thrips species (Insecta, Thysanoptera) causing growth depressions on grapevine as basics for the development of environmentally compatible protection strategies

Bitte beziehen Sie sich beim Zitieren dieses Dokumentes immer auf folgende
URN: urn:nbn:de:bsz:100-opus-2474
URL: http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2008/247/


pdf-Format:
Dokument 1.pdf (2.804 KB)
Dokument in Google Scholar suchen:
Social Media:
Delicious Diese Seite zu Mister Wong hinzufügen Studi/Schüler/Mein VZ Twitter Facebook Connect
Export:
Abrufstatistik:
SWD-Schlagwörter: Bekämpfung , Blasenfüße
Freie Schlagwörter (Deutsch): Thysanoptera , Reben , Austriebsstörungen , Artenspektrum
Freie Schlagwörter (Englisch): Thysanoptera , grapevine , stunted growth , species
Institut: Institut für Phytomedizin
Fakultät: Fakultät Naturwissenschaften
DDC-Sachgruppe: Landwirtschaft, Veterinärmedizin
Dokumentart: Dissertation
Hauptberichter: Zebitz, Claus P. W. Dr. Dr.
Sprache: Deutsch
Tag der mündlichen Prüfung: 26.09.2007
Erstellungsjahr: 2006
Publikationsdatum: 07.04.2008
 
Lizenz: Hohenheimer Lizenzvertrag Veröffentlichungsvertrag mit der Universitätsbibliothek Hohenheim ohne Print-on-Demand
 
Kurzfassung auf Deutsch: Ziel der vorliegenden Arbeit war die Erforschung grundlegender Aspekte der Biologie von schädlichen Thripsarten auf Weinreben. Die Ergebnisse sollten als Grundlage zur Entwicklung umweltschonender Bekämpfungsstrategien dienen.
In den Jahren 2002 bis 2004 wurde ein Monitoring befallener Rebanlagen in der Pfalz durchgeführt. Dabei wurden Erhebungen zum Populationsverlauf und zur Befallsstärke von Thripsen in verschiedenen Junganlagen und Rebschulen angestellt, und das durch Thripse verursachte Schadbild dokumentiert. Zur Bearbeitung der Frage, wie und wo Thripse im Weinberg überwintern, wurden verschiedene Erfassungstechniken zum Nachweis von Thripsen im Boden beziehungsweise am Rebstamm eingesetzt und getestet. Während der Vegetationsperiode wurden Erhebungen zur Flugaktivität von adulten Thripsen in verschiedenen Junganlagen und Rebschulen durchgeführt. Ein Vergleich der Thrips-Artenspektren von Rebanlagen, angrenzenden landwirtschaftlichen Kulturen und Gehölzzonen ermöglichte Rückschlüsse auf verschiedene Strategien der Besiedlung von Reben durch Thripse. Anhand von Bekämpfungsversuchen im Freiland wurden verschiedene Insektizide in ihrer Wirkung auf die beweglichen Thrips-Entwicklungsstadien auf Reben getestet.
Bezüglich des Artenspektrums auf Reben wurde entgegen der Erwartungen der Zwiebelthrips Thrips tabaci Lindeman - und nicht der Rebenthrips Drepanothrips reuteri Uzel - als Hauptverursacher der Schäden in der Pfalz nachgewiesen. Präferenzen für bestimmte Rebsorten wurden nicht festgestellt. Befall trat überwiegend in Rebschulen und Junganlagen auf. Insgesamt konnten 30 verschiedene Thripsarten auf Reben ermittelt werden. Die erarbeiteten Daten zur Befallsstärke und Phänologie stimmten nur bedingt mit den in der Literatur für D. reuteri beschriebenen Verhältnissen überein. In den untersuchten Rebanlagen der Pfalz wurde nur ein Frühjahrsbefall nachgewiesen. Ab Mitte/Ende Juni wurde in allen drei Versuchsjahren ein starker Rückgang von Thripspopulationen auf Reben festgestellt. Ursachen hierfür sind hauptsächlich in einer Abwanderung des polyphagen T. tabaci auf andere Wirtspflanzen zu suchen. Durch die genaue Beschreibung des durch Thripse verursachten Schadbildes konnten Ergänzungen zu bereits beschriebenen Schadsymptomen gemacht werden. Darüber hinaus war es möglich, weitere Abgrenzungen zu anderweitig verursachten Schadbildern vorzunehmen.
Im Verlauf der Arbeit konnte der Nachweis erbracht werden, dass verschiedene Thripsarten an Rebholz und im Boden von Rebflächen überwintern, was eine Wiederbesiedlung der Triebe im Frühjahr ermöglicht. Mit Hilfe von Gelbschalenversuchen wurde nachgewiesen, dass die Windverdriftung und die aktive Einwanderung von Thripsen aus landwirtschaftlichen Kulturen für den Befallsverlauf auf Reben von großer Bedeutung sind. Dabei haben sich Rebschulen als besonders gefährdet erwiesen, da sie meist außerhalb des Rebgebietes liegen und von Ackerland umgeben sind. Eine Übertragung von Thripsen durch Pflanzgut konnte im Rahmen der Arbeit nicht nachgewiesen werden. Der Einfluss von Gehölzzonen auf das Thrips-Artenspektrum in Rebanlagen spielte nur eine untergeordnete Rolle, bedarf aber weiterführender Untersuchungen. Ebenso sollte der Frage nach dem Einfluss von Kulturmaßnahmen auf die Befallsstärke und Phänologie von Thripsen in Rebanlagen nachgegangen werden.
Eine Bekämpfung von Thripsen im Freiland hat sich mit den Wirkstoffen Spinosad, Abamectin und Imidacloprid als wirksam erwiesen. Für Junganlagen werden zwei Frühjahrsbehandlungen, einmal gegen die Adulten Anfang Mai, und einmal gegen die Larven 14 bis 21 Tage später empfohlen. Bekämpfungsmaßnahmen sind bei Befall von mehr als einem Thrips pro Trieb im ES BBCH 09 bis 13 beziehungsweise einem Thrips pro Blatt im ES BBCH 14 bis 17 empfehlenswert. Vorbeugende Bekämpfungsmaßnahmen sind sinnvoll
1. für Rebschulen kurz nach dem Einschulen, wenn eine Gefährdung durch angrenzende landwirtschaftliche Kulturen besteht, die nachweislich Thripsbefall aufweisen und
2. zu Austriebsbeginn für Junganlagen im Pflanzjahr beziehungsweise für zweijährige Anlagen, insbesondere dann wenn ein starker Vorjahresbefall vorlag und keine Raubmilben vorhanden sind.
Bekämpfungsversuche im Labor konnten nicht durchgeführt werden, da keine Thripszucht zur Bereitstellung von ausreichend Thripsmaterial aufgebaut werden konnte. Die Ergebnisse dieser Arbeit trugen dazu bei, dass die Wirkstoffe Imidacloprid und Abamectin im Jahr 2006 eine Genehmigung im Rahmen der Lückenindikation nach § 18a PflSchG für eine Thripsbekämpfung im Weinbau erhielten.
 
Kurzfassung auf Englisch: Aim of this study was to gain basic knowledge of the biology of thrips pest species on grapevine. The results should provide the basics to develop environmentally compatible protection strategies.
From 2002 to 2004, a monitoring of thrips infested vineyards was done in the vine growing region Palatinate. Thrips population dynamics and level of infestation were investigated in different newly planted vineyards and nurseries, as well as the damage caused by thrips. To answer the question, how and where thrips hibernate in vineyards, different collection techniques were tested to detect thrips in the soil and underneath the bark of vines. During the vegetation period, the flight activity of thrips was monitored in different vineyards and nurseries. Thrips species of vineyards, surrounding crops and shrubberies were compared to reveal possible ways of infestation by thrips on grapevine. Different insecticides were tested to control adult thrips and larvae in the field.
Considering the collected thrips species, most striking result was the dominant abundance of the onion thrips, Thrips tabaci Lindeman, which caused most of the damage. The expected grapvine thrips Drepanothrips reuteri Uzel was of minor importance. Preferences for different grapevine varieties could not be found. Infestation mainly appeared in nurseries and newly planted vineyards. 30 different thrips species could be detected on grapevine. The results on level of infestation and phenology corresponded mostly with the literature data on D. reuteri. In the investigated vineyards, infestation was only detected in spring. In three years of investigation, infestation rates decreased from the middle of June onwards. The reason was mainly a migration of the polyphagous T. tabaci to other host plants. The detailed description and documentation of thrips infestation symptoms resulted in additions to already known symptoms. It was also possible to make further differentiations to infestation symptoms not caused by thrips.
During the investigations it could be proved that different thrips species overwinter underneath the bark of vines and in the soil of vineyards. Therefore, thrips can rapidly infest vines in the following spring. Field experiments with yellow water traps showed that airborne adult thrips and thrips that actively migrate from surrounding crops are of major importance for the infestation of grapevines. Nurseries showed an increased risk of infestation, because they are usually located outside the grapevine areas and are surrounded by other crops. In this study it was not possible to gain any hint that thrips are transferred by grafted vine cuttings. The influence of shrubberies on thrips species in vineyards was of minor importance but needs further studying. It would also be of interest to investigate the influence of different culture techniques on the level of infestation and the phenology of thrips in vineyards.
The insecticidal compounds spinosad, abamectin and imidacloprid proved to be effective to control thrips in the field. For newly planted vineyards, two treatments are recommended in spring: first against adult thrips at the beginning of May, and the second against the hatched larvae 14 to 21 days later. Treatment is necessary at levels of infestation of more than one thrips per shoot at the grapevine developmental stage BBCH 09 to 13, and with more than one thrips per leave at BBCH 14 to 17, respectively. Preventive treatment is recommended
1. for newly planted nurseries, if there is an increased risk of infestation because of surrounding crops with detected thrips infestation, and
2. at the beginning of budding for newly planted vineyards and one year old vineyards, especially if there was thrips infestation in the previous year and if predatory mites are absent.
Control experiments in the laboratory could not be done, because it was not possible to establish a thrips colony to supply enough thrips material. The results of this study contributed to the approval of the compounds imidacloprid and abamectin for minor uses to control thrips on grapevine in 2006.

    © 1996 - 2016 Universität Hohenheim. Alle Rechte vorbehalten.  10.01.24