RT Dissertation/Thesis T1 Untersuchungen zur Bedeutung und Lebensweise phytophager Thripse (Insecta, Thysanoptera) als Verursacher von Austriebsstörungen an Reben als Grundlage zur Entwicklung umweltschonender Bekämpfungskonzepte A1 Wipfler,Rosi WP 2008/04/07 AB Ziel der vorliegenden Arbeit war die Erforschung grundlegender Aspekte der Biologie von schädlichen Thripsarten auf Weinreben. Die Ergebnisse sollten als Grundlage zur Entwicklung umweltschonender Bekämpfungsstrategien dienen. In den Jahren 2002 bis 2004 wurde ein Monitoring befallener Rebanlagen in der Pfalz durchgeführt. Dabei wurden Erhebungen zum Populationsverlauf und zur Befallsstärke von Thripsen in verschiedenen Junganlagen und Rebschulen angestellt, und das durch Thripse verursachte Schadbild dokumentiert. Zur Bearbeitung der Frage, wie und wo Thripse im Weinberg überwintern, wurden verschiedene Erfassungstechniken zum Nachweis von Thripsen im Boden beziehungsweise am Rebstamm eingesetzt und getestet. Während der Vegetationsperiode wurden Erhebungen zur Flugaktivität von adulten Thripsen in verschiedenen Junganlagen und Rebschulen durchgeführt. Ein Vergleich der Thrips-Artenspektren von Rebanlagen, angrenzenden landwirtschaftlichen Kulturen und Gehölzzonen ermöglichte Rückschlüsse auf verschiedene Strategien der Besiedlung von Reben durch Thripse. Anhand von Bekämpfungsversuchen im Freiland wurden verschiedene Insektizide in ihrer Wirkung auf die beweglichen Thrips-Entwicklungsstadien auf Reben getestet. Bezüglich des Artenspektrums auf Reben wurde entgegen der Erwartungen der Zwiebelthrips Thrips tabaci Lindeman - und nicht der Rebenthrips Drepanothrips reuteri Uzel - als Hauptverursacher der Schäden in der Pfalz nachgewiesen. Präferenzen für bestimmte Rebsorten wurden nicht festgestellt. Befall trat überwiegend in Rebschulen und Junganlagen auf. Insgesamt konnten 30 verschiedene Thripsarten auf Reben ermittelt werden. Die erarbeiteten Daten zur Befallsstärke und Phänologie stimmten nur bedingt mit den in der Literatur für D. reuteri beschriebenen Verhältnissen überein. In den untersuchten Rebanlagen der Pfalz wurde nur ein Frühjahrsbefall nachgewiesen. Ab Mitte/Ende Juni wurde in allen drei Versuchsjahren ein starker Rückgang von Thripspopulationen auf Reben festgestellt. Ursachen hierfür sind hauptsächlich in einer Abwanderung des polyphagen T. tabaci auf andere Wirtspflanzen zu suchen. Durch die genaue Beschreibung des durch Thripse verursachten Schadbildes konnten Ergänzungen zu bereits beschriebenen Schadsymptomen gemacht werden. Darüber hinaus war es möglich, weitere Abgrenzungen zu anderweitig verursachten Schadbildern vorzunehmen. Im Verlauf der Arbeit konnte der Nachweis erbracht werden, dass verschiedene Thripsarten an Rebholz und im Boden von Rebflächen überwintern, was eine Wiederbesiedlung der Triebe im Frühjahr ermöglicht. Mit Hilfe von Gelbschalenversuchen wurde nachgewiesen, dass die Windverdriftung und die aktive Einwanderung von Thripsen aus landwirtschaftlichen Kulturen für den Befallsverlauf auf Reben von großer Bedeutung sind. Dabei haben sich Rebschulen als besonders gefährdet erwiesen, da sie meist außerhalb des Rebgebietes liegen und von Ackerland umgeben sind. Eine Übertragung von Thripsen durch Pflanzgut konnte im Rahmen der Arbeit nicht nachgewiesen werden. Der Einfluss von Gehölzzonen auf das Thrips-Artenspektrum in Rebanlagen spielte nur eine untergeordnete Rolle, bedarf aber weiterführender Untersuchungen. Ebenso sollte der Frage nach dem Einfluss von Kulturmaßnahmen auf die Befallsstärke und Phänologie von Thripsen in Rebanlagen nachgegangen werden. Eine Bekämpfung von Thripsen im Freiland hat sich mit den Wirkstoffen Spinosad, Abamectin und Imidacloprid als wirksam erwiesen. Für Junganlagen werden zwei Frühjahrsbehandlungen, einmal gegen die Adulten Anfang Mai, und einmal gegen die Larven 14 bis 21 Tage später empfohlen. Bekämpfungsmaßnahmen sind bei Befall von mehr als einem Thrips pro Trieb im ES BBCH 09 bis 13 beziehungsweise einem Thrips pro Blatt im ES BBCH 14 bis 17 empfehlenswert. Vorbeugende Bekämpfungsmaßnahmen sind sinnvoll 1. für Rebschulen kurz nach dem Einschulen, wenn eine Gefährdung durch angrenzende landwirtschaftliche Kulturen besteht, die nachweislich Thripsbefall aufweisen und 2. zu Austriebsbeginn für Junganlagen im Pflanzjahr beziehungsweise für zweijährige Anlagen, insbesondere dann wenn ein starker Vorjahresbefall vorlag und keine Raubmilben vorhanden sind. Bekämpfungsversuche im Labor konnten nicht durchgeführt werden, da keine Thripszucht zur Bereitstellung von ausreichend Thripsmaterial aufgebaut werden konnte. Die Ergebnisse dieser Arbeit trugen dazu bei, dass die Wirkstoffe Imidacloprid und Abamectin im Jahr 2006 eine Genehmigung im Rahmen der Lückenindikation nach § 18a PflSchG für eine Thripsbekämpfung im Weinbau erhielten. K1 Bekämpfung K1 Blasenfüße K1 Austriebsstörungen K1 Artenspektrum PP Hohenheim PB Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim UL http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2008/247