Universität Hohenheim
 

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Günthner, Pia

Das Verhalten von Mastputen bei unterschiedlicher Besatzdichte und Einstreuart

The behaviour of turkeys under different stocking densities and litter material

Bitte beziehen Sie sich beim Zitieren dieses Dokumentes immer auf folgende
URN: urn:nbn:de:bsz:100-opus-8648
URL: http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2013/864/


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SWD-Schlagwörter: Einstreu
Freie Schlagwörter (Deutsch): Puten , Besatzdicht , Verhalten
Freie Schlagwörter (Englisch): turkey , stocking density , behaviour , litter
Institut: Institut für Tierhaltung und Tierzüchtung
Fakultät: Fakultät Agrarwissenschaften
DDC-Sachgruppe: Landwirtschaft, Veterinärmedizin
Dokumentart: Dissertation
Hauptberichter: Bessei, Werner Prof. Dr. sc. agr. Dr. h.c.
Sprache: Deutsch
Tag der mündlichen Prüfung: 14.12.2012
Erstellungsjahr: 2013
Publikationsdatum: 26.09.2013
 
Lizenz: Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer Creative Commons-Lizenz lizenziert.
 
Kurzfassung auf Deutsch: Die Europäische Union bereitet eine Haltungsverordnung für Puten vor, die in Deutschland die freiwillige Vereinbarung ersetzen soll. Die vorliegende Untersuchung soll wissenschaftliche Grundlagen zum Verhalten der Puten bei unterschiedlichen Besatzdichten liefern, um somit die bevorstehende Revision der Vereinbarung zu unterstützen. In der vorliegenden Arbeit wurden in 2 Mast-Durchgängen (Winter und Sommer) das Verhalten von Puten der Linie B.U.T. Big 6 bei unterschiedlichen Besatzdichten und Einstreuarten untersucht. Die weiblichen und männlichen Tiere wurden in zwei separaten Räumen des gleichen Stallgebäudes gemästet. Die 32 Abteile waren identisch aufgebaut. Es wurden 16 Abteile mit männlichen und 16 Abteile mit weiblichen Tieren belegt. Jeweils 16 Abteile pro Geschlecht wurden so aufgeteilt, dass für jede Versuchsvariante 4 Abteile zur Verfügung standen. In der 1. Versuchsvariante wurden drei unterschiedliche Besatzdichten (Niedrig ? Mittel ? Hoch) bei gleichem Einstreumanagement (1. und 2. Futterphase Hobelspäne und ab der 3. Futterphase Stroh) beobachtet. In der 2. Versuchsvariante wurden 4 Abteile mit der mittleren Besatzdichte belegt. Allerdings wurden als Einstreumaterial während der gesamten Mast Hobelspäne verwendet. Das Verhalten der Tiere wurde über Direktbeobachtung und Videoaufnahmen erfasst. Die Direktbeobachtungen begannen in beiden Durchgängen in der 2. Futterphase (ab 2. LW) und wurden bis zur Schlachtung in jeder Phase durchgeführt. Dabei wurden folgende Verhaltensmerkmale im Time-Sampling-Verfahren beobachtet: Fressen, Trinken, Fortbewegung, Sitzen/Liegen, Stehen, Bodenpicken/Scharren, Sandbaden, Federputzen, Federpicken, Wunden Bepicken und Aggressive Handlungen. Zusätzlich wurden in jeder Futterphase Videos aufgenommen. Auf der Grundlage des Videomaterials wurden die Verhaltensdauern folgender Merkmale ausgewertet: Fressen, Trinken, Sitzen/Liegen, Stehen, Federputzen im Sitzen und Federputzen im Stehen. Im 2. Durchgang wurde zusätzlich die Einstreutemperatur gemessen. Die Stalltemperatur, das Lebendgewicht, der Wasserverbrauch und der Futterverbrauch der Tiere wurden automatisch erfasst. Im 1. Durchgang führten die Tiere der niedrigen Besatzdichte signifikant häufiger und länger Sitzen/Liegen aus als die Tiere in der hohen Besatzdichte. Federputzen trat in beiden Durchgängen in der niedrigen Besatzdichte signifikant häufiger auf als in den beiden anderen Besatzdichten. Dieses Verhalten ist auf die seltenere Störung durch umherlaufende Artgenossen bedingt. Mit zunehmender Besatzdichte stieg die Einstreutemperatur an. In der niedrigen Besatzdichte zeigten die Tiere signifikant häufiger Federpicken und Federputzen und tendenziell auch häufiger Sandbaden als die Tiere in den beiden anderen Besatzdichten. Bei allen anderen Verhaltensmerkmalen konnte kein signifikanter Einfluss der Besatzdichte nachgewiesen werden. Bei den Produktionskennzahlen konnten signifikante Unterschiede nur im 2. Durchgang festgestellt werden. In der niedrigen Besatzdichte wiesen die Tiere eine signifikant höhere Futteraufnahme auf als in der hohen Besatzdichte. Die Zunahmen waren bei der niedrigen Besatzdichte signifikant höher und der Quotient von Wasser zu Futter geringer als bei der mittleren und hohen Besatzdichte. Der Rückgang des Quotienten von Wasser zu Futter ist auf die mit abnehmender Besatzdichte abnehmende Einstreutemperatur zurückzuführen. Die Tiere, welche auf Hobelspänen gehalten wurden, zeigten im 1. Durchgang signifikant und im 2. Durchgang tendenziell häufiger Fressen als die Tiere auf Stroheinstreu. Es wird vermutet, dass die auf Hobelspänen gehaltenen Tiere das Futter auch als Beschäftigungsmaterial verwendeten und somit Futter vergeudeten. Auf Hobelspäne/Stroh gehaltene Tiere dagegen nutzen das Stroh als Beschäftigungsmaterial. In beiden Durchgängen wurde beobachtet, dass auf Hobelspänen gehaltene Tiere signifikant häufiger Federpicken und tendenziell seltener Bodenpicken/Scharren zeigten als die Tiere auf Hobelspäne/Stroh. Dieses Ergebnis legt die Vermutung nahe, dass Federpicken zum Teil auch als fehlgeleitetes Bodenpicken interpretiert werden kann. Bei den anderen Produktionskennzahlen konnte kein signifikanter Effekt der Einstreuart nachgewiesen werden. In beiden Durchgängen zeigten in allen Versuchsvarianten die männlichen Tiere eine signifikant höhere Futteraufnahme, Zunahme und einen höheren Wasserverbrauch als die weiblichen Tiere. Die Futterverwertung war bei den männlichen Tiere signifikant besser als bei den weiblichen Tieren. Die männlichen Tiere zeigten in beiden Durchgängen signifikant häufiger und in der 4. Futterphase auch signifikant länger Sitzen/Liegen als die weiblichen Tiere. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die männlichen Tiere ein höheres Gewicht aufwiesen und aufgrund der geringeren Besatzdichte die Störung durch umherlaufende Artgenossen geringer war als bei den weiblichen Tieren. Zudem war die Einstreutemperatur bei den weiblichen Tieren höher. Unter dem Einfluss der höheren Einstreutemperatur wurde ein häufiges Aufstehen beobachtet. Dies dient offensichtlich dazu, die Wärmebelastung zu reduzieren. Federputzen wurde im 1. Durchgang signifikant und im 2. Durchgang tendenziell häufiger von den männlichen Tieren ausgeführt. Im 2. Durchgang wurde bei den weiblichen Tieren mehr Federpicken bei signifikant geringerem Bodenpicken/Scharren beobachtet. Dies bestätigt die Hypothese, wonach Federpicken ein fehlgeleitetes Bodenpicken darstellt.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Besatzdichte im geprüften Bereich im Verhältnis zu den anderen Faktoren wie Alter, Jahreszeit, Geschlecht und Einstreutemperatur einen nur geringen Einfluss auf das Verhalten der Tiere hat.
 
Kurzfassung auf Englisch: There exists at present no legal regulation concerning housing and management of commercial turkey production in Europe. The European Commission is working on a directive of keeping fattening turkeys. In Germany is a voluntary agreement of turkey producers, animal protection societies and governmental authorities, which provides standards and minimum requirements for adequate turkey rearing. These standards, however, are still being debated. Especially the stocking density is considered too high. The present study was carried out to provide scientific information on the behaviour of turkeys under different stocking densities, and thus, to support the revision of the voluntary agreement on turkey keeping.
The turkeys (B.U.T. Big 6) were kept in an experimental turkey house. The male and female birds were kept in two separate parts of the same building. Each part contained 16 identical pens. The males were raised up to the 21 weeks of age and received a commercial pelleted turkey diet in 7 feeding phases. The females were raised upt to 16 weeks and received 6 feeding phases. Three different stocking densities were testet: low, intermediate and high. The existing recommendations of stocking density for males and females of the voluntary agreement were chosen as intermediate density. All birds were kept on wood shavings as litter from day-old to 5 weeks of age. From the 6th week of age (which correspond to the 3rd feeding phase) onwards chopped straw was spread as required to maintain good litter quality. In one additional treatment wood shavings instead of straw were spread throughout the fattening period. The intermediate stocking density of males and females was used for this treatment. Hence the experimental setup consisted of 4 treatments within both sexes. Direct behavioural observations were carried out by 4 trained observers. The direct observations started with the 2nd feeding phase and continued untill the end of the fattening period. Feeding, drinking, walking, sitting/lying, standing, litter pecking/scratching, dust bathing, preening, feather pecking, wound pecking and aggressive pecking were recorded using time sampling technique. In addition all pens were video-recorded in the weeks before or after the direct observations. The duration of the different behaviours were measured using the video records. Feed consumption, water consumption, body weight development and temperature inside the stables were recorded continuously. The experiment was repeated with a second batch of birds using the same experimental layout and the same criteria as in the first batch. Litter temperature was additionally recorded in the second batch.
In the first batch the frequency and duration of sitting/lying was significantly higher at the lower stocking density as compared to the stocking density. This could by explained by physical disturbance of resting birds at the higher stocking density. The higher litter temperature under high stocking density might also have interrupted the sitting phases of the birds. At the lower stocking density there were significantly more preening, feather pecking and a non-significantly higher level of dust bathing than in the higher stocking density. The opposite result has been expected with regard to feather pecking. This supports the result of other publications which reported an interrelationship of comfort behaviours, such as preening and dust bathing, and feather pecking. The effect of stocking density was not significant for all other behaviours. This shows that stocking density in the tested range has little influence on the behaviour growing turkeys. Feed intake growth rate and the water : feed ratio were lower at the lower stocking density. The lower water : feed ratio indicated that the reduction of feed intake and growth rate with increasing stocking density is influenced by higher litter temperature. The turkeys raised on wood shavings from the 3rd feeding phase onwards showed significantly more feeding behaviour than those kept on straw in the first batch, and a similar tendency in the second batch. They also pecked significantly more the feathers of their pen mates in both batches. The higher feeding behaviour of the birds kept on wood shavings coincided with a significantly higher feed intake only in the second batch. All other performance traits did not significantly respond to the different litter types. The higher feeding behaviour and feed intake of turkeys kept on wood shavings was explained by a compensatory activity to litter pecking: straw as litter obviously presents a higher stimulus for exploratory litter pecking than wood shavings. The lower feather pecking activity of the turkeys kept on straw can be explained by the same effect. Feather pecking as substitute of litter pecking has been reported in the literature for turkeys and other poultry species.
Sitting/lying behaviour was consistently higher in male than in female birds in both batches. The causes of this effect can be manifold. The higher body weight may reduce the ability of standing and thus increase sitting/lying. The lower group size and lower stocking density in the males may have led to less disturbances and allowed more resting behaviour. Finally the higher litter temperature observed in the female pens may have reduced the time spent sitting/lying in the females. Males showed significantly more litter pecking and scratching in both batches. Preening was higher and feather pecking was lower in males. This effect was significant in at least one batch. The inverse relationships between litter pecking and feather pecking among males and females are consistent with the effect of litter on these behaviours.
In conclusion, the effect of stocking density in the range tested in the present experiment was relatively small as compared to other factors, such as age, season, sex and Litter temperature.

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