TY - THES T1 - Das Verhalten von Mastputen bei unterschiedlicher Besatzdichte und Einstreuart A1 - Günthner,Pia Y1 - 2013/09/26 N2 - Die Europäische Union bereitet eine Haltungsverordnung für Puten vor, die in Deutschland die freiwillige Vereinbarung ersetzen soll. Die vorliegende Untersuchung soll wissenschaftliche Grundlagen zum Verhalten der Puten bei unterschiedlichen Besatzdichten liefern, um somit die bevorstehende Revision der Vereinbarung zu unterstützen. In der vorliegenden Arbeit wurden in 2 Mast-Durchgängen (Winter und Sommer) das Verhalten von Puten der Linie B.U.T. Big 6 bei unterschiedlichen Besatzdichten und Einstreuarten untersucht. Die weiblichen und männlichen Tiere wurden in zwei separaten Räumen des gleichen Stallgebäudes gemästet. Die 32 Abteile waren identisch aufgebaut. Es wurden 16 Abteile mit männlichen und 16 Abteile mit weiblichen Tieren belegt. Jeweils 16 Abteile pro Geschlecht wurden so aufgeteilt, dass für jede Versuchsvariante 4 Abteile zur Verfügung standen. In der 1. Versuchsvariante wurden drei unterschiedliche Besatzdichten (Niedrig ? Mittel ? Hoch) bei gleichem Einstreumanagement (1. und 2. Futterphase Hobelspäne und ab der 3. Futterphase Stroh) beobachtet. In der 2. Versuchsvariante wurden 4 Abteile mit der mittleren Besatzdichte belegt. Allerdings wurden als Einstreumaterial während der gesamten Mast Hobelspäne verwendet. Das Verhalten der Tiere wurde über Direktbeobachtung und Videoaufnahmen erfasst. Die Direktbeobachtungen begannen in beiden Durchgängen in der 2. Futterphase (ab 2. LW) und wurden bis zur Schlachtung in jeder Phase durchgeführt. Dabei wurden folgende Verhaltensmerkmale im Time-Sampling-Verfahren beobachtet: Fressen, Trinken, Fortbewegung, Sitzen/Liegen, Stehen, Bodenpicken/Scharren, Sandbaden, Federputzen, Federpicken, Wunden Bepicken und Aggressive Handlungen. Zusätzlich wurden in jeder Futterphase Videos aufgenommen. Auf der Grundlage des Videomaterials wurden die Verhaltensdauern folgender Merkmale ausgewertet: Fressen, Trinken, Sitzen/Liegen, Stehen, Federputzen im Sitzen und Federputzen im Stehen. Im 2. Durchgang wurde zusätzlich die Einstreutemperatur gemessen. Die Stalltemperatur, das Lebendgewicht, der Wasserverbrauch und der Futterverbrauch der Tiere wurden automatisch erfasst. Im 1. Durchgang führten die Tiere der niedrigen Besatzdichte signifikant häufiger und länger Sitzen/Liegen aus als die Tiere in der hohen Besatzdichte. Federputzen trat in beiden Durchgängen in der niedrigen Besatzdichte signifikant häufiger auf als in den beiden anderen Besatzdichten. Dieses Verhalten ist auf die seltenere Störung durch umherlaufende Artgenossen bedingt. Mit zunehmender Besatzdichte stieg die Einstreutemperatur an. In der niedrigen Besatzdichte zeigten die Tiere signifikant häufiger Federpicken und Federputzen und tendenziell auch häufiger Sandbaden als die Tiere in den beiden anderen Besatzdichten. Bei allen anderen Verhaltensmerkmalen konnte kein signifikanter Einfluss der Besatzdichte nachgewiesen werden. Bei den Produktionskennzahlen konnten signifikante Unterschiede nur im 2. Durchgang festgestellt werden. In der niedrigen Besatzdichte wiesen die Tiere eine signifikant höhere Futteraufnahme auf als in der hohen Besatzdichte. Die Zunahmen waren bei der niedrigen Besatzdichte signifikant höher und der Quotient von Wasser zu Futter geringer als bei der mittleren und hohen Besatzdichte. Der Rückgang des Quotienten von Wasser zu Futter ist auf die mit abnehmender Besatzdichte abnehmende Einstreutemperatur zurückzuführen. Die Tiere, welche auf Hobelspänen gehalten wurden, zeigten im 1. Durchgang signifikant und im 2. Durchgang tendenziell häufiger Fressen als die Tiere auf Stroheinstreu. Es wird vermutet, dass die auf Hobelspänen gehaltenen Tiere das Futter auch als Beschäftigungsmaterial verwendeten und somit Futter vergeudeten. Auf Hobelspäne/Stroh gehaltene Tiere dagegen nutzen das Stroh als Beschäftigungsmaterial. In beiden Durchgängen wurde beobachtet, dass auf Hobelspänen gehaltene Tiere signifikant häufiger Federpicken und tendenziell seltener Bodenpicken/Scharren zeigten als die Tiere auf Hobelspäne/Stroh. Dieses Ergebnis legt die Vermutung nahe, dass Federpicken zum Teil auch als fehlgeleitetes Bodenpicken interpretiert werden kann. Bei den anderen Produktionskennzahlen konnte kein signifikanter Effekt der Einstreuart nachgewiesen werden. In beiden Durchgängen zeigten in allen Versuchsvarianten die männlichen Tiere eine signifikant höhere Futteraufnahme, Zunahme und einen höheren Wasserverbrauch als die weiblichen Tiere. Die Futterverwertung war bei den männlichen Tiere signifikant besser als bei den weiblichen Tieren. Die männlichen Tiere zeigten in beiden Durchgängen signifikant häufiger und in der 4. Futterphase auch signifikant länger Sitzen/Liegen als die weiblichen Tiere. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die männlichen Tiere ein höheres Gewicht aufwiesen und aufgrund der geringeren Besatzdichte die Störung durch umherlaufende Artgenossen geringer war als bei den weiblichen Tieren. Zudem war die Einstreutemperatur bei den weiblichen Tieren höher. Unter dem Einfluss der höheren Einstreutemperatur wurde ein häufiges Aufstehen beobachtet. Dies dient offensichtlich dazu, die Wärmebelastung zu reduzieren. Federputzen wurde im 1. Durchgang signifikant und im 2. Durchgang tendenziell häufiger von den männlichen Tieren ausgeführt. Im 2. Durchgang wurde bei den weiblichen Tieren mehr Federpicken bei signifikant geringerem Bodenpicken/Scharren beobachtet. Dies bestätigt die Hypothese, wonach Federpicken ein fehlgeleitetes Bodenpicken darstellt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Besatzdichte im geprüften Bereich im Verhältnis zu den anderen Faktoren wie Alter, Jahreszeit, Geschlecht und Einstreutemperatur einen nur geringen Einfluss auf das Verhalten der Tiere hat. KW - Einstreu KW - Besatzdicht KW - Verhalten CY - Hohenheim PB - Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim AD - Garbenstr. 15, 70593 Stuttgart UR - http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2013/864 ER -