Universität Hohenheim
 

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Brückner, Lara

Lokale Kommunikation und Lokalmedien im Online-Zeitalter : Kommunikationsräume im Stadt-Land-Vergleich

Local communication and local media in the online age : communication spaces in urban and rural areas

Bitte beziehen Sie sich beim Zitieren dieses Dokumentes immer auf folgende
URN: urn:nbn:de:bsz:100-opus-18599
URL: http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2021/1859/


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SWD-Schlagwörter: Lokale Massenmedien , Lokalberichterstattung
Freie Schlagwörter (Deutsch): Kommunikationsraum , Netzwerk , Qualitative Netzwerkanalyse
Freie Schlagwörter (Englisch): local media , local journalism , communication space , network , qualitative network analysis
Institut: Institut für Kommunikationswissenschaft
Fakultät: Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
DDC-Sachgruppe: Nachrichtenmedien, Journalismus, Verlagswesen
Dokumentart: Dissertation
Hauptberichter: Schweiger, Wolfgang Prof. Dr.
Sprache: Deutsch
Tag der mündlichen Prüfung: 05.10.2020
Erstellungsjahr: 2021
Publikationsdatum: 31.03.2021
 
Lizenz: Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer Creative Commons-Lizenz lizenziert.
 
Kurzfassung auf Deutsch: Obwohl die demokratietheoretische Bedeutung der kommunalen Ebene unbestritten ist, wurde bisher kaum erforscht, wie sich lokale Kommunikationsräume im Online-Zeitalter gestalten. Hier setzt die vorliegende Arbeit an und untersucht vergleichend lokale Kommunikationsräume in urbanen und ländlichen Kontexten. Dazu wurde zunächst ein theoretisches Rahmenmodell basierend auf raumsoziologischen und (neueren) öffentlichkeitstheoretische Überlegungen entwickelt; es unterscheidet eine Ordnungs- und eine Handlungsdimension von Kommunikationsräumen: Die Ordnungsdimension umfasst Kommunikationsstrukturen auf Makro , Meso- und Mikroebene (z. B. den Wettbewerb im lokalen Zeitungsmarkt oder Kommunikationsressourcen von Akteuren); die Handlungsdimension umfasst das beobachtbare kommunikative Handeln und lässt sich anhand von zwei Aspekten charakterisieren, dazu gehören die Kommunikationsnetzwerke von Akteuren sowie deren öffentliche Kommunikation mit einem dispersen Publikum. Anschließend wurden n=49 Leitfadeninterviews mit Journalisten und interessengeleiteten Akteuren (Politikern, Verwaltungsmitarbeitern, aktiven Bürgern usw.) zu insgesamt sechs Themen aus drei Städten – zwei Großstädten und einer kleinen Mittelstadt – geführt. Die Akteure wurden dazu befragt, wie sie mit anderen Akteuren und den Bürgern zu lokalpolitischen Themen kommunizieren und welche Rolle klassische lokaljournalistische Medien dabei (noch) spielen.
Es zeigt sich, dass in allen untersuchten Kommunikationsräumen die lokale bzw. regionale Tageszeitung als wichtigstes Lokalmedium dominiert: Aus der Sicht der Akteure ist die Zeitung nach wie vor das zentrale Medium, mit dem sie die Bürger informieren und dabei auch Menschen außerhalb ihrer themenspezifischen Communities und Filterblasen erreichen. Sie schreiben der Zeitung außerdem einen großen Einfluss auf die öffentliche Meinung und – insbesondere in den Großstädten – auf die politische Entscheidungsfindung zu. Gleichzeitig nehmen die Akteure wahr, dass die Reichweiten der Zeitungen stetig sinken und diese vor allem junge Menschen kaum noch erreichen. Auch wenn sie nicht als Ersatz für die Lokalzeitungen gesehen werden, sind reine Online-Angebote und Blogs für die Akteure nützliche Kanäle, um jüngere und thematisch besonders interessierte Menschen anzusprechen.
In den ländlichen Kommunikationsräumen dominieren Akteure, die bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit auf klassische Medien- und Pressearbeit fokussieren. Digitale Tools und Kanäle werden kaum genutzt – weder für die Öffentlichkeitsarbeit, noch für die Kommunikation mit anderen Akteuren im Themenfeld. Die Akteure argumentieren einerseits mit Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes, andererseits mit mangelnden Ressourcen: Es fehlt z. B. an Zeit und Personal, um zusätzliche Online-Kanäle zu bespielen und Nutzerdiskussionen zu beobachten, gar zu moderieren; ein weiterer Aspekt ist das fehlende Know-How der meist älteren Kommunalpolitiker, Verwaltungsmitarbeiter und Journalisten im Umgang mit digitalen Tools. Akteure, die bewusst verschiedene Kommunikationskanäle (online und offline; Earned und Owned Media) orchestrieren, Wissen und Kompetenzen aus lokalen, regionalen und überregionalen Netzwerken (digital) zusammenführen und diese Netzwerke auch strategisch für ihre Öffentlichkeitsarbeit nutzen, sind insgesamt selten und überwiegend in den urbanen Kommunikationsräumen zu finden.
Interessengeleitete Akteure und Journalisten sollten sich die Netzwerklogik heutiger Kommunikationsräume noch stärker zu Nutze machen – das bedeutet z. B. für interessengeleitete Akteure, dass sie bei ihrer Kommunikationsarbeit nicht nur (Ressort-)Journalisten, sondern auch andere zentrale Netzwerknoten wie Blogger, Politiker und aktive Bürger im Blick haben und über themenspezifische Verteiler regelmäßig mit Informationen versorgen. Journalisten sollten sich als Ansprechpartner sichtbar machen, ihre Arbeit an die Erfordernisse der jeweiligen Kommunikationsnetzwerke anpassen (z. B. die Stimme wenig beachteter Akteure stärken, Argumente und Positionen von Akteuren zusammenführen, die bisher nicht in Austausch stehen) und verstärkt Möglichkeiten der (projektbezogenen) Zusammenarbeit mit anderen Medien prüfen, um Ressourcen bündeln und Lesern mit investigativen Inhalten neue Kaufanreize bieten zu können.
 
Kurzfassung auf Englisch: Although the theoretical importance of the municipal level is undisputed, little research has been done to date on how local communication spaces are shaped in the online age. This is where the present study comes in and comparatively examines local communication spaces in urban and rural contexts. To this end, a theoretical framework based on sociological theories and (more recent) theories of the public sphere has been developed; it distinguishes between a structuring and an action dimension of communication spaces. The structuring dimension comprises macro-, meso-, and micro-level communication structures (e.g., competition in the local newspaper market or communication resources of actors). The action dimension comprises observable communicative action and can be characterized by two aspects: the communication networks of actors and their public communication with a large audience. Subsequently, n=49 guideline interviews with journalists and interest-led actors (politicians, administrative staff, active citizens, etc.) have been conducted on a total of six topics in three municipalities – two large cities and one small town. The actors were asked how they communicate with other actors and citizens on local political issues and what role traditional local media (still) play in this process.
In all the communication spaces studied, the local or regional daily newspaper domi-nates as the most important local medium. From the point of view of the actors, the newspaper is still the central medium with which they inform citizens and reach people outside their topic-specific communities and filter bubbles. They also attribute to the newspaper a great influence on public opinion and – especially in the large cities – political decision-making. At the same time, the actors perceive that the newspapers reach is constantly decreasing and that they hardly reach young people in particular. Even if they are not seen as a substitute for local newspapers, online-only offers and blogs are useful channels for actors to address younger people who are particularly interested in the topic.
In rural communication areas, actors who focus their public relations on traditional media and the press dominate. Digital tools and channels are hardly used – neither for public relations nor for communicating with other actors in the field. On the one hand, the actors argue with concerns about the users’ privacy; on the other hand they argue a lack of resources. For example, there is a lack of time and personnel to use additional online channels and to observe or even moderate user discussions. Another aspect is the lack of know-how of the mostly older local politicians, administrative staff, and journalists in dealing with digital tools. Actors who deliberately orchestrate different communication channels (online and offline, earned and owned media), digitally bring together knowledge and expertise from local, regional, and national networks and use these networks strategically for their public relations work are generally rare and predominantly found in urban communication spaces.
Interest-led actors and journalists should make even greater use of the network logic of todays communication spaces. This means, for example, that interest-led actors should not only focus on journalists in their communication work but also on other central network nodes such as bloggers, politicians, and active citizens, and regularly provide them with information via topic-specific mailing lists. Journalists should make themselves visible as contact persons, adapt their work to the requirements of the respective communication networks - e.g., strengthen the voice of actors who receive little attention, bring together the arguments and positions of actors who have not been in contact so far - and more thoroughly examine options for (project-related) cooperation with other media in order to pool resources and create new buying incentives for readers by offering investigative content.

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