RT Dissertation/Thesis T1 Lokale Kommunikation und Lokalmedien im Online-Zeitalter : Kommunikationsräume im Stadt-Land-Vergleich A1 Brückner,Lara WP 2021/03/31 AB Obwohl die demokratietheoretische Bedeutung der kommunalen Ebene unbestritten ist, wurde bisher kaum erforscht, wie sich lokale Kommunikationsräume im Online-Zeitalter gestalten. Hier setzt die vorliegende Arbeit an und untersucht vergleichend lokale Kommunikationsräume in urbanen und ländlichen Kontexten. Dazu wurde zunächst ein theoretisches Rahmenmodell basierend auf raumsoziologischen und (neueren) öffentlichkeitstheoretische Überlegungen entwickelt; es unterscheidet eine Ordnungs- und eine Handlungsdimension von Kommunikationsräumen: Die Ordnungsdimension umfasst Kommunikationsstrukturen auf Makro , Meso- und Mikroebene (z. B. den Wettbewerb im lokalen Zeitungsmarkt oder Kommunikationsressourcen von Akteuren); die Handlungsdimension umfasst das beobachtbare kommunikative Handeln und lässt sich anhand von zwei Aspekten charakterisieren, dazu gehören die Kommunikationsnetzwerke von Akteuren sowie deren öffentliche Kommunikation mit einem dispersen Publikum. Anschließend wurden n=49 Leitfadeninterviews mit Journalisten und interessengeleiteten Akteuren (Politikern, Verwaltungsmitarbeitern, aktiven Bürgern usw.) zu insgesamt sechs Themen aus drei Städten – zwei Großstädten und einer kleinen Mittelstadt – geführt. Die Akteure wurden dazu befragt, wie sie mit anderen Akteuren und den Bürgern zu lokalpolitischen Themen kommunizieren und welche Rolle klassische lokaljournalistische Medien dabei (noch) spielen. Es zeigt sich, dass in allen untersuchten Kommunikationsräumen die lokale bzw. regionale Tageszeitung als wichtigstes Lokalmedium dominiert: Aus der Sicht der Akteure ist die Zeitung nach wie vor das zentrale Medium, mit dem sie die Bürger informieren und dabei auch Menschen außerhalb ihrer themenspezifischen Communities und Filterblasen erreichen. Sie schreiben der Zeitung außerdem einen großen Einfluss auf die öffentliche Meinung und – insbesondere in den Großstädten – auf die politische Entscheidungsfindung zu. Gleichzeitig nehmen die Akteure wahr, dass die Reichweiten der Zeitungen stetig sinken und diese vor allem junge Menschen kaum noch erreichen. Auch wenn sie nicht als Ersatz für die Lokalzeitungen gesehen werden, sind reine Online-Angebote und Blogs für die Akteure nützliche Kanäle, um jüngere und thematisch besonders interessierte Menschen anzusprechen. In den ländlichen Kommunikationsräumen dominieren Akteure, die bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit auf klassische Medien- und Pressearbeit fokussieren. Digitale Tools und Kanäle werden kaum genutzt – weder für die Öffentlichkeitsarbeit, noch für die Kommunikation mit anderen Akteuren im Themenfeld. Die Akteure argumentieren einerseits mit Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes, andererseits mit mangelnden Ressourcen: Es fehlt z. B. an Zeit und Personal, um zusätzliche Online-Kanäle zu bespielen und Nutzerdiskussionen zu beobachten, gar zu moderieren; ein weiterer Aspekt ist das fehlende Know-How der meist älteren Kommunalpolitiker, Verwaltungsmitarbeiter und Journalisten im Umgang mit digitalen Tools. Akteure, die bewusst verschiedene Kommunikationskanäle (online und offline; Earned und Owned Media) orchestrieren, Wissen und Kompetenzen aus lokalen, regionalen und überregionalen Netzwerken (digital) zusammenführen und diese Netzwerke auch strategisch für ihre Öffentlichkeitsarbeit nutzen, sind insgesamt selten und überwiegend in den urbanen Kommunikationsräumen zu finden. Interessengeleitete Akteure und Journalisten sollten sich die Netzwerklogik heutiger Kommunikationsräume noch stärker zu Nutze machen – das bedeutet z. B. für interessengeleitete Akteure, dass sie bei ihrer Kommunikationsarbeit nicht nur (Ressort-)Journalisten, sondern auch andere zentrale Netzwerknoten wie Blogger, Politiker und aktive Bürger im Blick haben und über themenspezifische Verteiler regelmäßig mit Informationen versorgen. Journalisten sollten sich als Ansprechpartner sichtbar machen, ihre Arbeit an die Erfordernisse der jeweiligen Kommunikationsnetzwerke anpassen (z. B. die Stimme wenig beachteter Akteure stärken, Argumente und Positionen von Akteuren zusammenführen, die bisher nicht in Austausch stehen) und verstärkt Möglichkeiten der (projektbezogenen) Zusammenarbeit mit anderen Medien prüfen, um Ressourcen bündeln und Lesern mit investigativen Inhalten neue Kaufanreize bieten zu können. K1 Lokale Massenmedien K1 Lokalberichterstattung K1 Qualitative Netzwerkanalyse PP Hohenheim PB Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim UL http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2021/1859