Universität Hohenheim
 

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Komzolova, Marina

Nachhaltigkeit der russischen Landwirtschaft - die Region Tambov und das Betriebsbewertungssystem RISE

Sustainability of agriculture in Russia - Tambov region and on-farm assessment system RISE

Bitte beziehen Sie sich beim Zitieren dieses Dokumentes immer auf folgende
URN: urn:nbn:de:bsz:100-opus-14229
URL: http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2018/1422/


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SWD-Schlagwörter: Nachhaltige Entwicklung
Freie Schlagwörter (Deutsch): Nachhaltige Landwirtschaft , RISE , Russland , Tambov
Freie Schlagwörter (Englisch): Sustainable agriculture , agricultural enterprises , RISE , Russia , Tambov
Institut: Institut für Landwirtschaftliche Betriebslehre
Fakultät: Fakultät Agrarwissenschaften
DDC-Sachgruppe: Landwirtschaft, Veterinärmedizin
Dokumentart: Dissertation
Hauptberichter: Doluschitz, Reiner Prof. Dr. sc. agr.
Sprache: Deutsch
Tag der mündlichen Prüfung: 09.05.2017
Erstellungsjahr: 2017
Publikationsdatum: 05.02.2018
 
Lizenz: Hohenheimer Lizenzvertrag Veröffentlichungsvertrag mit der Universitätsbibliothek Hohenheim
 
Kurzfassung auf Deutsch: Zurzeit steht die Landwirtschaft vor großen Herausforderungen. Es muss die wachsende Nachfrage nach Nahrungsmitteln gedeckt werden und gleichzeitig sollen wachsende Ansprüche an die Qualität der Produkte erfüllt, die Ressourcen effizient genutzt und dabei die Verminderung von Umweltbelastungen auf lange Sicht sichergestellt werden. Deswegen gewinnt das Konzept einer nachhaltigen Entwicklung und nachhaltigen Landwirtschaft in der internationalen Diskussion immer mehr an Bedeutung. Der Aspekt der Nachhaltigkeit wird in der Kommunikation mit der Gesellschaft und der Politik immer wichtiger. Auch für die landwirtschaftlichen Unternehmen wird die Forderung nach Nachhaltigkeit immer stärker. Es gibt aber kein weltweit akzeptiertes Verständnis davon, was nachhaltige Landwirtschaft bedeutet. In Russland fehlt auch ein einheitliches Verständnis von Nachhaltigkeit und vom Nachhaltigkeitskonzept in der Landwirtschaft. Die vorliegende Arbeit hat deshalb zum Ziel, das Leitbild einer nachhaltigen Landwirtschaft allgemein und im speziellen in Russland darzustellen und Ansatzpunkte für dessen Implementierung aufzuzeigen.
Es ist nicht bekannt, wie der aktuelle Stand der Nachhaltigkeit landwirtschaftlicher Betriebe in Russland ist. Um diese Fragestellung umfassend beantworten zu können, wurden 20 landwirtschaftliche Betriebe in der Region Tambov in Russland befragt und analysiert. Dafür wurde das Programm RISE - eine indikatorbasierte Methode zur ganzheitlichen Bewertung der Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Produktion auf Betriebsebene - angewendet. Die verbesserte Version RISE 2.0 beurteilt die ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Produktion anhand von zehn Indikatoren, die aus je vier bis sieben Parametern berechnet werden. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zeigen, dass alle befragten Betriebe in der Region Tambov Defizite im ökologischen, sozialen und ökonomischen Bereich haben. Die gesamte RISE-Einschätzung hat gezeigt, dass die Nachhaltigkeit durch verschiedene Aspekte in den Bereichen Bodenschutz, Nährstoffflüsse, Pflanzenschutz und Biodiversität, Arbeitsbedingungen, Lebensqualität und Wirtschaftliche Lebensfähigkeit eingeschränkt wird. Die aktuelle Wirtschaftsweise kann im Hinblick auf diese Bereiche verbessert werden. Mit Hilfe der RISE-Bewertung wurde erkannt, dass der ökologische Aspekt der Nachhaltigkeit auf den befragten Be-trieben besonders defizitär ist, insbesondere die Bodennutzung. Es konnte festgestellt werden, dass die landwirtschaftliche Bewirtschaftung den Bodenzustand sehr negativ beeinflusst. Deswegen ist es sehr wichtig, politischen Entscheidungsträgern und Landwirten die gesamte volkswirtschaftlichen Folgen der Bodendegradation aufzuzeigen und diese mit Zahlen quantitativ und konkreten Beispielen zu vermitteln.
In dieser Arbeit wurden auch die Kosten für die Verschlechterung der Bodenqualität infolge von Wassererosion berechnet. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen, dass sich die möglichen Kosten für die Verschlechterung der Bodenqualität infolge von Wassererosion in der Region Tambov von 8,5 bis 8,8 Mio. Euro pro Jahr, in der Region Volgograd auf 152 Mio. Euro pro Jahr und in Russland 2,49 Mrd. Euro pro Jahr belaufen könnten. Hierbei handelt es sich aber wegen fehlender quantitativer und qualitativer Daten um Annahmen. Jedoch haben selbst grobe Schätzungen gezeigt, dass zunehmende Bodendegradation zu Nutzeneinbußen und Wohlfahrtsverlusten in Russland führt und es dringend notwendig ist, in die nachhaltige Bodennutzung zu investieren.
Die agrarwissenschaftliche Forschung hat bereits einige Bodenschutzmaßnah-men entwickelt und wissenschaftlich begleitet. Oftmals werden aber die vor-handenen Möglichkeiten der bodenschonenden Bearbeitung nicht eingesetzt. In dieser Studie wurde eine Kosten-Nutzen-Analyse für Bodenschutzmaßnahmen durchgeführt. Auch konnte nachgewiesen werden, dass es zahlreiche Möglichkeiten gibt, durch ackerbauliche Maßnahmen Bodenschutz zu leisten ohne dass dabei hohe Kosten entstehen. Dazu gehören bodenschonende Bodenbearbeitung, die Versorgung mit organischen Düngern, Zwischenfrüchte zur Gründüngung und Körnerleguminosen in der Fruchtfolge.
Die fördernden Rahmenbedingungen (institutionelle, finanzielle, politische so-wie Wissensmanagement und Informationsfluss) für die Bekämpfung der Land-degradation in Russland wurden aufgezeigt. Zudem lassen sich Empfehlungen für die landwirtschaftliche Praxis, Beratung, Verwaltung und Politik ableiten um die Nachhaltigkeit, insbesondere nachhaltige Bodennutzung, der russischen Landwirtschaft zu verbessern. Wie es oben erwähnt wurde, haben diese Maßnahmen einen höheren einzelbetrieblichen Nutzen als dadurch anfallende Kosten. Dies sollte die Betriebsleiter dazu ermutigen, Vorurteile gegenüber Umweltauflagen abzubauen und sich mit dem Bodenschutz zu beschäftigen. Bei den Landwirten muss sich ein stärkeres „Bodenbewusstsein“ für den wichtigsten Produktionsfaktor herausbilden. Für die Beratungsorganisationen wird empfohlen, die Kommunikation von Bodenschutzmaßnahmen zu verbessern und die Umsetzung von Forschungsergebnissen zu optimieren. Politik und Verwaltung müssen politische Rahmenbedingungen für den Bodenschutz in Russland gestalten, um die Anwendung von Bodenschutzmaßnahmen zu verbreiten. Dies kann durch die direkte Unterstützung bei der Anwendung von nachhaltigen Technologien erreicht werden. Das ermutigt und schafft zusätzliche Motivation umweltschonende Techniken und Praktiken zu benutzen.
 
Kurzfassung auf Englisch: Agriculture is currently being faced by great challenges. It must meet to the ever increasing demand for food and at the same time meet to the growing demand on product quality, use resources efficiently while simultaneously ensuring that environmental impact is reduced in the long run. For this reason, the concept of sustainable development and sustainable agriculture is becoming prominently important in the international discussions. The Sustainability aspect is becoming increasingly important in communicating with the society and in politics. Also, demand for sustainability is becoming stronger for agricultural enterprises. However, there is no universal agreement on what sustainable agriculture means. In Russia, a common understanding of sustainability and the sustainability concept in agriculture is also missing. The aim of this thesis is therefore to present a model for sustainable agriculture in general and for Russia in particular.
The actual status of sustainable agricultural enterprises in Russia is not known. To comprehensively solve this issue, 20 agricultural enterprises in the Tambov region in Russia were surveyed and analyzed. For this purpose, RISE-program, an indicator-based method for holistic assessment of sustainability of agricultural production at the operational level, was applied. The improved version “RISE 2.0” evaluates the ecological, economic and social sustainability of agri-cultural production using ten indicators, each calculated from four to seven parameters. The results of the present work shows that all surveyed enterprises in the Tambov region have deficits in the ecological, social and economic areas. The overall RISE assessment showed that sustainability is limited by various aspects of soil protection, nutrient flow, plant protection and biodiversity, working conditions, quality of life as well as economic viability. The current subsistence strategy can be improved with regard to these areas. Using the RISE-assessment, it was found out that the ecological aspect of sustainability was particularly deficit in the surveyed enterprises, and especially in regard to land use. It was established that agricultural production had a very negative impact on the soil condition. This is why it is important to point out to the political decision-makers and farmers the economic consequences of soil degradation and support this with figures and concrete examples.
Costs associated with soil quality degradation as a consequence of water erosion were also calculated in this thesis. Results of the present study indicate that the possible costs of soil quality degradation due to water erosion ranges from 8.5 to 8.8 million Euros per year in the Tambov region, 152 million Euros per year in the Volgograd region and 2.49 billion Euros per year in Russia. However, these figures are based on assumptions due to lack of quantitative and qualitative data. Yet, even rough estimates shows that increasing soil quality degradation leads to utility and social welfare losses in Russia and therefore the urgency to invest in sustainable land use.
Several soil conservation measures have been developed and supported by agricultural research. The available methods of soil conservation are often not used. A cost-benefit analysis for soil conservation measures was carried out in this study. The study demonstrated that there are numerous possibilities to provide soil conservation through farming strategies without accruing high costs. These include soil-conserving tillage, use of organic fertilizers, intercropping plants for fertilization and use of grain legumes in crop rotation.
The framework requirements (institutional, financial, political and knowledge management and the flow of information) for compacting land degradation in Russia were pointed out. Additionally, recommendations for agricultural practices, advice, administration and policy could be derived in order to improve on sustainability, and in particular, sustainable land use in the Russian agriculture. As was already indicated above, these measures have higher single operational benefits than associated costs. This should encourage managers to reduce prejudice against environmental specifications and to get them more involved in soil conservation. In the case of the farmers, they have to develop a “soil awareness” for the most important factors of production. Advisory organizations are recommended to improve on communications regarding soil conservation measures and to optimize on research findings implementation. Politicians and the administration must shape the Russian’s soil conservation political framework in order to spread the application of soil conservation measures. This can be achieved through direct support for the application of sustainable technologies. This encourages and leads to increased motivation in the use of environmentally-friendly techniques and practices.

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