RT Dissertation/Thesis T1 Nachhaltigkeit der russischen Landwirtschaft - die Region Tambov und das Betriebsbewertungssystem RISE A1 Komzolova,Marina WP 2018/02/05 AB Zurzeit steht die Landwirtschaft vor großen Herausforderungen. Es muss die wachsende Nachfrage nach Nahrungsmitteln gedeckt werden und gleichzeitig sollen wachsende Ansprüche an die Qualität der Produkte erfüllt, die Ressourcen effizient genutzt und dabei die Verminderung von Umweltbelastungen auf lange Sicht sichergestellt werden. Deswegen gewinnt das Konzept einer nachhaltigen Entwicklung und nachhaltigen Landwirtschaft in der internationalen Diskussion immer mehr an Bedeutung. Der Aspekt der Nachhaltigkeit wird in der Kommunikation mit der Gesellschaft und der Politik immer wichtiger. Auch für die landwirtschaftlichen Unternehmen wird die Forderung nach Nachhaltigkeit immer stärker. Es gibt aber kein weltweit akzeptiertes Verständnis davon, was nachhaltige Landwirtschaft bedeutet. In Russland fehlt auch ein einheitliches Verständnis von Nachhaltigkeit und vom Nachhaltigkeitskonzept in der Landwirtschaft. Die vorliegende Arbeit hat deshalb zum Ziel, das Leitbild einer nachhaltigen Landwirtschaft allgemein und im speziellen in Russland darzustellen und Ansatzpunkte für dessen Implementierung aufzuzeigen. Es ist nicht bekannt, wie der aktuelle Stand der Nachhaltigkeit landwirtschaftlicher Betriebe in Russland ist. Um diese Fragestellung umfassend beantworten zu können, wurden 20 landwirtschaftliche Betriebe in der Region Tambov in Russland befragt und analysiert. Dafür wurde das Programm RISE - eine indikatorbasierte Methode zur ganzheitlichen Bewertung der Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Produktion auf Betriebsebene - angewendet. Die verbesserte Version RISE 2.0 beurteilt die ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Produktion anhand von zehn Indikatoren, die aus je vier bis sieben Parametern berechnet werden. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zeigen, dass alle befragten Betriebe in der Region Tambov Defizite im ökologischen, sozialen und ökonomischen Bereich haben. Die gesamte RISE-Einschätzung hat gezeigt, dass die Nachhaltigkeit durch verschiedene Aspekte in den Bereichen Bodenschutz, Nährstoffflüsse, Pflanzenschutz und Biodiversität, Arbeitsbedingungen, Lebensqualität und Wirtschaftliche Lebensfähigkeit eingeschränkt wird. Die aktuelle Wirtschaftsweise kann im Hinblick auf diese Bereiche verbessert werden. Mit Hilfe der RISE-Bewertung wurde erkannt, dass der ökologische Aspekt der Nachhaltigkeit auf den befragten Be-trieben besonders defizitär ist, insbesondere die Bodennutzung. Es konnte festgestellt werden, dass die landwirtschaftliche Bewirtschaftung den Bodenzustand sehr negativ beeinflusst. Deswegen ist es sehr wichtig, politischen Entscheidungsträgern und Landwirten die gesamte volkswirtschaftlichen Folgen der Bodendegradation aufzuzeigen und diese mit Zahlen quantitativ und konkreten Beispielen zu vermitteln. In dieser Arbeit wurden auch die Kosten für die Verschlechterung der Bodenqualität infolge von Wassererosion berechnet. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen, dass sich die möglichen Kosten für die Verschlechterung der Bodenqualität infolge von Wassererosion in der Region Tambov von 8,5 bis 8,8 Mio. Euro pro Jahr, in der Region Volgograd auf 152 Mio. Euro pro Jahr und in Russland 2,49 Mrd. Euro pro Jahr belaufen könnten. Hierbei handelt es sich aber wegen fehlender quantitativer und qualitativer Daten um Annahmen. Jedoch haben selbst grobe Schätzungen gezeigt, dass zunehmende Bodendegradation zu Nutzeneinbußen und Wohlfahrtsverlusten in Russland führt und es dringend notwendig ist, in die nachhaltige Bodennutzung zu investieren. Die agrarwissenschaftliche Forschung hat bereits einige Bodenschutzmaßnah-men entwickelt und wissenschaftlich begleitet. Oftmals werden aber die vor-handenen Möglichkeiten der bodenschonenden Bearbeitung nicht eingesetzt. In dieser Studie wurde eine Kosten-Nutzen-Analyse für Bodenschutzmaßnahmen durchgeführt. Auch konnte nachgewiesen werden, dass es zahlreiche Möglichkeiten gibt, durch ackerbauliche Maßnahmen Bodenschutz zu leisten ohne dass dabei hohe Kosten entstehen. Dazu gehören bodenschonende Bodenbearbeitung, die Versorgung mit organischen Düngern, Zwischenfrüchte zur Gründüngung und Körnerleguminosen in der Fruchtfolge. Die fördernden Rahmenbedingungen (institutionelle, finanzielle, politische so-wie Wissensmanagement und Informationsfluss) für die Bekämpfung der Land-degradation in Russland wurden aufgezeigt. Zudem lassen sich Empfehlungen für die landwirtschaftliche Praxis, Beratung, Verwaltung und Politik ableiten um die Nachhaltigkeit, insbesondere nachhaltige Bodennutzung, der russischen Landwirtschaft zu verbessern. Wie es oben erwähnt wurde, haben diese Maßnahmen einen höheren einzelbetrieblichen Nutzen als dadurch anfallende Kosten. Dies sollte die Betriebsleiter dazu ermutigen, Vorurteile gegenüber Umweltauflagen abzubauen und sich mit dem Bodenschutz zu beschäftigen. Bei den Landwirten muss sich ein stärkeres „Bodenbewusstsein“ für den wichtigsten Produktionsfaktor herausbilden. Für die Beratungsorganisationen wird empfohlen, die Kommunikation von Bodenschutzmaßnahmen zu verbessern und die Umsetzung von Forschungsergebnissen zu optimieren. Politik und Verwaltung müssen politische Rahmenbedingungen für den Bodenschutz in Russland gestalten, um die Anwendung von Bodenschutzmaßnahmen zu verbreiten. Dies kann durch die direkte Unterstützung bei der Anwendung von nachhaltigen Technologien erreicht werden. Das ermutigt und schafft zusätzliche Motivation umweltschonende Techniken und Praktiken zu benutzen. K1 Nachhaltige Entwicklung K1 RISE K1 Russland K1 Tambov PP Hohenheim PB Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim UL http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2018/1422