Universität Hohenheim
 

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Valqui Haase, Alexis Holger

Möglichkeiten und Grenzen der Sekundärwalderhaltung im Bundesstaat Sucre, Venezuela - Brachewirtschaft, Agroforstsysteme und forstliche Nutzung in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft -

Bitte beziehen Sie sich beim Zitieren dieses Dokumentes immer auf folgende
URN: urn:nbn:de:bsz:100-opus-452
URL: http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2003/45/


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SWD-Schlagwörter: Sekundärwald , Sucre <Venezuela> , Península de Paria , Entscheidungsbegründung , Entwaldung , Tropischer Wald , Kleinbauernbetrieb , Subsistenzwirtsc
Freie Schlagwörter (Deutsch): Landnutzungssysteme
Freie Schlagwörter (Englisch): Secondary forests, Venezuela, Decision making, deforestation, land use systems
Institut: Institut für Agrar- und Sozialökonomie in den Tropen und Subtropen
Fakultät: Fakultät Agrarwissenschaften
DDC-Sachgruppe: Landwirtschaft, Veterinärmedizin
Dokumentart: Dissertation
Hauptberichter: Heidhues, F. Prof. Dr.
Sprache: Deutsch
Tag der mündlichen Prüfung: 16.11.2002
Erstellungsjahr: 2003
Publikationsdatum: 12.12.2003
 
Lizenz: Hohenheimer Lizenzvertrag Veröffentlichungsvertrag mit der Universitätsbibliothek Hohenheim ohne Print-on-Demand
 
Kurzfassung auf Deutsch: Als direkte Verursacher der Tropenwaldzerstörung gelten weltweit über eine halbe Milliarde Menschen, die vor allem als Landlose und Kleinbauern in Waldgebieten und angrenzenden Gebieten in den Tropen leben und durch vielfältigste Maßnahmen im Rahmen ihrer Existenzsicherung den Tropenwald nutzen und zerstören.
Diese Arbeit leistet einen Beitrag zur Verdeutlichung dieser Problemstellung, indem handlungsleitende sozioökonomische und rechtliche Faktoren bei der Nutzung und Zerstörung von Waldökosystemen am Beispiel der kleinbäuerlichen Betriebssysteme in der Paria Region des Bundesstaates Sucre, Venezuela, untersucht werden. Die kleinbäuerlichen Betriebssysteme sichern ihre Existenz hier vorwiegend durch den Anbau landwirtschaftlicher Kulturen in Brachewirtschafts- und Baum-Dauerkultur-Mischsystemen. Folgende Forschungsfragen wurden untersucht: Tragen das Agrarreformgesetz und die lokale Bodenordnung bzw. die Forstgesetzgebung und die aktuelle Forstpolitik dazu bei, dass Kleinbauern den Wald schützen? Welchen Beitrag leisten die praktizierten Landnutzungssysteme zur Ernährungs- und Einkommenssicherung der kleinbäuerlichen Familien und zur Walddegradation? Welche Funktionen erfüllt der Wald aus Sicht der Kleinbauern und welchen Nutzen können diese daraus realisieren?

Die grundlegenden rechtlichen Institutionen des Agrarreformgesetzes, nämlich insbesondere das Recht des Besitzer auf Eigentum solange das Land bearbeitet wird, haben negative Implikationen auf die Waldflächen. In einer wie in der Region Paria von Wald geprägten Umwelt bedeutet die Anwendung dieser Rechte, die sich auch in der lokalen Bodenordnung wiederfinden, dass die aus landwirtschaftlicher Sicht ineffiziente Landnutzungsform Wald durch möglichst produktivere landwirtschaftliche Nutzung ersetzt werden muss. Somit stel-len die Grundlagen der Agrarverfassung einen Widerspruch zu den Zielen der Walderhal-tung dar.
Die Forstpolitik, die de jure die nachhaltige Nutzung der Forstressource fördert, hat zu einem korrupten System um die Nutzungsgenehmigungen geführt, zu dem Kleinbauern keinen Zugang finden. Sie führt de facto dazu, dass Kleinbauern eine ungenehmigte und damit illegale forstliche Nutzung durchführen bzw. von einer Nutzung absehen. Dadurch trägt diese Forstpolitik zwar zu einer gewissen Walderhaltung bei, aber auch dazu, dass Wald für Kleinbauern keine produktive Ressource ist und auf diese Weise die nachhaltige Nutzung der Forstressourcen durch die kleinbäuerlichen Betriebsysteme verhindert.
Der Beitrag der forstlichen Nutzung zur Einkommenssicherung der kleinbäuerlichen Familien fällt im Vergleich zu dem aus der landwirtschaftlichen Nutzung sich ergebenden Einkommen gering aus. Und die Nutzung von Forstprodukten für die Subsistenzsicherung verliert durch die Substitution durch industriell hergestellte Produkte an Bedeutung.
Während in den Baum-Dauerkultur-Mischsystemen die Baumkomponente mit der Zeit einen stabilen Sekundärwald bildet, wird in der Brachewirtschaft regelmäßig der Sekundärwald bzw. die Sekundärvegetation für den Anbau von annuellen Kulturen gerodet. Da ein auf diesen Flächen entwickelter Sekundärwald den Besitzanspruch wegen der Nichtbearbeitung der Flächen in Frage stellt, wird seine Entwicklung durch eine frühzeitige Rodung vermieden.
Der Beitrag zur Einkommens- und Subsistenzsicherung der wichtigsten landwirtschaftlichen Kulturen fällt unterschiedlich aus. Der Kakaoanbau in den Baum-Dauerkultur-Mischsyste-men trägt zur wirtschaftlichen Stabilität der Haushalte durch ein über mehrere Monate verteiltes Einkommen, relativ hohe Rentabilität der eingesetzten Familienarbeit und zur finanziellen Absicherung im Alter und bei Krankheit bei. In den Brachewirtschaftssystemen tragen annuelle Kulturen, hauptsächlich Kürbis, Taro und Okumo, kurzfristig zum Einkommen der Familien bei, wobei sie sich durch eine relativ höhere Flächenrentabilität auszeichnen. Taro und Okumo sowie Mais sind zudem Hauptbestandteile des Speiseplans der bäuerlichen Familien.
Sekundärwälder dienen in den Baum-Dauerkultur-Mischsystemen zur Beschattung, in den Brachewirtschaftssystemen zur Wiederherstellung der Bodenfruchtbarkeit sowie zur Verminderung der Unkraut- und Schädlingspopulation und in begrenztem Maße zur Einkommens- und Subsistenzsicherung. Eine besondere Funktion erfüllen die Wälder, die zur Sicherung der Trinkwasserversorgung der Gemeinden im Bereich der Einzugsgebiete der Quellen erhalten werden. Trotzdem erfüllen Wälder aus Sicht der Kleinbauern in erster Linie die Funktion einer Reserve für Umnutzung in landwirtschaftliche Flächen.
 
Kurzfassung auf Englisch: Half a billion people are considered as direct actors of tropical deforestation. Especially those, who live in the tropics in forest areas or nearby forests as peasants and landless people. They use and destroy the tropical forests by trying to secure the subsistence of their families.
This study analysis the leading socio-economic and legal factors of the use and destruction of forest ecosystems in the small scale agriculture of the Paria Region, in the State Sucre, Venezuela. In the Paria Region the small scale agricultural systems secure their subsistence especially trough the cultivation of agricultural products in fallow systems and agroforestry systems. Following questions are treated: In which way does the agrarian reform law and the local land tenure as well as the forest law and the forest politics influence the protection of forests by peasants? How does the landuse systems contribute to the income and subsistence assurance of peasant families as well as to deforestation? Which functions does the forests fulfil from the point of view of the peasants and what benefit could they realise from the forests?
A quantitative and qualitative approach was chosen. Standardised survey as well as econometric and statistical data analysis methods, like Cluster analysis and logistical regression, are combined with semistructured interviews and qualitative analysis methods.
Conclusions:
Forests are seen in the agrarian reform law as well as at community level primarily as a reserve for agricultural land. The "agrarian occupation" which follows the principle, land is owned by them who use it, is an instrument to avoid land concentration. But in countries like Venezuela it has also deforestation as consequence, where forests are seen as land that is not in use.
The fact that forests are seen as land that is not in use or even useless land is reinforced by the restriction which peasants are confronted with, due to the forest law and it's implementation, when they wanted to use the forests for income generation. Also the function of the forests as supplier of subsistence goods for the families is loosing importance because of the substitution of this goods by industrial ones. This restriction and development has the consequence that peasants become more and more "disinterested forests managers".
The comparison of the fallow systems and agroforestry systems of the Paria Region shows that agroforestry systems are relative better from the view of income generation and forests conservation. They have a lower land productivity, but they have a relative high work productivity and generated better distributed income. On the other side they are less forest destructive. In most of the cases they can be even seen as secondary forests.

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