Universität Hohenheim
 

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Haigis, Jörg

Sozio-ökonomische Beurteilung von Innovationen: Untersuchungen über die Innovationenakzeptanz auf Betriebs-Haushaltsebene in Niger

Socio-economic evaluation of innovations: Analysis of innovation adoption on farm-household-level in Niger

Bitte beziehen Sie sich beim Zitieren dieses Dokumentes immer auf folgende
URN: urn:nbn:de:bsz:100-opus-660
URL: http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2004/66/


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SWD-Schlagwörter: Niger , Akzeptanz , Sahel
Freie Schlagwörter (Deutsch): Innovationen, Landwirtschaft, Logit-Modell, Clusteranalyse
Freie Schlagwörter (Englisch): Innovation, Agriculture, Logit-Model, Cluster analysis
Institut: Institut für Agrar- und Sozialökonomie in den Tropen und Subtropen
Fakultät: Fakultät Agrarwissenschaften
DDC-Sachgruppe: Landwirtschaft, Veterinärmedizin
Dokumentart: Dissertation
Hauptberichter: Heidhues, Franz Prof. Dr.
Sprache: Deutsch
Tag der mündlichen Prüfung: 30.07.2004
Erstellungsjahr: 2004
Publikationsdatum: 14.12.2004
 
Lizenz: Hohenheimer Lizenzvertrag Veröffentlichungsvertrag mit der Universitätsbibliothek Hohenheim ohne Print-on-Demand
 
Kurzfassung auf Deutsch: Die vorliegende Forschungsarbeit beschäftigt sich mit der Frage, welche sozio-ökonomischen und persönlichen Eigenschaften der Haushaltsoberhäupter als den Hauptentscheidungsträgern innerhalb der nigrischen Betriebs-Haushaltssysteme einen maßgeblichen Einfluss auf deren Übernahmeverhalten ausüben. Dabei steht die gleichzeitige Neuerungsübernahme gegenüber dreizehn ausgewählten, verschiedenartigen neuen Technologien im Mittelpunkt. Als Bezugszeitpunkt dient das Jahr 1995.
Die Untersuchung der ausgewählten Betriebs-Haushaltssystemen ergab für die meisten der dreizehn betrachteten Neuerungen eine unstete Anwendung über die Zeit hinweg seit der ersten Übernahme. Die zeitliche Unstetigkeit einer übernommenen Neuerung findet sich insbesondere bei externen und jährlich zu beschaffenden Betriebsmittel. Dementsprechend weist das Gesamtverhalten jedes Haushaltsoberhauptes eine unterschiedliche Mischung aus aktueller, früherer oder noch nie erfolgter Übernahme auf. Innerhalb dieser unübersichtlich erscheinenden Verhaltenslage lassen sich mit Hilfe von Clusteranalyseverfahren die einzelnen Haushaltsoberhäupter in fünf Übernehmergruppen einteilen. Das gruppeneigene Übernahmeverhalten nimmt in einer Rangfolge von gering bis besonders innovativ zu. Dabei weisen die einzelnen Übernehmergruppen, ausgenommen die gering innovativen Haushaltsoberhäupter, eine deutliche technologische Schwerpunktsetzung in Bezug auf die Art der übernommenen Neuerungen auf. Diese Schwerpunkte spiegeln lediglich ansatzweise die klimatischen Standortbedingungen in der Republik Niger wider. Sie entsprechen nur scheinbar dem Klimagefälle der Untersuchungsstandorte. So bevorzugen an trockenen Standorten die dortigen Haushaltsoberhäupter vor allem Neuerungen aus dem Bereich des Ressourcenschutzes, für die eine interne Betriebsmittelverfügbarkeit besteht.
Dagegen legen die Bauern an den klimatisch günstigsten Standorten ihren Schwerpunkt auf die Übernahme von arbeitssparenden Technologien. Bei näherer Betrachtung beeinflussen weniger die klimatischen Umgebungsbedingungen diese Verhaltensweise als vielmehr örtliche Besonderheiten, insbesondere in den Betriebs-Haushaltssystemen. Diese bestehen vor allem in den begrenzten Nutzungsmöglichkeiten der landwirtschafttreibenden Frauen, die Haushaltsarbeitskräfte für die Arbeitserledigung auf ihren Feldern einzusetzen. Die Erdnußerzeugung stellt in erster Linie durch die Weiterverarbeitung ein gewinnbringendes Geschäft für die Frauen dar. Daher besteht in dieser Region eine kapitalkräftige Nachfrage nach Lohnarbeit für die Feldvorbereitung auf den Erdnußfeldern mittels Gespanngeräten.
Ein varianzanalytischer Vergleich der festgestellten Übernehmergruppen ergab ebensowenig wie die ökonometrische Analyse mittels eines multi-nomialen Logit-Modells einen eindeutigen Befund darüber, dass persönliche oder sozio-ökonomische Eigenschaften der Haushaltsoberhäupter ihr Übernahmeverhalten maßgeblich beeinflussen. Vielmehr belegen vor allem die Ergebnisse der logistischen Regressionsanalyse eine starke Standortabhängigkeit des beobachtbaren Übernahmeverhaltens. Die deutliche räumliche Trennung zwischen hoch und besonders innovativen Haushaltsoberhäuptern gegenüber allen Anderen deutet auf einen maßgeblichen Einfluss durch örtliche und überörtliche Faktoren auf das einzelne Übernahmeverhalten hin. Allerdings konnte die Frage, worin diese Faktoren im Einzelnen bestehen, im Rahmen dieser auf Betriebs-Haushaltsebene angesiedelten Forschungsarbeit nicht geklärt werden.
Die Übernahme von technologischen Neuerungen weist nicht nur eine ausgeprägte überörtliche Schwerpunktsetzung und eine teilweise zeitliche Unstetigkeit auf, sondern zeichnet sich auch durch eine Anpassung im Hinblick auf die räumliche Anwendung übernommener Technologien auf. Die Bauern bewirtschaften ihre Felder nicht gleichmä¬ßig über die gesamte Fläche eines Feldes hinweg. Vielmehr wenden sie eine Art von teilflächenspezifischer Bewirtschaftungsweise an, bei der sie die einzelnen Anbaumaßnahmen an die sich kleinräumig ändernden Standortbedingungen innerhalb eines Feldes anpassen. Diese räumliche Anpassung erstreckt sich auch auf übernommene Neuerungen.
Das beobachtbare Übernahmeverhalten der Haushaltsoberhäupter verdeutlicht die grundsätzliche Bereitschaft zur Anwendung neuer Technologien und damit zur Veränderung ihrer bisherigen traditionellen Bewirtschaftungsweisen. Die festgestellten Besonderheiten der Neuerungsübernahme belegen einerseits die erhebliche Anpassungsfähigkeit an die jeweiligen örtlichen und zeitlichen Verhältnisse auf Seiten der Bauern hin. Auf der anderen Seite stellen diese Besonderheiten auch einen Hinweis auf die ungenügende Angepasstheit der empfohlenen Neuerungen dar. Demzufolge wird der Erfolg weiterer Bestrebungen zur Modernisierung der nigrischen landwirtschaftlichen Betriebe maßgeblich von der stärkeren Berücksichtigung dieser Besonderheiten bei der zukünftigen Entwicklung und Verbreitung von neuen Technologien abhängen.
 
Kurzfassung auf Englisch: The presented research study deals with the question, which socio- economic and personal characteristics of the heads of household as the main decision persons within the nigerian farm-household-systems influence significantly their adoption behaviour. Simultaneous innovation adoption of thirteen selected different new technologies were in the focus of the study. The study emphasizes especially the time of the adoption state, which could be observed for all considered innovations by all investigated heads of household at a certain reference point of time. The reference point of time is the year 1995.
The analysis of the selected farm-household-systems produced an erratic use for most of the thirteen considered innovations over time until first adoption. Simultaneously the adoption behaviour of the household chiefs show a distinct regional emphasis in terms of the adopted technology type. These emphasis merely reflect rudimentary the climatical site conditions in the republic of Niger. They correspond only apparently the climate gradient of the research sites. At drier sites there the households favour particularly resource saving innovations, for which an internal input availability exist.
In contrast the farmers put their emphasis on the adoption of labour-saving technologies at the climatical favourable sites. With a closer look there are less the climatical conditions which influence this behaviour than local particularities, especially within the farm-household-systems. Above all this particularities are the limited access of agricultural active women to use the household labour force for the work on their fields. Exclusively women cultivate groundnuts in this region. Thereby the groundnut cultivation is the main activity within the crop production. Groundnut production is predominantly for the women a profitable business through processing. Because of these circumstances in this region exist a well funded demand for wage labour to prepare groundnut fields with animal-drawn implements.
The temporal discontinuity of an adopted innovation is found especially for external and yearly obtainable inputs. Accordingly the cumulative behaviour of each household chief show a variable mixture of actual, former and never occurred adoption. Five adopter groups can be found within this complex appearing behaviour situation with the help of cluster analysis methods. The group-specific adoption behaviour rises in an order from low until especially innovative. Except of the low innovative household chiefs, each adopter group show a significant technological emphasis in terms of the type of adopted technologies. This emphasis coincide with the regional one. The order of the adoption behaviour does not correspond with the climate gradient.
Neither a comparison of the identified adopter groups with variance analysis nor the econometric analysis using a multi-nomial logit-model resulted in a clear finding that personal or socio-economic characteristics of the household chief influence significantly their adoption behaviour. In fact the results of the logistic regression confirm a high dependency from the location for the observable adoption behaviour. The distinct regional division between high and special innovative household heads on the one side opposite to all others indicates a significant influence on the individual adoption behaviour by local and regional factors. But the question could not be resolved in the context of this farm-household-system based study, wherein these factors are in detail.
The adoption of technological innovations shows not only a distinct regional emphasis and a partly temporal discontinuity but also it is characterised by an adaptation in terms of the spatial use of adopted technologies. The farmers cultivate their fields not homogeneously over the whole field area. Rather they apply a kind of site-specific cul¬tivation. In doing so they adapt each cropping measure to the site conditions changing on a small-scale within in a field. This spatial adaptation includes also the adopted innovations.
The observable adoption behaviour of the household chiefs points up the basic willingness to use new technologies and with it the change of the previous traditional cropping methods. The identified particularities of the innovation adoption confirm on the one hand the significant adaptation ability of the farmers to the particular local and temporal conditions. On the other hand these particularities are an indication of the inadequate adaptation of the recommended innovations. As a result the success of further efforts to modernise the nigerian agricultural farms depends greatly from the stronger consideration of these particularities in the future development and diffusion of new technologies.

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