Universität Hohenheim
 

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Weber, Ragnhild E. F.

Wohlbefinden von Mastschweinen in verschiedenen Haltungssystemen unter besonderer Berücksichtigung ethologischer Merkmale

Welfare of fattening pigs in different husbandry systems with specific emphasis on ethological traits

Bitte beziehen Sie sich beim Zitieren dieses Dokumentes immer auf folgende
URN: urn:nbn:de:bsz:100-opus-360
URL: http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2003/36/


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SWD-Schlagwörter: Wohlbefinden
Freie Schlagwörter (Deutsch): Mastschweine, artgerechte Tierhaltung, Haltung, Verhalten
Freie Schlagwörter (Englisch): growing pigs, fattening pigs, welfare, husbandry, behavior
Institut: Institut für Tierproduktion in den Tropen und Subtropen
Fakultät: Fakultät Agrarwissenschaften
DDC-Sachgruppe: Landwirtschaft, Veterinärmedizin
Dokumentart: Dissertation
Hauptberichter: Valle Zárate, Anne Prof. Dr.
Sprache: Deutsch
Tag der mündlichen Prüfung: 10.02.2003
Erstellungsjahr: 2003
Publikationsdatum: 06.10.2003
 
Lizenz: Hohenheimer Lizenzvertrag Veröffentlichungsvertrag mit der Universitätsbibliothek Hohenheim ohne Print-on-Demand
 
Kurzfassung auf Deutsch: Ziel der Arbeit ist die Untersuchung praxisnaher Haltungsbedingungen hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf das Wohlbefinden von Mastschweinen. Damit soll auch ein Beitrag zur Entwicklung von Indikatoren für die Schätzung von Wohlbefinden geleistet werden.
Aus der Literatur wurden die Themen Definition des Begriffs Wohlbefinden, Indikatoren für Wohlbefinden, Verhaltensweisen von Mastschweinen, Ethologische Untersuchungsmethoden und Haltungssysteme für Mastschweine aufgearbeitet. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse wurden maßgeblich bei Aufbau und Durchführung der Untersuchungen berücksichtigt.
Es wurden 2 Haltungssysteme eingerichtet und verglichen, die unter Einbeziehung des Wissens über ethologische Bedürfnisse von Mastschweinen einen Kompromiss zwischen praxisüblicher Mastschweinehaltung und Wohlbefinden der Tiere darstellen. Der Schwerpunkt lag auf ethologischen Merkmalen. Die Arbeit ist Teil eines Forschungsprojekts zu artgerechter Mastschweinehaltung und deren Akzeptanz bei Erzeugern und Verbrauchern in Nordrhein-Westfalen. Sie wurde auf dem Versuchsgut Frankenforst der Universität Bonn Mitte Juni 1998 bis Anfang Januar 1999 und Mitte April bis Ende September 1999 durchgeführt.
Es wurden 256 Piétrain (Pi) x Deutsche Landrasse (DL) oder Pi x (Deutsches Edelschwein (DE) x DL) Mastschweine in 2 mit Beschäftigungsobjekten (Ketten, Nagebalken, Strohraufe (im einstreulosen System)) angereicherten Haltungssystemen, Teilspaltenboden im klimaregulierten Stall (TSP: 8 Schweinen/Bucht) und Teiltiefstreu im Offenstall (OT: 32 Schweinen/Bucht), untersucht. Über 10 Wochen wurde 1-mal/Woche das Verhalten der Tiere indirekt per Videoaufzeichnung zwischen 5:30 und 8:30 Uhr und 13:30 und 16:30 Uhr beobachtet. Die Verhaltensmerkmale umfassten Nahrungsaufnahme, Erkunden und Beschäftigung, anomale Beschäftigung, Komfort, Aggression und Kampf, Bewegung und Ausruhen und Liegen. Im 2. Untersuchungsjahr wurden punktuell Direktbeobachtungen zur genaueren Analyse bestimmter Verhaltensweisen aus den Bereichen Beschäftigungs- und Komfortverhalten durchgeführt. Weitere erhobene Merkmale umfassten: Gesundheitszustand, Behandlungen, Integument-, Gliedmaßen- und Klauenverletzungen, Allgemeineindruck, Geschlinge- und Schlachtkörperveränderungen, Mast- und Schlachtleistungsmerkmale und haltungstechnische Merkmale.
Die Ergebnisse zeigten, dass sich das für das Wohlbefinden von Mastschweinen wichtige Beschäftigungsverhalten Wühlen, das nur im OT möglich war, nicht durch die hier untersuchten Beschäftigungsobjekte und die Stallumwelt im TSP vollständig kompensieren ließ. Pseudowühlen und Manipulation von Buchtengenossen traten im TSP deutlich häufiger auf. Die Haltungsumwelt (Stroheinstreu, Beschäftigungsobjekte, mehr Platz, mehr Außenreize) im OT bewirkte dagegen einen positiven Effekt auf das Verhalten der Tiere. Insbesondere aus den vermehrt auftretenden Verhaltensweisen Wühlen, Spielen, Alert sein und Laufen/Stehen kann eine Förderung des Wohlbefindens abgeleitet werden. Komfortverhalten und Suhlen wurde ebenfalls im OT signifikant häufiger ausgeführt, konnte insgesamt jedoch am wenigsten beobachtet werden.
Andererseits wurde auch deutlich, dass die Mastschweine im OT nicht frei von Verhaltensstörungen waren. In beiden Haltungssystemen lagen die Schweine insgesamt je über 70 % ohne andere Aktivität. Die zu geringe Beleuchtungsstärke im TSP könnte zu dem weniger ausgeprägten endogen angelegten biphasischen Rhythmus der Tiere geführt haben, die weniger Aktivität am Vormittag zeigten als die Schweine im OT.
Die Klimaregulierung im TSP und die nicht eingestreute planbefestigte Betonfläche im OT reichten zur Abkühlung im Sommer nicht vollständig aus. Dies wurde dadurch deutlich, dass keine klar erkennbare Trennung von Liege-, Kot- und Fressbereich erreicht wurde. Kreislaufprobleme traten bei einigen Tieren im OT an Tagen mit sehr hohen Temperaturen auf.
Die Verletzungen an Integument, Gliedmaßen und Klauen waren in beiden Systemen sehr gering und spiegeln keinen direkten Bezug zum Haltungssystem wider. Die Schlachtkörperuntersuchungen ergaben in beiden Haltungssystemen am häufigsten Lungenveränderungen und Pleuritis. Signifikante Unterschiede zwischen den Systemen (OT > TSP) bestanden hinsichtlich Leberbefunden und Geschlingebefunden insgesamt.
Aus Sicht der Tiergesundheit schnitten die Tiere im OT schlechter ab, negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Schweine hatte vermutlich der Ra. Einbruch geringen Schweregrades im 2. Untersuchungsjahr im OT.
Signifikante Leistungsunterschiede zwischen den Systemen bestanden nur im 1. Untersuchungsjahr in deutlich geringeren Leistungen im OT, vermutlich durch thermoregulatorische Probleme verursacht.
Mit den hier verwendeten Merkmalen (Indikatoren) und Untersuchungsmethoden konnte das Wohlbefinden der Mastschweine in den untersuchten Haltungssystemen miteinander verglichen werden. Vorschläge zur Verbesserung der Methodik sowie zur Modifikation der Haltungssysteme wurden unterbreitet.
 
Kurzfassung auf Englisch: This study aims to compare practice oriented husbandry systems with regard to their effect on the welfare of fattening pigs. This should also contribute to the development of evaluation indicators for pig welfare.
A literature review was conducted covering Definition of Welfare, Indicators for Welfare Assessment, Behavior of Fattening Pigs, Ethological Methods for Welfare Assessment, and Husbandry Systems for Fattening Pigs. Insights attained were significantly taken into account when developing and conducting the study.
2 husbandry systems were established, compromising on conventional pig husbandry and currently available knowledge on the welfare of fattening pigs. The investigation emphasizes on ethological traits. This research is part of a comprehensive project investigating prevalent fattening pig husbandry systems in the federal state of North Rhine-Westphalia, Germany, with regard to animal welfare and pig farmers? and consumers? attitudes towards husbandry conditions. The present study was conducted on the experimental station Frankenforst of the University of Bonn, Germany.
A total of 256 Piétrain (Pi) x German Landrace (DL) or Pi x (Large White (DE) x DL) fattening pigs were investigated throughout 2 periods of time: middle of June 1998 to beginning of January 1999, and middle of April to end of September 1999. They were kept in two enriched husbandry systems. One system was equipped with heater, forced ventilation and partly slatted floor (TSP: 8 pigs/pen), the other was in an open stable with half the area deep littered (OT: 32 pigs/pen). The enrichments included chains, a wooden chewing bar, and a straw rack in the non-bedded system. Over a period of 10 weeks indirect video observations were conducted once per week between 5:30 and 8:30 a.m. and 1:30 and 4:30 p.m. The behavioral traits observed included feeding, exploration and occupation, abnormal occupation, comfort, aggression and fighting, locomotion, and resting and lying. In the second year direct observations were additionally conducted at specific times to analyse occupation and comfort behavior in more detail. Further traits investigated included: state of health, medical treatments, skin lesions, changes of extremities and claws, general condition, carcass, lung, liver, heart, kidney, and lymph node changes, fattening and slaughtering performance and housing characteristics.
The results showed that rooting, which is of utmost importance for the welfare of pigs and which could only be performed in the OT, could not completely be compensated for in the TSP by the enrichment objects and the stable environment. In the TSP the behavioral disorders of pseudo-rooting and manipulation of pen-mates were clearly performed more often. In contrast, the husbandry environment of the OT (straw bedding, enrichment, more overall space, more outside stimuli) had a positive effect on the behavior of the pigs. An improvement of the pigs? welfare in the OT can particularly be concluded from the increased level of rooting, playing, alertness, and walking+standing as compared to the TSP. Comfort+wallowing, the least observed behavior, was also performed significantly more often in the OT.
On the other hand, fattening pigs in the OT were also not completely free of behavioral disorders. In both husbandry systems pigs laid (with no other activity) more than 70 % of the observation time. Low lighting in the TSP probably caused a less pronounced endogenously predisposed two-phase daily rhythm of the pigs with less activity in the morning as compared to the pigs in the OT.
The forced ventilation in the TSP and the non-bedded area of the OT were not completely sufficient to cool the pigs in summer. The territorial division of the pen by the pigs was disturbed to the point that no clear distinction between lying, defecation and feeding areas could be made. Cardiovascular problems occurred in the OT on some very hot days.
Skin lesions, changes in the extremities and claws and the pigs? general condition did not deviate greatly from normal and healthy conditions. No obvious relation of injuries being caused by means of the husbandry system could be found. Carcass inspections showed that lung alterations and pleuritis occurred most frequently. Significant differences between the husbandry systems (OT > TSP) were found for liver and pluck findings.
With regard to animal health the pigs in the TSP were better off. It can be presumed that welfare was reduced by the slight Ra. outbreak in the OT in the second year.
Differences in daily gain and feed conversion were only due to a substantially lower performance of the pigs in the OT in the first year probably caused by higher thermoregulation efforts.
By means of the methods and traits (indicators) used the welfare of the pigs in the two different husbandry systems could be compared. Proposals for further improvements of the methods as well as for the improvement of the husbandry systems were submitted.

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