Universität Hohenheim
 

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Benda, Isabel

Untersuchungen zu den Beziehungen von Federpicken, Exploration und Nahrungsaufnahme bei Legehennen

Studies on the relationship of feather pecking, exploration and food intake in laying hens

Bitte beziehen Sie sich beim Zitieren dieses Dokumentes immer auf folgende
URN: urn:nbn:de:bsz:100-opus-3278
URL: http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2009/327/


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SWD-Schlagwörter: Federfressen , Fütterung , Legehenne
Freie Schlagwörter (Deutsch): Federpicken
Freie Schlagwörter (Englisch): feather eating , feather pecking , feeding , laying hens
Institut: Institut für Tierhaltung und Tierzüchtung
Fakultät: Fakultät Agrarwissenschaften
DDC-Sachgruppe: Landwirtschaft, Veterinärmedizin
Dokumentart: Dissertation
Hauptberichter: Bessei, Werner Prof. Dr.
Sprache: Deutsch
Tag der mündlichen Prüfung: 23.10.2008
Erstellungsjahr: 2008
Publikationsdatum: 11.02.2009
 
Lizenz: Hohenheimer Lizenzvertrag Veröffentlichungsvertrag mit der Universitätsbibliothek Hohenheim ohne Print-on-Demand
 
Kurzfassung auf Deutsch: Obwohl das Problem des Federpickens und des Federfressens schon im Jahre 1873 von OETTEL (1873) dokumentiert wurde, stellt es bis heute ein Hauptproblem in der Legehennenhaltung dar. In den vergangenen Jahren wurden verschiedene Motivationsmodelle entwickelt, welche das Federpicken als fehlgeleitetes Futterpicken, Picken während des Sandbadens oder als fehlgeleitetes Explorationsverhalten interpretierten. Das Angebot diverser Materialien lenkt das Explorationsverhalten von Legehennen jedoch meist nur kurz auf diese Substanzen. Da gezeigt wurde, dass ernährungsbedingte Mangelsituationen vermehrtes Explorationsverhalten und Federpicken auslösen, wurde im ersten Teil der vorliegenden Untersuchung versucht, die explorative Pickaktivität von Legehennen gezielt und dauerhaft auf ein Ersatzobjekt (Pickblock) zu lenken, indem man den Tieren Futter und Calcium separat anbot. Es wurde erwartet, dass dadurch weniger Federpickverhalten beobachtet werden kann.
Untersuchungen der letzten Jahre weisen auf eine Verbindung von Federpicken und Federfressen hin. Auch Hobelspäne (Cellulose) werden von Legehennen gefressen, obwohl diese ? ebenso wie die Feder - kaum verdaut werden können. Deshalb wurde im zweiten Teil der gegenwärtigen Untersuchung der Einfluss der Aufnahme von Federn und Cellulose im Futter auf das Verhalten von Legehennen getestet. Es wurde erwartet, das die Aufnahme von Federn bzw. Cellulose im Futter weniger Federpickverhalten zur Folge hat, da der Bedarf an diesen Substraten bereits durch das Futter ausreichend gedeckt wurde. Im dritten Teil der vorliegenden Studie sollte überprüft werden, ob die Aufnahme von Federn bzw. Hobelspänen ein physiologischen Hintergrund hat, welcher infolgedessen einen Bedarf initiiert. Der Effekt dieser Substrataufnahme wurde bei zwei unterschiedlichen genetischen Linien getestet.
Der erste Versuch umfasste drei Fütterungsbehandlungen. Die Gruppe 1 erhielt eine Ca-arme Ration (0,67% Ca), die Gruppen 2 und 3 eine bedarfsgerechte Ca-Versorgung (3,45% Ca). Die Gruppen 1 und 2 erhielten zusätzlich einen Pickblock, welcher aus Melasse und Kleie als Grundmischung bestand. Der Pickblock der Gruppe 1 hatte einen Ca-gehalt von 31%. Jede Behandlung wurde mit zehn Wiederholungen zu je acht Hennen durchgeführt. Die Hälfte der Tiere waren braune, die andere Hälfte weiße Legehybriden.
Es zeigte sich, dass sich die drei Gruppen hinsichtlich des Federpickens nicht unterschieden. Jedoch zeigten die Tiere der Gruppe 1 gegenüber jenen der Gruppen 2 und 3 tendenziell eine bessere Gefiederkonstitution. Die Herkünfte unterschieden sich in ihrer Pickaktivität signifikant, wobei bei den braunen Legehybriden häufiger aggressives und starkes Federpicken beobachtet werden konnte.
Der zweite Versuch umfasste ebenfalls drei Futtergruppen. Die erste Gruppe bekamen Pellets mit 10% Federschrot, die zweite Gruppe Pellets mit 10% Cellulose und die dritte Gruppe bekamen Pellets ohne Zusatz angeboten. Jede Behandlung wurde mit vier Wiederholungen zu je 15 Hennen (weiße Legehybriden) durchgeführt. Des Weiteren wurden die Tiere auf ihr Wahlverhalten bezüglich der Futtervarianten und nach Absetzen der drei Futtervarianten auf ?Federfressen? überprüft.
Die Tiere der Gruppen mit Federschrot bzw. Cellulose zeigten über den gesamten Versuch gegenüber der Kontrollgruppe tendenziell weniger Federpickverhalten. Dies drückte sich ebenfalls in einer signifikant besseren Gefiederkonstitution der Gruppe mit Federschrotfütterung gegenüber der Kontrollgruppe aus. In der Testarena fraßen die Tiere mit Federschrotfütterung vermehrt dieses gewohnte Futter und auch bei der Fütterung von Federn nahm diese Gruppe gegenüber beiden anderen Gruppen signifikant mehr Federn auf.
Im dritten Versuch wurden Tiere verwendet, welche auf eine hohe (HFP) und niedrige (LFP) Federaktivität selektiert wurden (KJAER et al., 2001). Auch in diesem Teil der Untersuchung wurde mit drei Futtergruppen gearbeitet. Die erste Gruppe bekamen 70 Federn/Woche angeboten (HF und LF) und die zweite Gruppe Hobelspäne ad libitum (HSp und LSp). Die dritte Gruppe bekam keinen Zusatz (H0 und L0). Die Darmpassagerate wurde von jeder Gruppe untersucht, wobei bei den Tieren mit Zusatzfütterung jene Tiere ausgesucht wurden, welche eine etwa gleich hohe Anzahl an Federn bzw. Menge an Spänen gefressen hatten.
Die HF-Tiere zeigten gefolgt von den LF- und H0-Tieren die schnellste Darmpassagerate. Die L0-Tiere schieden den Marker am langsamten aus. Obwohl die HF- und LF-Tiere etwa gleich viele Federn aufnahmen, führte dies nur bei den HF-Tieren zu einer signifikant schnelleren Futterpassage. Auch die Aufnahme von Hobelspänen führte dazu, dass die starken Federpicker (HSp) im Vergleich zu den schwachen Federpickern (LSp) den Marker signifikant schneller ausschieden.
Fehlgeleitetes Explorationsverhalten scheint nach vorliegender Untersuchung keine primäre Ursache für Federpicken darzustellen. Vielmehr scheint der Verzehr der Feder ähnlich wie auch die Aufnahme von Hobelspänen bzw. Cellulose eine bestimmte Rolle zu spielen. Dementsprechend könnte man nach gegenwärtiger Studie das Federpicken in den Funktionskreis des Nahrungsaufnahmeverhaltens einordnen, was auch mit älterer Literatur übereinstimmt, in welcher das Federpicken als Federfressen bezeichnet wurde. Des Weiteren zeigte sich, dass eine genetische Verschiedenheit im Verdauungstrakt der HFP- und LFP-Tiere bestehen könnte, da die Aufnahme der gleichen Anzahl an Federn bzw. Menge an Spänen bei den zwei Linien zu einer unterschiedlichen Beeinflussung des Verdauungstraktes führte.
Weitere Untersuchungen sind jedoch nötig, um die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zu unterstreichen.
 
Kurzfassung auf Englisch: First documented in 1873 by Oettel (1873), the problem of feather pecking and feather eating remains a major issue in modern laying hen husbandry. Various motivational models developed in the past years interpret feather pecking as redirected foraging behaviour, pecking while sand bathing or as misdirected exploratory behaviour. The laying hens, however, only show exploratory curiosity in these diverse materials for a short time. It has been shown that diet-related deficiencies elicit increased exploratory behaviour and feather pecking. In the first section of this experiment, we attempted to redirect the exploratory pecking activity of the laying hens to an alternative object (pecking block) for a sustained period of time through offering the animals food and calcium separately. Less feather pecking behaviour was expected to result.
Investigations carried out in recent years indicate an association between feather pecking and feather eating. Although almost indigestible, both wood shavings (cellulose) and feathers are eaten by laying hens. Hence, the influence of feathers and cellulose in food on the behaviour of laying hens was tested in the second section of this experiment. The inclusion of feathers or cellulose in food was expected to reduce feather pecking behaviour, since the animals? requirement for these substrates was adequately covered in the food. The goal of the third section of the experiment was to determine if the ingestion of feathers or wood shavings has an underlying physiological background, which consequently initiates a need for these substrates. The effect of substrate ingestion was tested in two different lines.
The first experiment comprised three feeding treatments. Group 1 received a calcium-poor ration (0.67% Ca) whereas groups 2 and 3 received a calcium-balanced ration (3.45% Ca). An additional pecking block containing molasses and bran was available to birds in groups 1 and 2. The pecking block available to birds in group 1 had a calcium content of 31%. Each of the 3 treatments was repeated 10 times with 8 laying hens per treatment. Half of the animals were brown, the other half white laying hybrids.
The three groups did not differ in their propensity to feather peck. However, animals in group 1 showed a better feather condition than those in groups 2 and 3.
Breed origin had a significant effect on pecking activity, whereby brown laying hybrids displayed aggressive and vigorous feather pecking more frequently than their white counterparts.
The second section of the investigation likewise comprised three feeding treatments. The first group received pellets with 10% feather grit, the second group pellets with 10% cellulose and the third group received additive-free pellets. Each treatment was repeated 4 times on 15 hens (white laying hybrid). Feed preference with respect to the different pellet variations available was examined and feather eating behaviour was tested after the test rations were discontinued.
Birds in both the feather grit and cellulose groups showed less feather pecking behaviour than control animals throughout the entire experiment. Likewise, birds in the feather grit group had a significantly better plumage condition than those in the control group. Animals in the feather grit group also ate more pellets and ingested significantly more feathers than those in both the control and cellulose groups.
The third section of the experiment was conducted with animal selected on high (HFP) and low (LFP) feather pecking activity (KJAER et al., 2001); three different feeding treatments were tested. Birds in the first group were offered 70 feathers per week (HF and LF), birds in the second group had access to wood shavings ad libitum (HSp and LSp), and birds in the third group were not offered any additional substrates (H0 and L0). The intestinal passage rate of each group was investigated, whereby animals receiving additional substrates were selected for comparison when the amount of substrate (feathers or wood shavings) ingested was comparable.
Animals in the HF group showed the fastest intestinal passage rate, followed by LF and H0 birds. The L0 animals had the slowest marker excretion. Although feather intake in HF and LF groups was similar, only the HF birds had a significantly faster passage rate. HFP birds which had access to wood shavings showed faster marker excretion as LFP birds in comparison.
This experiment demonstrates that misdirected exploratory behaviour does not seem to be the primary cause of feather pecking. Rather the ingestion of feathers or wood shavings / cellulose plays a meaningful role in this behaviour. The results of this study show that feather pecking can be classified as feeding behaviour. This is in accordance with previous literature in which feather pecking is identified as feather eating.
Furthermore, genetic discrepancies between HFP and LFP animals seem to exist, since the ingestion of a similar amount of feathers or wood shavings had different effects on the intestinal tracts of the animals in the two lines.
Further research is necessary to validate the results of this study.

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