Universität Hohenheim
 

Eingang zum Volltext

Kiefer, Lukas Robert

Gesamtbetriebliche Analyse von Weidebetrieben und Weidesystemen in der Milchviehhaltung in unterschiedlichen Regionen Süddeutschlands

Whole-farm analysis of pasture-based dairy farms and pasture systems in different regions of South Germany

Bitte beziehen Sie sich beim Zitieren dieses Dokumentes immer auf folgende
URN: urn:nbn:de:bsz:100-opus-10104
URL: http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2014/1010/


pdf-Format:
Dokument 1.pdf (7.831 KB)
Gedruckte Ausgabe:
POD-Logo  Print-on-Demand-Kopie
Dokument in Google Scholar suchen:
Social Media:
Delicious Diese Seite zu Mister Wong hinzufügen Studi/Schüler/Mein VZ Twitter Facebook Connect
Export:
Abrufstatistik:
SWD-Schlagwörter: Wirtschaftlichkeit , Süddeutschland , Milchvieh
Freie Schlagwörter (Deutsch): Weidehaltung , Treibhausgasemissionen
Freie Schlagwörter (Englisch): pasture milk , dairy farms , profitability , greenhouse gas emissions , South Germany
Institut: Institut für Landwirtschaftliche Betriebslehre
Fakultät: Fakultät Agrarwissenschaften
DDC-Sachgruppe: Landwirtschaft, Veterinärmedizin
Dokumentart: Dissertation
Hauptberichter: Bahrs, Enno Prof. Dr.
Sprache: Deutsch
Tag der mündlichen Prüfung: 02.09.2014
Erstellungsjahr: 2014
Publikationsdatum: 18.11.2014
 
Lizenz: Hohenheimer Lizenzvertrag Veröffentlichungsvertrag mit der Universitätsbibliothek Hohenheim
 
Kurzfassung auf Deutsch: Die Grünlandnutzung und speziell die Weidemilcherzeugung gelten als besonders nachhaltiges Milchproduktionsverfahren, durch welches im Vergleich zur ganzjährigen Stallhaltung mit höheren Konzentratanteilen in der Fütterung mehr Ökosystemdienstleistungen für die Gesellschaft erbracht werden können (z.B. höhere Biodiversität, Erhalt ländlicher Kulturräume, Klimaschutz durch Kohlenstoffspeicherfähigkeit von Grünlandflächen, höhere Tiergerechtheit des regelmäßigen Weidegangs). Doch die Weidehaltung von Milchkühen geht in Deutschland gegenüber der ganzjährigen Stallhaltung zurück. Daher scheint es angezeigt, die notwendigen Rahmenbedingungen für eine wirtschaftliche Weidemilcherzeugung unter partieller Berücksichtigung geleisteter Ökosystemdienstleistungen zu analysieren und entsprechende Beratungsempfehlungen aufzuzeigen.
Vor diesem Hintergrund wurde das Forschungsprojekt „Gesamtbetriebliche Analyse von Weidebetrieben und Weidesystemen in der Milchviehhaltung in unterschiedlichen Regionen Süddeutschlands“ konzipiert. Ziel des Forschungsvorhabens, in dem mehr als 80 spezialisierte Weidemilcherzeuger über drei Wirtschaftsjahre (2008/09-2010/11) bezüglich Produktionstechnik, Arbeitswirtschaft, Ökonomie, Treibhausgasemissionen und ausgewählten Ökosystemdienstleistungen ausgewertet wurden, war die Analyse, ob und inwieweit Weidemilcherzeugung auf bestimmten Grünlandstandorten ein ökonomisch sowie ökologisch konkurrenzfähiges Milchproduktionsverfahren sein kann.
Innerhalb der untersuchten Stichprobe stellen insbesondere eine ökologische Wirtschaftsweise mit höheren Milchpreisen und Ausgleichsleistungen, hohe Grundfutterleistungen, ausreichende Einzeltierleistungen (>6.000 kg/Kuh) und ein möglichst hoher Weidegrasanteil am Jahresfutterbedarf sowie eine hohe Arbeitseffizienz durch saisonale Abkalbungsschwerpunkte, Ganztagsweidegang und Kurzrasenweide wichtige Determinanten für den wirtschaftlichen Erfolg dar. Dabei können die wirtschaftlich erfolgreichsten Weidebetriebe der Stichprobe im kalkulatorischen Betriebszweigergebnis je kg Milch und den Stundenentlohnungen innerhalb des Beobachtungszeitraums mit den erfolgreichsten Betrieben mit ganzjähriger Stallhaltung konkurrieren, was die potenzielle wirtschaftliche Vorzüglichkeit der Weidebetriebe auf dafür geeigneten Standorten unter Beweis stellt.
Eine gute Wirtschaftlichkeit bei gleichzeitig niedrigen Treibhausgasemissionen lässt sich insbesondere durch eine hohe Produktionseffizienz erzielen. Bei manchen Betrieben können sogar „Treibhausgasvermeidungsgewinne“ erreicht werden, wenn z.B. durch eine Verringerung des Futterbedarfs pro kg Milch sowohl die Produktionskosten als auch die anteiligen Emissionen zurückgehen. Vor allem im Bereich der Treibhausgasbilanzierung besteht jedoch noch Forschungsbedarf hinsichtlich der Bewertung der zahlreichen Ökosystemdienstleistungen der Weidemilcherzeugung. Dafür werden viele Weidebetriebe finanziell über die Förderung aus der 2. Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik entschädigt. Die Förderungen bleiben jedoch in der Treibhausgasbilanzierung bislang unberücksichtigt. Auch aus diesem Grund schneiden eher extensiv bzw. ökologisch wirtschaftende Weidebetriebe mit niedrigerer Produktivität nach den gängigen Formeln zur Treibhausgasbilanzierung schlechter ab als intensiv bzw. konventionell wirtschaftende Betriebe mit höherer Produktivität. Die Berücksichtigung der Ökosystemdienstleistungen innerhalb der Treibhausgasbilanzierung wäre jedoch über eine ökonomische Allokation der Emissionen zwischen Milch, Fleisch und Fördermitteln der 2. Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik möglich. Gemäß Stichprobe würde dies zu einer Annäherung extensiver und intensiver sowie ökologischer und konventioneller Betriebe in ihrem Carbon Footprint pro kg Milch führen. Dennoch bleibt ein grundsätzlicher Widerspruch zwischen einer aus Klimaschutzsicht wünschenswerten hohen Produktionseffizienz und den v.a. durch eine extensive Produktionsweise erreichbaren Ökosystemdienstleistungen bestehen.
Wirtschaftliche Weidemilchproduktion mit gleichzeitig möglichst geringen Treibhausgasemissionen benötigt, wie andere Milchproduktionssysteme auch, eine dem speziellen Produktionsverfahren angemessene, kompetente Ausbildung und Beratung. Hierfür könnte die Politik die Rahmenbedingungen verbessern. Erfolgreiche Weidemilcherzeuger sind Margenoptimierer, deren Betriebserfolg v.a. von höheren Erzeugerpreisen (Biomilch, Weidemilch), der kostenminimierenden Milcherzeugung mit dem für viele Betriebe günstigsten Futtermittel Weide sowie der finanziellen Förderung der gesellschaftlich erwünschten Ökosystemdienstleistungen abhängig ist. Wachstumsschritte und Milchleistungssteigerungen sind für Weidemilcherzeuger hingegen schwerer realisierbar, weil häufig arrondierte Flächen fehlen bzw. ein hoher Kraftfuttereinsatz notwendig wäre. Eine stärkere Unterstützung des „Imageträgers Weidemilch“, wobei hier nicht zwingend eine direkte finanzielle Förderung angesprochen wird, sondern auch die Vermittlung von mehr Know-How zur Etablierung eines konkurrenzfähigen Weidesystems, sind entsprechend den Ergebnissen der Stichprobe wünschenswert, um die vielen in dieser Arbeit analysierten, sehr positiven Ansätze der Weidenutzung in den Grünlandregionen zu etablieren bzw. ausbauen zu können. Die jüngste EU-Agrarreform sowie die neuen ELER-Verordnungen bieten dafür einige gute Anknüpfungspunkte.
 
Kurzfassung auf Englisch: Grassland use and particularly pasture milk production is considered a highly sustainable milk production method which renders many ecosystem services for society (such as greater biodiversity, maintenance of rural cultural regions, climate protection due to higher carbon storage capacity of grassland, better animal appropriateness by regular grazing) as opposed to permanent indoor housing with its high portion of concentrate feed. Nevertheless, the share of pasture farming in overall milk production falls behind production by increasing permanent indoor housing in Germany. Therefore, it appears appropriate to analyze the necessary business environment for pasture farming with consideration of selected ecosystem services actually provided and to sketch suitable recommendations for consultation of farmers.
Against this background, the research project “Business analysis and optimization of pasture-based farms and pasture systems in dairy farming in different regions of South Germany” was designed. The research project evaluated production technology, labor economics, business success, greenhouse gas emissions and specific ecosystem services of more than 80 specialized pasture milk producers through three economic years (2008/09-2010/11) and was dedicated to analysing economic and ecological competitiveness of pasture milk production at specific locations.
As a result the most profitable pasture farms of the sample regarding management income and hourly rate can compete with the most profitable farms that practice permanent indoor housing; thus, they demonstrate potential economic strength of pasture farms at suitable locations. Decisive determinants of economically successful pasture management include organic farming (higher milk prices and financial compensation), high amounts of milk from forage, sufficient milk yield of the individual cow (>6,000 kg), and a great portion of pasture grass in the feed as well as high work efficiency via seasonal calving, all-day grazing and short-lawn pasture.
High profitability and low greenhouse gas emissions can be achieved simultaneously through high efficiency of production. Some farms can even make “greenhouse gas avoidance gains” when production costs and proportionate emissions decrease at the same time thanks to reduced feed demand per kg milk. There is still a substantial need for research in the field of greenhouse gas balancing, particularly regarding evaluation of the manifold ecosystem services of pasture milk production. Many pasture-based farms are compensated for the above-mentioned services via the 2nd pillar of Common Agricultural Policy, but such services remain unconsidered in greenhouse gas balancing so far. It is for this reason that pasture-based farms with low productivity as well as organic farms perform poorly compared to more intensive farming with high productivity if they are measured by the established formulas of greenhouse gas balancing. Consideration of ecosystem services in the framework of greenhouse gas balancing would be possible via economic allocation of emissions between milk, meat, and subsidies of the 2nd pillar of Common Agricultural Policy, however. Based on our sample, this approach would result in an approximation of the carbon footprints per kg milk produced by extensive and intensive or organic and conventional farms, respectively.
Nevertheless, a fundamental antagonism still persists between high production efficiency, which is desirable from the point of view of climate protection on the one hand and ecosystem services attainable by extensive production on the other hand.
Like other milk production systems, profitable pasture milk production associated with lowest possible greenhouse gas emissions requires first of all competent training and consultation of farmers, which meets the requirements of the respective production method. Policy could improve the relevant framework conditions. Successful pasture milk producers are margin optimizers whose economic success depends above all on higher producer prices (organic milk, pasture milk), cost minimizing milk production based on pasture as the cheapest feed for many farms as well as funding of the ecosystem services which are desired by society. Farm growth and increases in milk yield are harder to achieve for pasture milk producers because consolidated areas are missing or more concentrate feed would be necessary. According to the results of the investigated sample, stronger support of the unique image of pasture milk (which does not necessarily mean monetary funding in this context) as well as increased know-how in the field of pasture milk production is desirable in order to establish or develop the numerous very positive approaches of pasture use in grassland regions that were analyzed in our investigation. The latest EU agrarian reform as well as new EAFRD regulations offer some good starting points in this regard.

    © 1996 - 2016 Universität Hohenheim. Alle Rechte vorbehalten.  10.01.24