TY - THES T1 - Bürokratie in landwirtschaftlichen Betrieben : dargestellt am Beispiel von Milchviehbetrieben A1 - Rothfuß,Kathrin Y1 - 2013/07/23 N2 - Wie in vielen Bereichen der Wirtschaft ist staatliche Bürokratie als ein zunehmendes und kostspieliges Problem für einzelne landwirtschaftliche Betriebe, aber in der Summe auch für den Agrarsektor zu betrachten. Gleichzeitig gewinnen die Bewältigung der innerbetrieblichen Bürokratie und der Datenaustausch im Rahmen von Qualitätsprogrammen und auf Basis von vertraglichen Regelungen wachsende Bedeutung. Sehr berechtigt stellt sich also nicht mehr nur die Frage, welche Bürokratie zu aufwändig oder überflüssig ist, sondern auch, wie die unumgängliche Bürokratie möglichst effektiv bewältigt werden kann. Das Ziel dieser Arbeit ist daher einerseits die Ermittlung der Bürokratiebelastung, die für Landwirte entsteht und andererseits die Bestimmung der Einflussfaktoren, die auf die Intensität dieser Belastung wirken bzw. diese verringern können. Die Erhebung der Bürokratiebelastung erfolgt in dieser Arbeit anhand einer subjektiven Bewertung der Landwirte. Außerdem war für die Erhebung der Bürokratiebelastung die Bestimmung der bürokratischen Tätigkeiten erforderlich, die von den Landwirten bewertet werden sollten. Die Kriterien hierfür waren, dass die Tätigkeiten für Milchviehhalter mit Ackerbau in Baden-Württemberg relevant sind. Außerdem müssen die untersuchten Tätigkeiten mindestens einmal pro Jahr durchgeführt werden und ein bestimmter Aufwand muss dafür erforderlich sein. Um der Vielschichtigkeit des dargestellten Untersuchungsgegenstands in angemessener Weise begegnen zu können, wurden quantitative und qualitative Methoden der empirischen Sozialforschung kombiniert. Dabei wurden Milchviehhalter in Baden-Württemberg in einem mehrstufigen Verfahren befragt. Im ersten Schritt wurden dazu 1 060 Fragebögen an die Teilnehmer der Milchleistungsprüfung verteilt. 487 Landwirte (46 % Rücklaufquote) beantworteten darauf die standardisierten Fragen zu ihrer Betriebsstruktur und ihrem soziodemographischen Profil und bewerteten die ausgewählten 45 bürokratischen Tätigkeiten. 125 von diesen Landwirten erklärten sich zu einem weiteren Interview bereit. Aus diesen wurden nach festgelegten Kriterien 40 Landwirte für persönliche Interviews ausgewählt. Diese Interviews wurden zum Teil qualitativ ausgewertet und umfassen auch die Fragen, welche in den anschließenden telefonischen Interviews enthalten waren. Weitere 82 Landwirte wurden telefonisch zu ihrer Einstellung gegenüber Bürokratie befragt. Mittels einer Faktorenanalyse und einer anschließenden Binären logistischen Regression wurden die Einflussfaktoren bestimmt, welche zu einer ?sehr starken? mentalen Bürokratiebelastung führen. Die empirisch erfassten Milchviehbetriebe sind in Bezug auf die Zahl der Milchkühe und die Flächenausstattung überdurchschnittlich groß. Die empfundene Belastung ist erheblich. Beinahe die Hälfte der Befragten beurteilt die Belastung durch Bürokratie (?Papierkram?) als sehr stark und im Durchschnitt höher als durch andere berufliche Herausforderungen. Anhand der Bewertung der bürokratischen Tätigkeiten lassen sich an erster Stelle der ?Gemeinsame Antrag? und an zweiter Stelle die Aufzeichnungen zur Anwendung von Tierarzneimitteln als am stärksten belastende Bürokratie identifizieren. Die qualitative Auswertung der persönlichen Interviews lässt die Beschreibung von zehn generellen Problemfeldern beim Umgang mit Bürokratie zu. Dabei fällt auf, dass in den meisten Fällen Schwierigkeiten auftreten, wenn zum Beispiel der Einsatz von Hilfsmitteln oder die Arbeitsteilung nicht geplant sind bzw. die Landwirte ihre Prozesse nicht begründen können. Innerhalb der zehn am stärksten als Belastung empfundenen Tätigkeiten zeigen sich neben den generellen Problemfeldern spezifische Problemfelder, die meist die Höhe der bürokratischen Belastung gut erklären können. Durch eine Faktorenanalyse konnten sie standardisiert erhobenen Aussagen der Landwirte bezüglich ihrer Einstellung zu Bürokratie zu acht Faktoren zusammengefasst werden. Drei davon zeigen einen Einfluss auf die mentale Bürokratiebelastung. Der Faktor ?Akzeptanz externer Informations- und Gestaltungswünsche? vermindert die empfundene bürokratische Belastung und die Faktoren ?Zeitmangel? und ?Effizienzmangel staatlicher Dokumentationspflichten? erhöhen die empfundene bürokratische Belastung. Die vorliegende Arbeit zeigt deutlich, bei welchen bürokratischen Pflichten der Gesetzgeber für eine Entlastung sorgen sollte. Die gewählte Vorgehensweise hat sich hierfür bewährt. Es zeigt sich jedoch auch, dass Landwirte selbst dem Thema Bürokratie nicht passiv gegenüber stehen sollten, sondern selbst Maßnahmen ergreifen können, um innerbetrieblich für eine Entlastung zu sorgen. Dienstleister und Berater sind gefordert, dabei durch die Gestaltung von individuellen Strategien Hilfestellung zu leisten. Aus wissenschaftlicher Sicht liefert die Untersuchung Einblicke in verschiedene Prozesse der Organisation landwirtschaftlicher Betriebe und die dahinterstehende Einstellung der Landwirte. KW - Bürokratie KW - Belastung KW - Betriebsführung KW - Information und Dokumentation CY - Hohenheim PB - Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim AD - Garbenstr. 15, 70593 Stuttgart UR - http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2013/858 ER -