RT Dissertation/Thesis T1 Sozio-ökonomische Beurteilung von Innovationen: Untersuchungen über die Innovationenakzeptanz auf Betriebs-Haushaltsebene in Niger A1 Haigis,Jörg WP 2004/12/14 AB Die vorliegende Forschungsarbeit beschäftigt sich mit der Frage, welche sozio-ökonomischen und persönlichen Eigenschaften der Haushaltsoberhäupter als den Hauptentscheidungsträgern innerhalb der nigrischen Betriebs-Haushaltssysteme einen maßgeblichen Einfluss auf deren Übernahmeverhalten ausüben. Dabei steht die gleichzeitige Neuerungsübernahme gegenüber dreizehn ausgewählten, verschiedenartigen neuen Technologien im Mittelpunkt. Als Bezugszeitpunkt dient das Jahr 1995. Die Untersuchung der ausgewählten Betriebs-Haushaltssystemen ergab für die meisten der dreizehn betrachteten Neuerungen eine unstete Anwendung über die Zeit hinweg seit der ersten Übernahme. Die zeitliche Unstetigkeit einer übernommenen Neuerung findet sich insbesondere bei externen und jährlich zu beschaffenden Betriebsmittel. Dementsprechend weist das Gesamtverhalten jedes Haushaltsoberhauptes eine unterschiedliche Mischung aus aktueller, früherer oder noch nie erfolgter Übernahme auf. Innerhalb dieser unübersichtlich erscheinenden Verhaltenslage lassen sich mit Hilfe von Clusteranalyseverfahren die einzelnen Haushaltsoberhäupter in fünf Übernehmergruppen einteilen. Das gruppeneigene Übernahmeverhalten nimmt in einer Rangfolge von gering bis besonders innovativ zu. Dabei weisen die einzelnen Übernehmergruppen, ausgenommen die gering innovativen Haushaltsoberhäupter, eine deutliche technologische Schwerpunktsetzung in Bezug auf die Art der übernommenen Neuerungen auf. Diese Schwerpunkte spiegeln lediglich ansatzweise die klimatischen Standortbedingungen in der Republik Niger wider. Sie entsprechen nur scheinbar dem Klimagefälle der Untersuchungsstandorte. So bevorzugen an trockenen Standorten die dortigen Haushaltsoberhäupter vor allem Neuerungen aus dem Bereich des Ressourcenschutzes, für die eine interne Betriebsmittelverfügbarkeit besteht. Dagegen legen die Bauern an den klimatisch günstigsten Standorten ihren Schwerpunkt auf die Übernahme von arbeitssparenden Technologien. Bei näherer Betrachtung beeinflussen weniger die klimatischen Umgebungsbedingungen diese Verhaltensweise als vielmehr örtliche Besonderheiten, insbesondere in den Betriebs-Haushaltssystemen. Diese bestehen vor allem in den begrenzten Nutzungsmöglichkeiten der landwirtschafttreibenden Frauen, die Haushaltsarbeitskräfte für die Arbeitserledigung auf ihren Feldern einzusetzen. Die Erdnußerzeugung stellt in erster Linie durch die Weiterverarbeitung ein gewinnbringendes Geschäft für die Frauen dar. Daher besteht in dieser Region eine kapitalkräftige Nachfrage nach Lohnarbeit für die Feldvorbereitung auf den Erdnußfeldern mittels Gespanngeräten. Ein varianzanalytischer Vergleich der festgestellten Übernehmergruppen ergab ebensowenig wie die ökonometrische Analyse mittels eines multi-nomialen Logit-Modells einen eindeutigen Befund darüber, dass persönliche oder sozio-ökonomische Eigenschaften der Haushaltsoberhäupter ihr Übernahmeverhalten maßgeblich beeinflussen. Vielmehr belegen vor allem die Ergebnisse der logistischen Regressionsanalyse eine starke Standortabhängigkeit des beobachtbaren Übernahmeverhaltens. Die deutliche räumliche Trennung zwischen hoch und besonders innovativen Haushaltsoberhäuptern gegenüber allen Anderen deutet auf einen maßgeblichen Einfluss durch örtliche und überörtliche Faktoren auf das einzelne Übernahmeverhalten hin. Allerdings konnte die Frage, worin diese Faktoren im Einzelnen bestehen, im Rahmen dieser auf Betriebs-Haushaltsebene angesiedelten Forschungsarbeit nicht geklärt werden. Die Übernahme von technologischen Neuerungen weist nicht nur eine ausgeprägte überörtliche Schwerpunktsetzung und eine teilweise zeitliche Unstetigkeit auf, sondern zeichnet sich auch durch eine Anpassung im Hinblick auf die räumliche Anwendung übernommener Technologien auf. Die Bauern bewirtschaften ihre Felder nicht gleichmä¬ßig über die gesamte Fläche eines Feldes hinweg. Vielmehr wenden sie eine Art von teilflächenspezifischer Bewirtschaftungsweise an, bei der sie die einzelnen Anbaumaßnahmen an die sich kleinräumig ändernden Standortbedingungen innerhalb eines Feldes anpassen. Diese räumliche Anpassung erstreckt sich auch auf übernommene Neuerungen. Das beobachtbare Übernahmeverhalten der Haushaltsoberhäupter verdeutlicht die grundsätzliche Bereitschaft zur Anwendung neuer Technologien und damit zur Veränderung ihrer bisherigen traditionellen Bewirtschaftungsweisen. Die festgestellten Besonderheiten der Neuerungsübernahme belegen einerseits die erhebliche Anpassungsfähigkeit an die jeweiligen örtlichen und zeitlichen Verhältnisse auf Seiten der Bauern hin. Auf der anderen Seite stellen diese Besonderheiten auch einen Hinweis auf die ungenügende Angepasstheit der empfohlenen Neuerungen dar. Demzufolge wird der Erfolg weiterer Bestrebungen zur Modernisierung der nigrischen landwirtschaftlichen Betriebe maßgeblich von der stärkeren Berücksichtigung dieser Besonderheiten bei der zukünftigen Entwicklung und Verbreitung von neuen Technologien abhängen. K1 Niger K1 Akzeptanz K1 Sahel PP Hohenheim PB Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim UL http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2004/66