TY - THES T1 - Einfluss von Beschäftigungs- und Strukturelementen auf das Verhalten und das Beinskelett konventionell gehaltener Mastputen A1 - Letzguß,Helga Y1 - 2010/06/16 N2 - Die konventionelle Putenmast in Deutschland ist durch die Nutzung von schweren Linien in reizarmen Intensivhaltungssystemen gekennzeichnet. Die damit einhergehenden pathologischen Verhaltensweisen und gesundheitlichen Nachteile, wie beispielsweise Kannibalismus und Beinschäden, sind nicht nur unter dem Aspekt des Tierschutzes von großer Relevanz, sondern bedeuten auch finanzielle Nachteile für die Mäster. Es wird angenommen, dass eine angereicherte Umgebung einen reduzierenden Effekt auf Kannibalismus und Federpicken, sowie einen positiven Einfluss auf den Bewegungsapparat von Puten hat. In dieser Feldstudie wurden die Auswirkungen von Anreicherungen unter praktischen Bedingungen in der konventionellen Putenmast untersucht. Von besonderem Interesse war die Feststellung möglicher Einflüsse auf (i) Kannibalismus und Federpicken, (ii) die Bewegungsaktivität und (iii) die Gesundheit des Beinskeletts. Weiterhin sollte die Akzeptanz und die Nutzung der einzelnen Anreicherungen bestimmt und bewertet werden. Aufbauend auf früheren Untersuchungen wurden verschiedene Anreicherungen gewählt. Ein wichtiges Entscheidungskriterium war dabei, dass die Objekte ohne größere Umbauten in bereits bestehende konventionelle Ställe integrierbar waren. Weiterhin wurde darauf geachtet, kostengünstige Strukturen auszuwählen, die zusätzlich keinen großen zeitlichen Mehraufwand für die Tierbetreuung darstellte. Als Anreicherungsobjekte wurden erhöhte Ebenen, Rundballen, Heukörbe und Palettenstapel ausgewählt. Letztere wurden im zweiten Durchgang durch Quaderballen ersetzt. Die Anreicherungen belegten 5,3 % der Stallfläche. Es wurde ein Versuchsdurchgang in der warmen (Durchgang 1) und ein zweiter in der kalten (Durchgang 2) Jahreszeit durchgeführt. Dabei wurden schwere Mastputenlinien in konventionellen Mastputenställen mit jeweils mehr als 4500 Tieren eingestallt. 2 Ställe (A1 und A2) waren mit Struktur- und Beschäftigungsobjekten angereichert. Ein weiterer Stall verblieb unangereichert als Kontrolle. Die Tiere wurden ab der 6. LW viermal im 4-Wochenrythmus von 3 Beobachtern beobachtet. Zusätzlich wurden Videos im gleichen Zeitraum aufgenommen und mittels der kommerziellen Software INTERACT (Mangold International GmbH, Arnstorf) ausgewertet. Es wurden folgende Bereiche erfasst: Palettenstapel, erhöhte Ebene, Strohballen, nicht angereicherter Raum, Heukorb, Futterlinie und Tränkelinie. Als Verhaltensparameter wurden erfasst: Sitzen, Fortbewegung, Stehen, Komfortverhalten, Sandbaden, Scharren, Objektpicken, Umgebungspicken, Federpicken, Aggression, Drohen, Kannibalismus und Nahrungsaufnahme. Auf der Grundlage von Videoaufnahmen wurde sowohl die Dauer als auch die Anzahl der Tiere in den einzelnen Bereichen bestimmt. Als Verhaltensparameter wurden Bewegung, Sitzen und Stehen registriert. In der 15. LW wurden pro Stall 150 Tiere zufällig ausgewählt. Von diesen wurden das Lebengewicht, Zustand der Brusthaut, des Gefieders und der Metatarsalballen bonitiert. Während der Schlachtung wurde der Zustand jeder dritten Brusthaut und von jedem fünften Fußballen beurteilt. Des Weiteren wurden Länge, distale Abwinkelung und Torsion von 50 Tibiotarsi je Stall bestimmt. Mit Hilfe eines Computertomographen wurden in der Mitte der Tibiotarsi folgende Knochenparameter erfasst: Gesamtfläche, Gesamtdichte, Corticalisfläche, Corticalisdichte, Flächenträgheitsmoment. Zusätzlich wurde mittels einer Drei-Punkt-Biege-Messung die Bruchkraft der Tibiotarsi bestimmt. Die Anreicherungen wurden von den Puten gut angenommen. Die Dauer der Ruhephasen war auf den erhöhten Ebene, den Paletten und den Quaderballen länger als im nicht angereicherten Raum. Dies weist darauf hin, dass die Tiere ihrem Ruhebedürfnis auf den Strukturen besser nachgehen konnten als im nicht angereicherten Raum. Kurze Ruhephasen im nicht angereicherten Raum sind insbesondere auf die dort vermehrt auftretenden Störungen durch Artgenossen zurückzuführen. Anhand des Anteils der Bewegung in den nicht angereicherten Bereichen konnte festgestellt werden, dass es durch die Anreicherungen zu einer gesteigerten Bewegungsaktivität kam. Die Tierbeurteilung in der 15. LW zeigte keinen Einfluss der Anreicherungen auf die Tiergesundheit. Im Hinblick auf die Beingesundheit der Puten zeigte sich eine Verringerung der Torsion des Tibiotarsus. Im Gegensatz zu den Puten in den Kontrollställen mussten die Tiere in den angereicherten Ställen flattern, klettern und hüpfen, um die Strukturelemente nutzen zu können. Dadurch wurden die Beinmuskulatur und die Beinknochen der Puten stimuliert. Die Rundballen wurden bis zum Ende der Mast von den Tieren bepickt, wohingegen die Beschäftigung mit den Heukörben nachließ. Eine Beeinflussung von Kannibalismus oder Federpicken durch die Beschäftigungselemente konnte nicht festgestellt werden, da diese Verhaltensweisen in allen Ställen sehr selten auftraten. Die vorliegende Untersuchung belegt, dass eine kostengünstige Anreicherung der Haltungsumwelt dazu beitragen kann die Knochengesundheit von Mastputen zu verbessern. Es wurde außerdem gezeigt, dass bereits erhöhte Flächen mit nur einem geringen Höhenunterschied zur Einstreu, eine Strukturierung des Stalles in Aktivitäts- und in Ruhebereiche ermöglichen. Schließlich ist hervorzuheben, dass die Anreicherungen für die Puten während der kompletten Mastdauer anhaltend attraktiv blieben. KW - Verhaltensforschung KW - Artgerechte Haltung KW - Truthuhnmast KW - Knochen KW - Truthuhn CY - Hohenheim PB - Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim AD - Garbenstr. 15, 70593 Stuttgart UR - http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2010/477 ER -