RT Dissertation/Thesis T1 Möglichkeiten und Grenzen der Sekundärwalderhaltung im Bundesstaat Sucre, Venezuela - Brachewirtschaft, Agroforstsysteme und forstliche Nutzung in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft - A1 Valqui Haase,Alexis Holger WP 2003/12/12 AB Als direkte Verursacher der Tropenwaldzerstörung gelten weltweit über eine halbe Milliarde Menschen, die vor allem als Landlose und Kleinbauern in Waldgebieten und angrenzenden Gebieten in den Tropen leben und durch vielfältigste Maßnahmen im Rahmen ihrer Existenzsicherung den Tropenwald nutzen und zerstören. Diese Arbeit leistet einen Beitrag zur Verdeutlichung dieser Problemstellung, indem handlungsleitende sozioökonomische und rechtliche Faktoren bei der Nutzung und Zerstörung von Waldökosystemen am Beispiel der kleinbäuerlichen Betriebssysteme in der Paria Region des Bundesstaates Sucre, Venezuela, untersucht werden. Die kleinbäuerlichen Betriebssysteme sichern ihre Existenz hier vorwiegend durch den Anbau landwirtschaftlicher Kulturen in Brachewirtschafts- und Baum-Dauerkultur-Mischsystemen. Folgende Forschungsfragen wurden untersucht: Tragen das Agrarreformgesetz und die lokale Bodenordnung bzw. die Forstgesetzgebung und die aktuelle Forstpolitik dazu bei, dass Kleinbauern den Wald schützen? Welchen Beitrag leisten die praktizierten Landnutzungssysteme zur Ernährungs- und Einkommenssicherung der kleinbäuerlichen Familien und zur Walddegradation? Welche Funktionen erfüllt der Wald aus Sicht der Kleinbauern und welchen Nutzen können diese daraus realisieren? Die grundlegenden rechtlichen Institutionen des Agrarreformgesetzes, nämlich insbesondere das Recht des Besitzer auf Eigentum solange das Land bearbeitet wird, haben negative Implikationen auf die Waldflächen. In einer wie in der Region Paria von Wald geprägten Umwelt bedeutet die Anwendung dieser Rechte, die sich auch in der lokalen Bodenordnung wiederfinden, dass die aus landwirtschaftlicher Sicht ineffiziente Landnutzungsform Wald durch möglichst produktivere landwirtschaftliche Nutzung ersetzt werden muss. Somit stel-len die Grundlagen der Agrarverfassung einen Widerspruch zu den Zielen der Walderhal-tung dar. Die Forstpolitik, die de jure die nachhaltige Nutzung der Forstressource fördert, hat zu einem korrupten System um die Nutzungsgenehmigungen geführt, zu dem Kleinbauern keinen Zugang finden. Sie führt de facto dazu, dass Kleinbauern eine ungenehmigte und damit illegale forstliche Nutzung durchführen bzw. von einer Nutzung absehen. Dadurch trägt diese Forstpolitik zwar zu einer gewissen Walderhaltung bei, aber auch dazu, dass Wald für Kleinbauern keine produktive Ressource ist und auf diese Weise die nachhaltige Nutzung der Forstressourcen durch die kleinbäuerlichen Betriebsysteme verhindert. Der Beitrag der forstlichen Nutzung zur Einkommenssicherung der kleinbäuerlichen Familien fällt im Vergleich zu dem aus der landwirtschaftlichen Nutzung sich ergebenden Einkommen gering aus. Und die Nutzung von Forstprodukten für die Subsistenzsicherung verliert durch die Substitution durch industriell hergestellte Produkte an Bedeutung. Während in den Baum-Dauerkultur-Mischsystemen die Baumkomponente mit der Zeit einen stabilen Sekundärwald bildet, wird in der Brachewirtschaft regelmäßig der Sekundärwald bzw. die Sekundärvegetation für den Anbau von annuellen Kulturen gerodet. Da ein auf diesen Flächen entwickelter Sekundärwald den Besitzanspruch wegen der Nichtbearbeitung der Flächen in Frage stellt, wird seine Entwicklung durch eine frühzeitige Rodung vermieden. Der Beitrag zur Einkommens- und Subsistenzsicherung der wichtigsten landwirtschaftlichen Kulturen fällt unterschiedlich aus. Der Kakaoanbau in den Baum-Dauerkultur-Mischsyste-men trägt zur wirtschaftlichen Stabilität der Haushalte durch ein über mehrere Monate verteiltes Einkommen, relativ hohe Rentabilität der eingesetzten Familienarbeit und zur finanziellen Absicherung im Alter und bei Krankheit bei. In den Brachewirtschaftssystemen tragen annuelle Kulturen, hauptsächlich Kürbis, Taro und Okumo, kurzfristig zum Einkommen der Familien bei, wobei sie sich durch eine relativ höhere Flächenrentabilität auszeichnen. Taro und Okumo sowie Mais sind zudem Hauptbestandteile des Speiseplans der bäuerlichen Familien. Sekundärwälder dienen in den Baum-Dauerkultur-Mischsystemen zur Beschattung, in den Brachewirtschaftssystemen zur Wiederherstellung der Bodenfruchtbarkeit sowie zur Verminderung der Unkraut- und Schädlingspopulation und in begrenztem Maße zur Einkommens- und Subsistenzsicherung. Eine besondere Funktion erfüllen die Wälder, die zur Sicherung der Trinkwasserversorgung der Gemeinden im Bereich der Einzugsgebiete der Quellen erhalten werden. Trotzdem erfüllen Wälder aus Sicht der Kleinbauern in erster Linie die Funktion einer Reserve für Umnutzung in landwirtschaftliche Flächen. K1 Sekundärwald K1 Sucre K1 Península de Paria K1 Entscheidungsbegründung K1 Entwaldung K1 Tropischer Wald K1 Kleinbauernbetrieb K1 Subsistenzwirtsc PP Hohenheim PB Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim UL http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2003/45