TY - THES T1 - Biomonitoring von Fluorwasserstoff : neue Ansätze zum Einsatz Höherer Pflanzen als Akkumulationsindikatoren A1 - Blanckart,Peter Y1 - 2009/09/28 N2 - Zur Ermittlung von wirkungsbezogenen Immissionsraten bzw. zur Messung der Wirkdosis von Fluorwasserstoffimmissionen nach der VDI 3957 Blatt 2 wird die Standardisierte Graskultur als ein langjährig bewährtes Verfahren mit sehr gutem Erfolg eingesetzt. Für die Ergebnisbeurteilung der Standardisierten Graskultur sind derzeit zwei Richtlinien in Arbeit, die auf der Basis mehrjähriger, umfangreicher Untersuchungen Beurteilungsmaßstäbe und Orientierungswerte bieten. Sie werden als VDI 3857 Blatt 1 und Blatt 2 voraussichtlich als Gründruck im Jahr 2009 veröffentlicht werden. Ebenso wird die Richtlinie VDI 2310 Blatt 3 zurzeit überarbeitet. Mit einer Veröffentlichung (Gründruck) kann ebenfalls im Jahr 2009 gerechnet werden. Nach Nr. 5.3 der Richtlinie VDI 3957 Blatt 2 sind Proben mit weniger als 2 g Trockensubstanz zu verwerfen. Das Verwerfen der Proben hat jedoch eine zeitliche Beurteilungslücke von 14 Tagen oder gar 4 Wochen zur Folge. In diesem Zusammenhang sollte getestet werden, wie sich die Anreicherung von Fluorid aus der Exponierung mit HF?haltiger Luft bei niedrigeren Wachstumsraten verändert und ob Proben von exponierten Graskulturen, die nicht das in der o.g. VDI-Richtlinie geforderte Mindestgewicht von 2 g Trockensubstanz haben, dennoch zur Beurteilung der Immissionssituation herangezogen werden können. Zur Beurteilung dieser Fragen wurden in einem mit Fluor belasteten Untersuchungsgebiet, der Stadt Ransbach-Baumbach, Expositionsversuche mit der Standardisierten Graskultur und mit modifizierten Verfahren durchgeführt. Parallel zur Bioindikation wurde die Fluoridkonzentration in der Luft mit radialsymmetrischen Passivsammlern als physiko-chemischer Methode erhoben. Hierdurch konnte ein unmittelbarer Vergleich der Schadstoffkonzentration in der Luft mit dem Schadstoffgehalt in den Graskulturen abgeleitet werden. Die Vermutung, dass es sich im Untersuchungsgebiet um ein Gebiet mit einer ausgeprägten, anthropogen verursachten Belastung mit Fluor handelt, wurde durch die vorliegende Arbeit bestätigt. Das Untersuchungsgebiet in Ransbach-Baumbach kann im bundesweiten Vergleich als ein Hot Spot für erhöhte Fluoridimmissionen angesehen werden. Die Ergebnisse bestätigen, dass Fluoridimmissionen auch aktuell, wenn auch meist nur vereinzelt und kleinräumig begrenzt, selbst in Mitteleuropa noch bedeutsam sind. Entsprechende Beurteilungsgrundlagen für Bioindikationsverfahren (passiv und aktiv) sollten für Fluorid weiterhin erarbeitet werden, auch wenn in großräumigen Bioindikationsmessnetzen immissionsbedingte Fluoridanreicherungen oft nicht mehr regelmäßig untersucht werden. Der Einsatz von Deschampsia flexuosa (L.) Trin. als Akkumulationsindikator konnte in dieser Arbeit nicht als mögliche Alternative zu Lolium multiflorum Lam. bestätigt werden; die Abweichungen der Fluoridkonzentrationen in Deschampsia flexuosa (L.) Trin. und Lolium multiflorum Lam. waren im raum-zeitlichen Vergleich zu groß. Die durchgeführten Messungen mit den radialsymmetrischen Passivsammlern zeigten keine deutliche Beziehung zwischen der Hydrogenfluorid-Konzentration in der Luft und dem Fluoridgehalt F- [µg g-1 TS] in den Loliumkulturen. Zwischen den Fluoridkonzentrationen und Biomassezuwächsen als Roh- und Trockengewicht von Lolium multiflorum Lam. bestanden nur äußerst geringe Korrelationen (R2 von 0,0258 bzw. 0,0099 an zwei Messstationen). Da bei ökologischen / ökotoxikologischen Freilanderhebungen Korrelationskoeffizienten (R2) von ≥ 0,6 erforderlich sind, um auf deutliche Zusammenhänge schließen zu können, muss ein Zusammenhang zwischen Biomassezuwachs und Fluoridkonzentration für den Akkumulationsindikator Lolium multiflorum Lam. verneint werden. Es wird daher empfohlen, bei der Bestimmung immissionsbedingter Stoffanreicherungen wie Fluorid in Pflanzen nach dem Verfahren der standardisierten Graskultur die VDI-Richtlinie 3957 Blatt 2 so zu überarbeiten, dass auch Proben mit weniger als 2 g Trockensubstanz verwendet werden dürfen. KW - Biomonitoring KW - Akkumulation KW - Fluorwasserstoff KW - Grasskulturen CY - Hohenheim PB - Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim AD - Garbenstr. 15, 70593 Stuttgart UR - http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2009/386 ER -