TY - THES T1 - Entwicklung der Nahrungsmittelnachfrage und der Angebotspotenziale der Landwirtschaft in der Europäischen Union A1 - Schönleber,Nicole Y1 - 2009/09/16 N2 - In den vergangenen Jahren führte eine weltweit stark wachsende Nachfrage nach Agrarrohstoffen für die Nahrungsmittel- und Bioenergieproduktion zu unerwartet hohen Weltmarktpreisen und folglich zu einer Verschärfung der Nutzungskonkurrenz. Zukünftig wird die Verknappung von fossilen Energieträgern weiter zur Erhöhung der Produktpreise beitragen und den Interessenkonflikt noch zusätzlich verstärken. Die global wachsende Nahrungsmittelknappheit wird neben den zunehmenden Einflüssen des Klimawandels auf die Agrarproduktion ein weiteres Problem sein. Seit einigen Jahren wächst die Nachfrage nach Nahrungsmitteln schneller als das Angebot. Die derzeitigen umwelt- und energiepolitischen Zielsetzungen bestimmter Länder (EU, USA, etc.) bewirken global einen rasanten Ausbau von erneuerbaren Energien u.a. im Agrarsektor und verschärfen folglich die Problematik der Nutzungskonkurrenz von Agrarrohstoffen. Die vorliegende Studie hat zum Ziel, Agrarpotenziale für Non-Food- oder Exportzwecke auf Ebene der Europäischen Union zu analysieren. Dementsprechend werden für die einzelnen EU-Länder die erschließbaren Flächen- und Produktionspotenziale aus der Landwirtschaft für die Jahre 2000, 2010 und 2020 unter den derzeit technischen Möglichkeiten analysiert. Dabei werden Veränderungen des Nahrungsmittelverbrauchs unter Berücksichtigung der Bevölkerungsentwicklung, Flächenumwidmung zu anderen Nutzungszwecken sowie Potenziale aus Stilllegungsflächen, Ertrags- und Leistungssteigerungen der Pflanzen- und Tierproduktion berücksichtigt. Die Berechnungen der Studie ergeben, dass die Gesamtnachfrage nach Nahrungsmitteln in der EU-27 zwischen den Jahren 2000 und 2020 weiter steigen wird, wobei der Pro-Kopf-Verbrauch in diesem Zeitraum um rund 5 % zunehmen wird. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche der EU-27 wird sich bis 2020 um rund 6,5 % vermindern. Für die in der EU wichtigsten Ackerkulturen werden Ertragssteigerungen erwartet. Die Änderungsrate des gewichteten Ertrags der relevanten Ackerkulturen (Getreide, Ölfrüchte und Zuckerrüben) beträgt im Durchschnitt für die EU-27 zwischen 2000 und 2020 knapp 24 %. Weitere Flächenfreisetzungen werden durch Verbesserungen der tierischen Futterverwertung erwartet bzw. wären durch den Abbau der subventionierten Überschussproduktion möglich. Das resultierende erschließbare Flächenpotenzial der EU-27 kann unter zwei Betrachtungsweisen zusammengefasst werden. Zum einen können die nationalen Potenziale zum Gesamtpotenzial der EU-27 addiert werden. Dies erfolgt unter der Annahme, dass keine Veränderung im innereuropäischen Warenaustausch stattfindet und alle zusätzlich nachgefragten Nahrungsmittel aus Drittländern importiert werden. Demzufolge ergibt sich für die EU-27 ein theoretisch erschließbares Flächenpotenzial in Höhe von 27,2 Mio. ha. (14,8 % der LF) im Jahr 2020. Zum anderen können die Ergebnisse der EU-27 unter Berücksichtigung des Handelsausgleichs saldiert werden. Dabei wird unterstellt, dass sich für die EU-27 insgesamt das Versorgungsniveau bei pflanzlichen Agrarrohstoffen sowie bei Milch- und Rindfleischprodukten auf 100 % beläuft. Infolgedessen reduzieren sich die Flächenpotenziale der EU-27, die für Non-Food-Zwecke genutzt werden könnten, auf weit weniger als die Hälfte des Flächenumfangs der ersteren Betrachtungsweise. Für das Jahr 2020 wurde für die EU-27 ein Flächenpotenzial von 11,5 Mio. ha geschätzt, was einem Anteil an der LF von etwa 6 % entspricht. Für die ermittelten Flächenpotenziale der EU-27 wurden weiterhin die Produktionsmengenpotenziale der drei wichtigsten Anbaukulturen Getreide, Ölfrüchte (stellvertretend Raps) und Hackfrüchte (stellvertretend Zuckerrüben) nach dem derzeitigen Anbauverhältnis ermittelt. Mit den berechneten Produktmengen könnten in der EU im Jahr 2020 etwa 14,8 Mio. t Ethanol und 1,8 Mio. t Biodiesel produziert werden. Bezogen auf den Kraftstoffverbrauch des Jahres 2005 könnten damit 13,1 % des Ottokraftstoff- und 1,0 % des Dieselverbrauchs substituiert werden. Der Biokraftstoffanteil aus inländischer Produktion am gesamten Kraftstoffverbrauch läge demzufolge im Jahr 2020 bei etwa 5,6 %. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass eine Verschärfung der Nutzungskonkurrenz von Agrarrohstoffen in der Europäischen Union für den Untersuchungszeitraum nicht erwartet wird. Unter Berücksichtigung der Sicherstellung der inländischen Nahrungsmittelversorgung stehen für den Ausbau der Agrarrohstoffproduktion für Non-Food-Zwecke erhebliche Flächenpotenziale zur Verfügung. Die Landwirtschaft der EU-27 könnte einen beachtlichen Anteil zu den Energiezielen der EU im Jahr 2020 durch die Biomasseproduktion für Energiezwecke beitragen. Allerdings sind es nur wenige EU-Mitgliedsstaaten (Frankreich, Deutschland, Irland, die Tschechische Republik und Ungarn), die das wesentliche Potenzial bereitstellen und nationale Energiezielvorgaben erreichen können. Gleichzeitig stehen weniger Produkte für Exporte und die Sicherung der Welternährung zur Verfügung. KW - Agrarproduktion KW - Biokraftstoff KW - Europäische Union KW - Lebensmittelnachfrage KW - Rohstoffangebot KW - CY - Hohenheim PB - Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim AD - Garbenstr. 15, 70593 Stuttgart UR - http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2009/382 ER -