RT Dissertation/Thesis T1 Die Bedeutung städtischer Gliederungsmuster für das Vorkommen von Pflanzenarten unter besonderer Berücksichtigung von Paulownia tomentosa (Thunb.) Steud. - dargestellt am Beispiel Stuttgart A1 Richter,Matthias WP 2003/08/05 AB Die Bedeutung städtischer Gliederungsmuster und ökologischer Faktoren für das Vorkommen von spontanen und subspontanen Pflanzenarten wird in dieser Arbeit exemplarisch dargestellt. Ein Skalenmodell stadtökologischer Forschungsebenen dient dazu, den räumlichen Bereich zu strukturieren, auf den die Fragestellung Anwendung findet. Hierbei wird zwischen der Agglomeration Stuttgart, Haupt-Landnutzungstypen, der Kernstadt Stuttgart, unterschiedlichen Bebauungstypen innerhalb der Kernstadt und sogenannten ?Bodennutzungstypen? unterschieden. Die Bodennutzungstypen (z.B. Rasenflächen, Gebüsche, Beete, Bodendeckerrabatten oder Pflasterritzen) als kleinräumliche, abgrenzbare Einheiten werden durch die stetigsten Pflanzenarten charakterisiert sowie bodenkundlich und klimatologisch analysiert. Mit Hilfe von ?ökologischen Steckbriefen? einiger Pflanzenarten, deren exponiertestes Beispiel Paulownia tomentosa ist, läßt sich eine artspezifische Prognose des Vorkommens spontaner Pflanzenarten in der Kernstadt durchführen. Zusammenfassend läßt sich die Fragestellung folgendermaßen darstellen: Wenn eine Abhängigkeit - der Pflanzenarten und Pflanzengemeinschaften von Bodennutzungstypen, - der Bodennutzungstypen von Bebauungstypen und - der Bebauungstypen von der räumlichen Lage in der Kernstadt gegeben ist, dann besteht eine Abhängigkeit der Pflanzenarten und Pflanzengemeinschaften von ihrer Lage in der Kernstadt. Zur Prüfung dieser Hypothese werden die konkreten Bebauungstypen und Bodennutzungstypen randomisiert ausgewählt und Vegetationsaufnahmen durchgeführt. Die bisherige stadtökologische Forschung orientiert sich bei der Modellbildung an der kompakten Kernstadt, die der räumlichen Struktur einer modernen Großstadt als Agglomeration nicht gerecht wird. Daher wird zunächst ein entsprechendes Agglomerationsmodell konzipiert und in seiner historischen Genese am Beispiel Stuttgarts erläutert. Spontane Pflanzenarten zeigen selbst auf dieser Ebene eine Abhängigkeit von der Landnutzung: So findet man z.B. spontane Blauglockenbäume im Stuttgarter Stadtgebiet weder in Wäldern oder Forsten, noch in landwirtschaftlich genutzten Flächen. Sie kommen fast ausschließlich in Siedlungen der Kernstadtbereiche von Stuttgart, Feuerbach und Bad Cannstatt vor. Die Stuttgarter Kernstadt läßt sich in drei Zonen einteilen: Großformbebauung im Zentrum, eine sich daran anschließende Blockbebauungszone und eine Einzelhausbebauungszone, zumeist in Hanglage. Weitere Bebauungstypen wie z.B. Villenbebauung, Friedhöfe, Parkanlagen oder Industrieareale verteilen sich in charakteristischer Weise auf diese Zonen. Es wird ein Schema der Verteilung der Bebauungstypen innerhalb der Kernstadt vorgestellt. Paulownia tomentosa findet man am häufigsten in der Zone der Blockbebauung, gefolgt von der Zone der Großformbebauung, wobei klimatische und historische Gründe eine wichtige Rolle spielen. Über 90% der Wuchsorte des Blauglockenbaumes befinden sich in Ritzen entlang von Mauer- und Häusersockeln, geschotterten Flächen und Brachflächen, die sich durch Nährstoffarmut bei hohen pH-Werten und durch im Sommer trockene Böden mit sehr heißen Bodenoberflächen auszeichnen. Das Vorkommen der Art ist daher an die hiermit verknüpften Bodennutzungstypen gebunden und wird weiterhin durch unterschiedlich intensive Pflege beeinflußt. Der prozentuale Anteil der Bodennutzungstypen an Bebauungstypen und die relative Lage der Bebauungstypen in der Kernstadt können als Indikatoren für das spontane Auftreten von Pflanzenarten herangezogen werden, wie sich am Beispiel Paulownia tomentosa veranschaulichen läßt. Weiterhin kann dieser Ansatz genutzt werden, um zukünftige Ausbreitungsprozesse von Pflanzenarten vorherzusagen. K1 Stadtökologie K1 Stadtstruktur K1 Pflanzenart K1 Paulownia K1 Paulownia tomentosa PP Hohenheim PB Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim UL http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2003/38