TY - THES T1 - Müssen Johannisbeeren chloridfrei gedüngt werden? : Studien zur Aufnahme und Verlagerung von Chlorid durch verschiedene Johannisbeerarten A1 - Blank,Otto-Heinrich Y1 - 2009/08/19 N2 - Im Beerenobstanbau werden seit Jahrzehnten wegen vermeintlicher Chlorid-empfindlichkeit chloridfreie mineralische Kaliumdünger angewandt. Diese chloridfreie Düngung wird auch in Lehrbüchern der Pflanzenernährung und des Obstbaues gefordert. Ziele der Arbeit war es, einerseits in einer Literaturrecherche den möglichen wissenschaftlichen Gehalt dieser Aussage zur chloridfreien Kaliumdüngung herauszufinden (Kapitel 2). Weiterhin sollte das Ausmaß der Chloridempfindlichkeit einzelner Johannisbeersorten und der Erdbeere durch verschiedene experimentelle Versuchsansätze (Kapitel 4) erfasst werden. Im Einzelnen wurden Kurzzeitaufnahmeversuche in Nährlösungen (Kapitel 6 und 7), aber auch Gefäß- (Kapitel 8) und Feldversuche (Kapitel 9 und 10) vor allem mit verschiedenen Johannisbeersorten und vereinzelt mit der Erdbeere durchgeführt. Neben der Aufnahme und Verlagerung von Chlorid in den Spross und in die Früchte wurde auch Natrium mit untersucht. Gleichzeitig wurde eine mögliche Chlorid-tiefenverlagerung über die Wintermonate in den Feldversuchen (Kapitel 9 und 10) sowie in einem Modellversuch mit Bodenröhren unter Freilandbedingungen (Kapitel 11) als mögliche Vorsichtsmaßnahme gegen Chloridtoxizität untersucht. Bei gleichzeitiger Berücksichtigung eines möglichen Einflusses von steigendem Chloridangebot auf die Fruchtqualität sollte letztendlich eine klare Aussage über die Notwendigkeit einer chloridfreien Kaliumdüngung z.B. als K2SO4 oder Kalimagnesia anstatt vom chloridhaltigen Kornkali für die Praxis gemacht werden. Die Literaturrecherche hat wie erwartet keine nachvollziehbaren Fakten für die vermeintliche Chloridempfindlichkeit von Beerenobst oder der einzelnen Sortengruppen von Johannisbeeren ergeben (Kapitel 2). In den Nährlösungsversuchen wurde versucht, die möglichen Mechanismen für eine unterschiedliche Chloridempfindlichkeit zu erfassen (Kapitel 6 und 7). Dabei zeigten die untersuchten Schwarzen Johannisbeersorten gegenüber den roten und weißen Sorten eine geringere Aufnahmerate für Chlorid (Ausschluss- bzw. Exklusionsvermögen der Wurzel), aber nur von begrenzter Kapazität. Im Rückhaltevermögen von Chlorid, wie z.B. für die Weinrebe beschrieben, gab es keine Sortenunterschiede bei den einzelnen Johannisbeersorten. Dieser fehlende Unterschied in der relativen Chloridverlagerung stand im krassen Gegensatz zum mituntersuchten Natrium. Hier zeigten die beiden schwarzen Sorten ein ausgeprägtes Rückhaltevermögen der Wurzeln für Natrium. Diese verschiedenen Mechanismen für mögliche Unterschiede in der Chlorid- und Natriumempfindlichkeit von Johannisbeersorten, inklusiv einer möglichen unterschiedlichen Gewebetoleranz wurden im Weiteren in einem Kapitel 14.153 Gefäß- (Kapitel 8) und in Feldversuchen (Kapitel 9 und 10) überprüft. Diese 3 Versuche zeigten anhand von erfassten Toxizitätsgrenzwerten gegenüber Chlorid übereinstimmend, dass die Johannisbeere chloridempfindlich ist. Dabei gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen schwarzen, roten und weißen Sorten. Bei Überschreitung des Chloridtoxizitätsgrenzwertes von 10-15 mg Cl/g TS Blatt traten unabhängig von der Sorte Blattrandnekrosen auf. Dies war aber nur im Gefäßversuch ohne Möglichkeit einer Chloridauswaschung über die Wintermonate und bei gleichzeitig 2fach überhöhter Kaliumdüngung in Form des sehr chloridreichen Kalirohsalzes zu beobachten. In den beiden Feldversuchen konnten bei einer Kaliumdüngung in praxisüblicher Höhe aber in praxisunüblicher Form als Kalirohsalz und auch im Frühjahr ?also unter einem ?Worst-Case-Szenario?? keine Symptome einer Chloridtoxizität bei den Johannisbeeren (Kapitel 9) und der Erdbeere (Kapitel 10) beobachtet werden. Eine ausreichende Tiefenverlagerung von Chlorid unterhalb des Durch-wurzelungshorizonts über die Wintermonate konnte an allen 3 Standorten, in Bavendorf/Ravensburg, Horb/Neckar und Wittlaer/Düsseldorf, als effektive Vorsichtsmaßnahme gegen Chloridtoxizität gezeigt werden. Diese Chlorid-Tiefen-verlagerung über die Wintermonate konnte anhand von Bodenuntersuchungen und auch durch Blattanalysen auf Chlorid eindrucksvoll demonstriert werden. Diese bisherigen Ergebnisse geben keinen Anlass, das bisherige Tabu einer notwendigen chloridfreien Kaliumdüngung im praktischen Johannisbeeranbau aufrecht zu halten. Eine vermutete und in der Literatur bei verschiedenen Pflanzenarten gezeigte Cadmiummobilisierung durch Chlorid war ohne nennenswerte Auswirkung auf die Cadmiumkonzentrationen in Johannisbeerblättern und Früchten (Kapitel 12). Von Interesse aber ist das beobachtete reziproke Verhältnis der Cadmium- und Zinkkonzentrationen in den Blättern und Beeren der Johannisbeere. Dies gibt Anlass zur Empfehlung für die Praxis auf dem Standort des KOB/Ravensburg mit latenter Zinkunterversorgung stärker auf eine bessere Zinkdüngung z.B. als Blattapplikation zu achten. KW - Cerchlorid CY - Hohenheim PB - Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim AD - Garbenstr. 15, 70593 Stuttgart UR - http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2009/376 ER -