RT Dissertation/Thesis T1 Wohlbefinden von Mastschweinen in verschiedenen Haltungssystemen unter besonderer Berücksichtigung ethologischer Merkmale A1 Weber,Ragnhild E. F. WP 2003/10/06 AB Ziel der Arbeit ist die Untersuchung praxisnaher Haltungsbedingungen hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf das Wohlbefinden von Mastschweinen. Damit soll auch ein Beitrag zur Entwicklung von Indikatoren für die Schätzung von Wohlbefinden geleistet werden. Aus der Literatur wurden die Themen Definition des Begriffs Wohlbefinden, Indikatoren für Wohlbefinden, Verhaltensweisen von Mastschweinen, Ethologische Untersuchungsmethoden und Haltungssysteme für Mastschweine aufgearbeitet. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse wurden maßgeblich bei Aufbau und Durchführung der Untersuchungen berücksichtigt. Es wurden 2 Haltungssysteme eingerichtet und verglichen, die unter Einbeziehung des Wissens über ethologische Bedürfnisse von Mastschweinen einen Kompromiss zwischen praxisüblicher Mastschweinehaltung und Wohlbefinden der Tiere darstellen. Der Schwerpunkt lag auf ethologischen Merkmalen. Die Arbeit ist Teil eines Forschungsprojekts zu artgerechter Mastschweinehaltung und deren Akzeptanz bei Erzeugern und Verbrauchern in Nordrhein-Westfalen. Sie wurde auf dem Versuchsgut Frankenforst der Universität Bonn Mitte Juni 1998 bis Anfang Januar 1999 und Mitte April bis Ende September 1999 durchgeführt. Es wurden 256 Piétrain (Pi) x Deutsche Landrasse (DL) oder Pi x (Deutsches Edelschwein (DE) x DL) Mastschweine in 2 mit Beschäftigungsobjekten (Ketten, Nagebalken, Strohraufe (im einstreulosen System)) angereicherten Haltungssystemen, Teilspaltenboden im klimaregulierten Stall (TSP: 8 Schweinen/Bucht) und Teiltiefstreu im Offenstall (OT: 32 Schweinen/Bucht), untersucht. Über 10 Wochen wurde 1-mal/Woche das Verhalten der Tiere indirekt per Videoaufzeichnung zwischen 5:30 und 8:30 Uhr und 13:30 und 16:30 Uhr beobachtet. Die Verhaltensmerkmale umfassten Nahrungsaufnahme, Erkunden und Beschäftigung, anomale Beschäftigung, Komfort, Aggression und Kampf, Bewegung und Ausruhen und Liegen. Im 2. Untersuchungsjahr wurden punktuell Direktbeobachtungen zur genaueren Analyse bestimmter Verhaltensweisen aus den Bereichen Beschäftigungs- und Komfortverhalten durchgeführt. Weitere erhobene Merkmale umfassten: Gesundheitszustand, Behandlungen, Integument-, Gliedmaßen- und Klauenverletzungen, Allgemeineindruck, Geschlinge- und Schlachtkörperveränderungen, Mast- und Schlachtleistungsmerkmale und haltungstechnische Merkmale. Die Ergebnisse zeigten, dass sich das für das Wohlbefinden von Mastschweinen wichtige Beschäftigungsverhalten Wühlen, das nur im OT möglich war, nicht durch die hier untersuchten Beschäftigungsobjekte und die Stallumwelt im TSP vollständig kompensieren ließ. Pseudowühlen und Manipulation von Buchtengenossen traten im TSP deutlich häufiger auf. Die Haltungsumwelt (Stroheinstreu, Beschäftigungsobjekte, mehr Platz, mehr Außenreize) im OT bewirkte dagegen einen positiven Effekt auf das Verhalten der Tiere. Insbesondere aus den vermehrt auftretenden Verhaltensweisen Wühlen, Spielen, Alert sein und Laufen/Stehen kann eine Förderung des Wohlbefindens abgeleitet werden. Komfortverhalten und Suhlen wurde ebenfalls im OT signifikant häufiger ausgeführt, konnte insgesamt jedoch am wenigsten beobachtet werden. Andererseits wurde auch deutlich, dass die Mastschweine im OT nicht frei von Verhaltensstörungen waren. In beiden Haltungssystemen lagen die Schweine insgesamt je über 70 % ohne andere Aktivität. Die zu geringe Beleuchtungsstärke im TSP könnte zu dem weniger ausgeprägten endogen angelegten biphasischen Rhythmus der Tiere geführt haben, die weniger Aktivität am Vormittag zeigten als die Schweine im OT. Die Klimaregulierung im TSP und die nicht eingestreute planbefestigte Betonfläche im OT reichten zur Abkühlung im Sommer nicht vollständig aus. Dies wurde dadurch deutlich, dass keine klar erkennbare Trennung von Liege-, Kot- und Fressbereich erreicht wurde. Kreislaufprobleme traten bei einigen Tieren im OT an Tagen mit sehr hohen Temperaturen auf. Die Verletzungen an Integument, Gliedmaßen und Klauen waren in beiden Systemen sehr gering und spiegeln keinen direkten Bezug zum Haltungssystem wider. Die Schlachtkörperuntersuchungen ergaben in beiden Haltungssystemen am häufigsten Lungenveränderungen und Pleuritis. Signifikante Unterschiede zwischen den Systemen (OT > TSP) bestanden hinsichtlich Leberbefunden und Geschlingebefunden insgesamt. Aus Sicht der Tiergesundheit schnitten die Tiere im OT schlechter ab, negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Schweine hatte vermutlich der Ra. Einbruch geringen Schweregrades im 2. Untersuchungsjahr im OT. Signifikante Leistungsunterschiede zwischen den Systemen bestanden nur im 1. Untersuchungsjahr in deutlich geringeren Leistungen im OT, vermutlich durch thermoregulatorische Probleme verursacht. Mit den hier verwendeten Merkmalen (Indikatoren) und Untersuchungsmethoden konnte das Wohlbefinden der Mastschweine in den untersuchten Haltungssystemen miteinander verglichen werden. Vorschläge zur Verbesserung der Methodik sowie zur Modifikation der Haltungssysteme wurden unterbreitet. K1 Wohlbefinden PP Hohenheim PB Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim UL http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2003/36