RT Dissertation/Thesis T1 Bestimmung des Verknöcherungsverlaufs des Brustbeins von schnell und langsam wachsenden Masthühnern A1 Schmid,Britta Ariane WP 2008/10/07 AB Die Vermarktung von Geflügelfleisch ist in der Durchführungs-Verordnung 1538/91 zur Verordnung (EWG) Nr. 1906/90 geregelt. Bei der Vermarktung ganzer Hühnerschlachtkörper wird zwischen Fleisch von jungen und alten Tieren unterschieden: ein Masthuhn ist ein junges Tier mit biegsamem (nicht verknöchertem) Brustbeinfortsatz, während die Bezeichnung Suppenhenne ein altes Tier mit rigidem (verknöchertem) Brustbeinfortsatz kennzeichnet. Der Erzeugerpreis für ein Masthuhn ist dabei um ein Vielfaches höher als für ein Suppenhuhn. Nachdem inzwischen extensive Produktionsverfahren in der Hühnermast vor allem im Rahmen der ökologischen Erzeugung an Bedeutung gewinnen, die eine Mindestmastdauer von 81 Tagen vorschreiben, stellt sich die Frage, ob auch bei diesen Masthühnern noch die Bedingung des nicht verknöcherten Brustbeinfortsatzes erfüllt ist. Bisher ist der Wissensstand zur Entwicklung des Brustbeins beim Huhn sehr lückenhaft, umfangreichere Informationen liegen nur zu den Extremitätenknochen vor. Das Ziel der vorliegenden Arbeit war daher, den Verlauf der Verknöcherung des Brustbeins und des Rabenbeins vergleichend für schnell und langsam wachsende Masthühner(Broiler) zwischen den ersten Lebenswochen und der Geschlechtsreife zu erfassen. Hierzu wurden neben der subjektiven Erfassung der Verknöcherung über visuelle Beurteilung verschiedene Hilfsmerkmale wie metrische Maße, computertomographische Messwerte und chemische Analysenwerte des Brust- sowie Rabenbeins herangezogen werden. Für den Versuch wurden je 1000 Broiler (gleiche Anteile männlicher und weiblicher Tiere) der schnell wachsenden Herkunft Ross 308 und der langsam wachsenden Herkunft Isa S 457 in Gruppen von 50 bis 60 Tieren als Eintagsküken eingestallt. Jeweils 480 Tiere je Herkunft wurden dann für die Untersuchungen verwendet. Zwischen der 4. und der 23. LW wurden je Herkunft wöchentlich 12 Hähne und 12 Hennen geschlachtet. Neben der Lebendmasse (LM) und dem Brustmuskelgewicht (BMG) wurden nach Ablösen des Brustfleisches verschiedene metrische Maße des Brustbeins zur Erfassung der Dimensionen und des Knorpelanteils ermittelt. Das linke Rabenbein (RL) diente ferner als Referenzknochen. An verschiedenen Stellen des Brustbeins und des Rabenbeins wurde mittels peripherer Quantitativer Computertomographie (pQCT) die Gesamtfläche und ? dichte, die Corticalisfläche und ?dichte sowie das Flächenträgheitsmoment (Strain Strength Index ? SSI) ermittelt. Charakteristische Brustbeine wurden je Herkunft und Geschlecht für die visuelle Auswertung fotografiert. Bei 6 Brustbeinen je Herkunft und Geschlecht wurden der Trockensubstanzgehalt, sowie der Asche-, Calcium- und Phosphorgehalt bestimmt. Schnell wachsende Broiler wiesen ein deutlich höheres Lebend- und Brustmuskelgewicht auf als langsam wachsende. Die Anpassung der Gompertz-Wachstumskurven ergab für die schnell wachsende Herkunft Ross 308 eine höhere maximale Wachstumsgeschwindigkeit als für die langsam wachsende Herkunft Isa 457, ferner lag der Wendepunkt der Kurven bei Herkunft Ross in einem früheren Lebensabschnitt. Das Brustbein bestand beim Eintagsküken noch vollständig aus Knorpel und verknöcherte bereits ab der 1. LW von einem mittigen Verknöcherungszentrum bidirektional nach kaudal und nach kranial. Ferner bestanden Verknöcherungszentren an den seitlichen Trabeculae, die sich unabhängig hiervon entwickeln. Mit Einsprießen der Blutgefäße färbte sich das Zentrum durch Einlagerungsprozesse tiefrot und breitete sich nach kranial und kaudal aus. Mit zunehmender Verknöcherung wurde das Brustbein wieder heller und vor allem im vorderen Bereich auf Grund der Pneumatisierung transparenter. Der Brustbeinfortsatz war auch in der 23. LW nicht vollständig verknöchert. Generell wurden bei den schnell wachsenden Broilern und bei den Hähnen innerhalb der Herkünfte größere Brustbeindimensionen erreicht. Die computertomographischen und chemischen Bestimmungen zeigten, dass die Brustbeine der Hennen deutlich schneller verknöcherten als die der Hähne und Brustbeine von Ross 308 Hennen schneller verknöcherten als von Isa S 457 Hennen. Die Einlagerung anorganischer Substanz (Calcium und Phosphor) ist von Versuchsbeginn an bei den Herkünften unterschiedlich. Über den Versuchsverlauf lagerten Hennen mehr anorganische Substanz ein als Hähne. Die Entwicklung des Trockensubstanzgehaltes des Brustbeins war bis zum Versuchsende noch nicht abgeschlossen. Zwischen den Brustbeinmaßen und den computertomographischen sowie chemischen Analysenwerten des Brustbeins bestanden in der Regel nur geringe bis mittlere Korrelationen, während zwischen den Brustbeinmaßen und den Gewichten enge Beziehungen vorlagen. Generell belegen die Ergebnisse, dass die Verknöcherung des Brustbeins von langsam wachsenden Masthühnern zum üblichen Schlachtzeitpunkt von 81 bis 84 Tagen noch nicht abgeschlossen ist und somit auch in der Extensivmast bei der Vermarktung keine Nachteile entstehen. Allerdings erscheint die bisher vorgenommene Abgrenzung zwischen ?nicht verknöchert ? Masthuhn? und ?verknöchert ? Suppenhuhn? als wenig geeignet, da auch zum Einsetzen der Legetätigkeit noch keine vollständige Verknöcherung vorliegt. Eine deutliche Spezifizierung des Begriffs ?verknöcherter Brustbeinfortsatz? erscheint daher dringend angebracht. K1 Knochenbildung K1 Broiler K1 Computertomographie K1 Brustbein K1 Broilermast PP Hohenheim PB Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim UL http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2008/298