TY - THES T1 - Issues Management unter veränderten Umweltbedingungen A1 - Wnuck,Corinna Y1 - 2024/02/20 N2 - Die Idee des Issues Management will durch die frühzeitige Identifikation und die strategisch geplante Partizipation an öffentlich und organisational relevanten Issues erreichen, dass Unter- nehmen aktiv auf Umfeldentwicklungen Einfluss ausüben, um den eigenen Handlungsspiel- raum zu erhalten und die Unternehmensreputation zu sichern. Die Umweltbedingungen spielen eine zentrale Rolle für die Ausgestaltung des Issues Management. Diese haben sich seit den ersten Issues-Management-Ansätzen Ende der 1970er-Jahre spürbar verändert. Digitalisierung, Medialisierung, Globalisierung und die Transformation der Öffentlichkeit durch den digitalen Strukturwandel sind die Treiber dieser Veränderungen. Issues Management wurde bislang nicht auf seine Gültigkeit unter veränderten Umweltbedingungen überprüft. Die übergeordnete Forschungsfrage dieser Studie lautet daher: Wie gestalten Unternehmen Issues Management unter veränderten Umweltbedingungen? Die empirische Studie untersucht anhand von qualitativen, leitfadengestützten Experteninterviews, wie Issues Management heute unter veränderten Umweltbedingungen durchgeführt wird. Dafür wird die Forschungsfrage anhand von sechs Issue-Management-Dimensionen vertieft: die Konzept-, die Struktur-, die Prozess-, die Management-, die Akteurs- und die Ressourcendimension. Für die Untersuchung wurden 22 Experten aus dem Agentur- und Beratungskontext und dem Unternehmensumfeld befragt. Konzeptionell hat sich das Issues Management unter veränderten Umweltbedingungen nicht gewandelt. Es bleibt eine Präventionsfunktion, die zur Sicherung und Steigerung der Unternehmensreputation möglich frühzeitig risikobehaftete Sachverhalte in der Unternehmensumwelt identifiziert und diese Sachverhalte strategisch geplant bewältigt. Issues Management fristet in vielen Unternehmen ein depriorisiertes Dasein, u.a. weil die Schnittmengen mit anderen Disziplinen hoch sind. In etlichen Unternehmen wird Issues Management betrieben, aber nicht so benannt. Auf der Strukturebene des Issues Management werden digitalisierungs- und globalisierungsbedingte Veränderungen sichtbar. Moderne Issues-Management-Organisationen müssen schneller, agiler und flexibler arbeiten als früher. Sie müssen global und in Echtzeit Themen identifizieren und diese kulturraumadäquat aufbereiten. Das erfordert effiziente und transparente Informations- und Wissensmanagementsysteme sowie flexible Anpassungsmöglichkeiten der Ressourcen. Die Untersuchung zeigt, dass auf der prozessualen Ebene Veränderungen durch digitalisierte Umweltbedingungen wirksam sind. Aufgrund der Beschleunigung von Umweltentwicklungen verlaufen die Prozessphasen schneller oder verlaufen parallel zueinander. Reflexions- und Reaktionszeiten haben sich bei wachsender Issue-Komplexität verkürzt. In Anlehnung an die Abfolgen der Scrum-Logik aus der Softwareentwicklung wird in der Studie ein alternatives Prozessmodell entwickelt, das die Simultanität und die wachsende Komplexität von Umweltentwicklungen abbildet. Die Managementebene ist von Veränderungen durch beschleunigt Umweltentwicklungen, Globalisierung, Medialisierung und veränderten Öffentlichkeitsstrukturen gekennzeichnet, die in den einzelnen Phasen der Maßnahmen- ebene unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Die Untersuchung zeigt, dass die Evaluation des Issues Management bis heute eine Herausforderung ist und in den Unternehmen nur mit Einschränkungen durchgeführt wird. Agenturen sehen hier mangelnden Willen, Unternehmen begründen dies mit der mangelnden Aussagekraft der Ergebnisse über die eigentliche Leistung des Issues Management. Auf Akteursebene wirkt die Transformation der Öffentlichkeit. Es steigt die Anzahl situativer, volatiler und gut vernetzter Teilöffentlichkeiten, die sich um verschiedene Themen gruppieren und dafür sorgen, dass einmal aufgetretene Issues nicht mehr zur Ruhe kommen. Zudem haben sich die Kräfteverhältnisse zugunsten bislang schwach repräsentierter Gruppen verschoben. Weiterhin ist „Journalism Bypassing“ ein häufig beobachtetes Phänomen. Auf der Ressourcenebene benötigen aufgrund von Digitalisierung und Medialisierung Issues Manager*innen ein deutlich erweitertes Repertoire an Kompetenzen und Fähigkeiten. Des Weiteren steigt im Issues Management der Einsatz von digitalen Tools. Zum Erhebungszeitpunkt sind dies vor allem Online-Monitoring-Tools, Redaktionsmanagement-Tools sowie kollaborative Arbeitsplattformen und virtuelle Team-Umgebungen. KI und Chatbots stellen da- gegen die Ausnahme dar. Insgesamt kommt die Studie zu dem Schluss, dass die veränderten Umweltbedingungen die Idee des Issues Management aktueller denn je werden lässt. Wenngleich nicht immer unter dem Namen, so hat sich in der Mehrzahl der Unternehmen die strategisch geplante Früherkennung und Bewältigung von Issues etabliert. Dabei wirken sich die Umweltveränderungen stark auf die Umsetzung aus. Nachholbedarf besteht vor allem im Bereich der digitalen und datenbasierten Unternehmenskommunikation. KW - Digitalisierung KW - Unternehmen KW - Kommunikation KW - Öffentlichkeitsarbeit KW - Social Media CY - Hohenheim PB - Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim AD - Garbenstr. 15, 70593 Stuttgart UR - http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2024/2281 ER -