RT Dissertation/Thesis T1 Arbeitszeitmodelle im Schweizer Gesundheitswesen : qualitative Untersuchung in der Maximalversorgung A1 Linggi,Michael WP 2024/01/22 AB Die Erforschung der Arbeitszeitmodelle von Ärztinnen und Ärzten ist von grosser Be-deutung, um die Gesundheit und Sicherheit der Patientinnen und Patienten zu ge-währleisten, das Wohlbefinden und die Zufriedenheit des medizinischen Personals zu verbessern, die Effizienz der Arbeitsprozesse zu steigern und dem Arbeitskräfteman-gel entgegenzuwirken. Die Dissertation diskutiert die verschiedenen Arbeitszeitmodel-le im Schweizer Gesundheitswesen, insbesondere im Bereich der Maximalversor-gung. Sie zeigt die in der Praxis angewandten Arbeitszeitmodelle sowie die Heraus-forderungen, die sich aus deren Umsetzung ergeben. Sie konzentriert sich auf den Bereich der Chirurgie (schneidenden Disziplin), beschränkt sich aber nicht auf be-stimmte chirurgische Fachgebiete, sondern verfolgt einen generalistischen Ansatz. Ziel der Forschungsarbeit ist es, aufzuzeigen, welche Arbeitszeitmodelle im komple-xen Arbeitsalltag der Ärztinnen und Ärzte im Schweizer Modell der Maximalversor-gung funktionieren und inwieweit sie auf andere Versorgungsstufen und Länder über-tragbar sind. Aufgrund der Komplexität des Themengebiets wurde die Forschungsfra-ge mit Hilfe von qualitativen Interviews beantwortet. Es wurden sowohl Ärztinnen und Ärzte als auch Verwaltungspersonal befragt. Mittels qualitativer Inhaltsanalyse sind die verschiedenen Kategorien gebildet worden, um die transkribierten Textstellen ein-ordnen zu können. Die Dissertation basiert auf den Ergebnissen der aktuellen Forschung. Es hat sich gezeigt, dass die Arbeitszeitgestaltung einen erheblichen Einfluss auf die Zufrieden-heit und Gesundheit der Mitarbeitenden hat. Insbesondere der 24-Stunden-Betrieb und die damit verbundenen Schichtmodelle spielen eine wichtige Rolle. Theoretische Ansätze zum Human-, Sozial- und psychologischen Kapital verdeutlichen zudem, wa-rum die Mitarbeitenden eine der wichtigsten Ressourcen eines Unternehmens sind. Dies bildet die Grundlage für die Darstellung verschiedener Arbeitszeitmodelle und die Identifizierung von Einflussfaktoren. Auch zukunftsorientierte Aspekte werden be-rücksichtigt, wie z.B. die Möglichkeit des Einsatzes von Robotern in der Chirurgie zur Durchführung verschiedener Eingriffe, was zusätzliche Optionen für die Gestaltung neuer Arbeitszeitmodelle eröffnet. Die Erkenntnisse der Dissertation lassen sich wie folgt zusammenfassen: Es ist wich-tig, Arbeitszeitmodelle in einem globalen Kontext zu betrachten, da das Thema sehr komplex und multifaktoriell ist. Grundsätzlich lassen sich drei Ebenen identifizieren, die bei der Entwicklung innovativer Arbeitszeitmodelle berücksichtigt werden müssen: Gesellschaft, Institution und Individuum. Um neue Arbeitszeitmodelle zu ermöglichen, braucht es strukturelle, gesellschaftliche Voraussetzungen wie das Arbeitszeitgesetz und familienfreundliche Rahmenbedingungen. Darüber hinaus muss die Institution, al-so das Krankenhaus, den Mut haben, neue Wege zu gehen und den Beschäftigten die Möglichkeit geben, in neuen Arbeitszeitmodellen zu arbeiten. Schliesslich liegt es auch an den Ärztinnen und Ärzte, Eigenverantwortung zu übernehmen und den Ar-beitgeber nicht auszunutzen. Neben diesem Gesamtansatz mit den drei Ebenen lies-sen sich folgende Schwerpunkte ableiten: Arbeitsalltag, Work-Life-Balance, For-schung, Aus- und Weiterbildung, Karriere, Arbeitsinhalt, Digitalisierung und weitere Schwerpunkte. Diese Schwerpunkte zeigen, welche Themen bei der Entwicklung neuer Arbeitszeitmodelle berücksichtigt werden müssen. Abschliessend wurden vier Arbeitszeitmodelle als die gängigsten identifiziert: Teilzeit, Protected Time, Jobsha-ring und Homeoffice. Darüber hinaus muss die Arbeitsgesetzgebung die Rahmenbe-dingungen schaffen, um diese Modelle sinnvoll nutzen zu können. Die Ergebnisse sind übertragbar auf Kliniken und Krankenhäuser in anderen Ländern mit einem wett-bewerbsfähigen Krankenversicherungssystem, wie z.B. Deutschland oder Österreich. Dies bedeutet, dass die Erkenntnisse und Empfehlungen zur Verbesserung von Ar-beitszeitmodellen auch in ähnlichen rechtlichen und organisatorischen Kontexten an-wendbar sein sollten. Die vorliegende Dissertation zur Untersuchung von Arbeitszeitmodellen bei Ärztinnen und Ärzten in der Maximalversorgung liefert eine wichtige Grundlage für die Weiter-entwicklung solcher Modelle. Die ganzheitliche Betrachtung des Themas und die Identifikation von Herausforderungen und Schwerpunkten tragen zur Verbesserung zukünftiger Arbeitszeitmodelle bei. Das Krankenhaus- und Klinikmanagement sollte diese Ergebnisse bei der Planung und Umsetzung von Arbeitszeitmodellen berück-sichtigen. Für die zukünftige Forschung könnten ähnliche Studien in anderen Ländern durchgeführt werden. K1 Gesundheitswesen K1 Arbeitszeit K1 Teilzeitbeschäftigung K1 Job sharing K1 Telearbeit K1 Home Office K1 Protected Time PP Hohenheim PB Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim UL http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2024/2265