RT Dissertation/Thesis T1 Berufliche Identitätsentwicklung und Laufbahnadaptabilität : Zentrale Faktoren der beruflichen Entwicklung kaufmännischer Auszubildender A1 Kirchknopf,Sebastian WP 2023/11/20 AB Vor dem Hintergrund der Herausforderungen für die individuelle Laufbahnentwicklung im Zuge zunehmender arbeitsweltlicher Flexibilisierung, Selbststeuerung und Subjektivierung, haben sich die berufliche Identität und die Laufbahnadaptabilität (career adaptability) als zentrale Größen der modernen Laufbahngestaltung etabliert (Savickas 2011). Dabei werden beide Konstrukte häufig als wechselseitig aufeinander bezogen dargestellt, wobei der (beruflichen) Identität eine gewisse Orientierungsfunktion in Bezug auf berufliche Anpassung- und Entwicklungsprozesse zukommt, während die (Laufbahn-)Adaptabilität die erforderlichen Dispositionen und Ressourcen für die notwendigen Anpassungs- und Umorientierungsleistungen umfasst (Hall 2004; Fugate et al 2004). Das Konstrukt der beruflichen Identität ist seit langem auch fester Bestandteil innerhalb des berufs- und wirtschaftspädagogischen Diskurses, da ihm für die Entwicklung beruflicher Handlungskompetenz sowie die Sozialisation der beruflichen Lernenden hohe Bedeutung beigemessen wird (Lempert 2009). Demgegenüber wurde der Adaptabilitätsbegriff aus berufs- und wirtschaftspädagogischer Perspektive bislang deutlich weniger stark aufgegriffen, obwohl seine Bedeutung für das Verständnis beruflicher Anpassungs- und Integrationsprozesse gerade beim Eintritt in das Berufsleben im internationalen Kontext seit längerem diskutiert wird (Savickas 1997, 2005). Im Verhältnis zur beruflichen Identität erscheint dabei essenziell, ob Laufbahnadaptabilität im Berufsbildungskontext eher als förderliches Element beruflicher Integration (Savickas 2013) oder als berufliche Flexibilitäts- und Mobilitätsorientierung verstanden werden kann, die tendenziell mit einer geringen arbeitsbezogenen Verbundenheit einhergeht (Briscoe/Hall 2006). Für eine nähere Betrachtung des Zusammenwirkens beider Konstrukte im Kontext der kaufmännischen Berufsbildung ist allerdings auch auf Seiten der beruflichen Identität eine Klärung der konzeptionellen Ausgestaltung sowie der inhaltlichen Besonderheiten der Identitätskonstruktion und -entwicklung kaufmännischer Auszubildender angezeigt. Um die Bedeutung der beruflichen Identität und der Laufbahnadaptabilität für die berufliche Entwicklung der kaufmännischen Auszubildenden zu untersuchen, wurden daher mehrere Fragestellungen abgeleitet, welche neben einer theoretischen Klärung der jeweiligen Begriffsverständnisse eine empirische Herangehensweise in qualitativer und quantitativer Hinsicht umfassen. Zur Beantwortung der Teilfragestellungen wurde ein kumulatives Forschungsdesign gewählt, welches insgesamt vier Fachartikel umfasst. Aus theoretisch-konzeptioneller Perspektive konnte abgeleitet werden, dass jenseits der bisherigen berufs- und wirtschaftspädagogischen Anknüpfungspunkte gerade für die beruflichen Entwicklungsprozesse der Lernenden innerhalb der beruflichen Erstausbildung eine hohe Bedeutung der Laufbahnadaptabilität besteht. Im Rahmen der darauf aufbauenden Prüfung der empirischen Eignung für den Kontext der Berufsbildung erwies sich der Adaptabilitätsbegriff nach Savickas als besonders vielversprechend, indem seine vierdimensionale Struktur auch unter kaufmännischen Auszubildenden repliziert und er von eher desintegrativ orientierten Konzeptualisierungen abgegrenzt werden konnte. In Bezug auf die berufliche Identitätsentwicklung der kaufmännischen Auszubildenen konnte als übergreifendes Merkmal ein Rückgang der beruflichen und betrieblichen Identifikation im Ausbildungsverlauf ausgemacht werden, welcher wiederum die beruflichen und betrieblichen Abbruchneigungen bedingt. Die qualitative Betrachtung hat daneben berufsspezifische Besonderheiten zu Tage gefördert, die darauf schließen lassen, dass sich sowohl in breitbandigeren als auch in spezialisierteren kaufmännischen Berufen Identifikationspotenziale finden lassen, diese sich jedoch deutlich unterscheiden können (z.B. berufliche Perspektiven vs. affektiv bedeutsame Tätigkeiten). Letztlich konnte der positive Zusammenhang zwischen der Laufbahnadaptabilität und der beruflichen Identität kaufmännischer Auszubildender nachgewiesen werden, was auf die förderliche Wirkung der Laufbahnadaptabilität für die berufliche Entwicklung und den Aufbau arbeitsbezogener Bindungen im Rahmen des beruflichen Lernens verweist. K1 Identität K1 Auszubildender K1 Anpassung K1 Laufbahn K1 Berufsbildung K1 Duales System K1 Berufsorientierung K1 Kaufmann K1 Kauffrau PP Hohenheim PB Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim UL http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2023/2226