TY - THES T1 - Ökonomische Bewertung der „Doppelernte“ von Getreidekörnern mit den Reststoffen Spreu und Stroh A1 - Ortmaier,Jörg Y1 - 2023/08/23 N2 - Ziel der Arbeit ist die ökonomische Bewertung von neuen Ernteverfahren, sogenannten Dop-pelernteverfahren für die gemeinsame Ernte von Körnern und deren Restbiomasse. Im Detail ist das Ziel einerseits die Evaluation der prognostizierten, höheren Qualität und Menge pro Hektar an erntbaren Reststoffbiomassen wie Spreu und Stroh, andererseits jedoch besonders ihren monetären Leistungen in der Gegenüberstellung zu den Verfahrenskosten durch den Einsatz der Doppelernte. Dafür werden Mähdruschverfahren mit zusätzlicher Spreu- bzw. Stroherntekette mit den ver-schiedenen Doppelernteverfahren verglichen, sowohl verfahrenstechnisch als auch monetär. Bei den betrachteten Doppelernteverfahren handelt es sich um den Feldhäckseldrusch, das Ladewagen-Schwadernteverfahren, das Kompakternteverfahren und die Ernte mit einem Äh-renstripper am Traktor. Der Vergleich bezieht sich auf alle Ernteverfahren inklusive der erfor-derlichen Logistikkette und Erntegutnachbehandlung, d.h. der stationären Separation von Korn und Biomasse. Als Berechnungsgrundlage dienen Modellierungen, u.a. für Spreuerträge und Erntegutvolumina in Abhängigkeit vom Kornertrag. Unter der Einbeziehung von Parametern wie z.B. Flächengröße, Feldentfernung, Arbeits- und Transportgeschwindigkeiten und Verlust-zeiten wie z.B. für Wendevorgänge im Feld, wird in einem dafür entwickelten Berechnungsmo-dell die benötigte Zeit für die Ernte von einem Feld für alle Verfahren mit größtmöglicher Ver-gleichbarkeit berechnet. Anhand der in Datenbanken hinterlegten Maschinenkosten, z.B. für Abschreibung oder Verschleiß, die über Auswahllisten automatisiert in die gewünschte Verfah-rensberechnung übernommen werden, können zunächst die Kosten je Betriebsstunde und unter Einbeziehung der Flächenleistung und Flächengröße die Kosten pro Hektar für jedes Ernteverfahren ermittelt werden. Da alle Verfahren unterschiedlich hohe Verluste von Korn und Biomasse aufweisen, werden dementsprechend die verfahrensspezifischen, gesamten Erlöse für Korn und Biomasse berechnet und davon die jeweils berechneten Verfahrenskosten abge-zogen. Die daraus resultierenden, erntekostenfreien Leistungen (EKFL) werden als Ver-gleichsgröße herangezogen. Ohne Berücksichtigung der langfristig zu beachtenden Humusreproduktionskosten ergeben sich nach den getroffenen Annahmen für die einzelnen Verfahren folgende EKFL: Mähdrusch mit Ballenkette 1309,93 €/ha; Kompakternte 1285,66 bis 1529,53 €/ha je nach Menge des mit-geernteten Strohanteils; Feldhäckseldrusch 1421,04 €/ha; Ladewagen-Schwadernte 1429,40 €/ha; Ährenstripper 1279,58 €/ha. Das Kompakternteverfahren besitzt damit einen Vorteil von bis zu 219,60 €/ha gegenüber der etablierten Mähdrusch- und Ballentechnik unter den gege-benen Annahmen. Die anderen Verfahren liegen dazwischen oder geringfügig unterhalb des Mähdruschverfahrens. Werden die Kosten für Nährstoffabfuhr und Humusreproduktion mitein-bezogen, beträgt der Vorteil des Kompakternteverfahrens bis zu 143,44 €/ha. Auf Basis der durchgeführten Literaturrecherche und der eigenen Modellrechnungen kann mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass Doppelernteverfahren die Rest-stoffe tatsächlich in größerer Menge mit höherer Qualität nutzbar machen, als dies mit den bisher verbreitet eingesetzten Verfahren möglich ist. Die bereits von Buchmann (1961) und Garmasch (1960) geäußerten Bedenken bezüglich der Eignung des Mähdruschverfahrens zur effizienten Bereitstellung von Spreu und Stroh erhärten sich unter Berücksichtigung der durch-geführten Berechnungen. Zudem sind die ackerbaulichen Effekte der Doppelernteverfahren positiv gegenüber dem Mähdrusch einzuschätzen, was hier jedoch nicht monetär bewertet wird und daher einen gro-ßen, zukünftigen Forschungsbedarf darstellt. Die positive Einschätzung ist zurückzuführen auf eine verbesserte Feldhygiene durch das Entfernen der Unkrautsamen und Pflanzenkrank-heitserreger bei der Ernte vom Feld. Der Bedarf an chemischen Pflanzenschutzmitteln könnte dadurch abnehmen. Durch die Nutzung der Getreidereststoffe werden nicht nur die Ressour-ceneffizienz verbessert und Flächen für den Anbau nachwachsender Rohstoffe „eingespart“, sondern der in Spreu und Stroh enthaltene Kohlenstoff bleibt zu größeren Anteilen in nachhal-tigen Produkten gebunden, wie z.B. in Pflanzenkohle. Die Doppelernte ist dabei ein essentielles Werkzeug zur kostengünstigen Bereitstellung der benötigten Pflanzenreststoffe und bietet gleichzeitig großes Potenzial zur umweltverträgliche-ren Bewirtschaftung von Feldern und Vorteilen für die Biodiversität wie z.B. durch die Möglich-keit zum regelmäßigen Anbau von Pflanzengemengen anstelle von einzelnen Kulturen. Die digitale Entwicklung bis hin zur autonomen Feldbewirtschaftung kann bei Doppelernteverfah-ren durch vereinfachte Prozesse im Feld rationeller gestaltet werden, was zukünftig weitere Effizienzsteigerungen bei der Getreide- und Reststoffernte erwarten lässt. KW - Reststoff KW - Ernte KW - Spreu KW - Stroh KW - Biomasse CY - Hohenheim PB - Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim AD - Garbenstr. 15, 70593 Stuttgart UR - http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2023/2206 ER -