TY - THES T1 - Zur Methodik entscheidungslogisch korrekter Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen der öffentlichen Hand A1 - Mayer,Mark Alexander Y1 - 2023/07/05 N2 - Für die öffentliche Hand gilt es bei Investitionsentscheidungen das verfassungsrechtliche Wirtschaftlichkeitsprinzip zu berücksichtigen. Es wurde gezeigt, dass öffentliche Investitionen eine Vielzahl von Zielen betreffen. Im Gegensatz zu privaten Betrieben darf sich die öffentliche Hand aber nicht auf die ausschließliche Berücksichtigung finanzieller Ziele zurückziehen. Um als adäquate Entscheidungsrechnung dem Wirtschaftlichkeitsprinzip zu genügen, müssen Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen diese diversen Zielwirkungen öffentlicher Investitionen berücksichtigen. Diesem Anspruch werden Leitfäden, Verordnungen und Gesetze zu Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen methodisch aber nicht gerecht, ebenso wenig wie die volkswirtschaftliche Kosten-Nutzen-Analyse. Um eine entscheidungslogische Methodik für Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen zu entwickeln, werden Auswahlentscheidungen, die sich auf alternative Projekte beziehen sowie Programmentscheidungen, die sich auf alternative Projektbündel (Programme) beziehen, unterschieden. Dem finanziellen Ziel kommt dabei eine Sonderrolle zu: Es wird als rein opportunistisches Ziel angesehen und besitzt keinen originären Nutzen. Vielmehr stellt es den entgehenden bzw. zusätzlichen Nutzen verdrängter bzw. zusätzlich möglicher Investitionen dar. Dieser Zusammenhang wird in Investitionsprogrammplanungen expliziert, während er in Auswahlentscheidungen geschätzt werden muss. Zur Lösung des Entscheidungsproblems bei der Auswahl eines einzelnen Projekts, dient ein nutzwertanalytischer Ansatz. Nichtfinanzielle Ziele werden direkt verarbeitet. Das finanzielle Ziel wird durch ein isoliertes dynamisches Investitionsmodell vorbereitet. Um eine konsequente Berücksichtigung zeitlich differenzierter Zielwirkungen zu ermöglichen, wurde ein entscheidungslogisch wohlbegründeter Entwurf einer dynamischen Nutzwertanalyse entwickelt. Für die Berücksichtigung des finanziellen Ziels wurde ein Investitionsmodell gewählt, das umfassende Auswirkungen der Investitionstätigkeit auf die Finanzierungssituation der öffentlichen Entscheidungseinheit adäquat erfasst, die verallgemeinerte Marktzinsmethode nach Troßmann. Sie wurde zunächst für öffentliche Investitionsprojekte verfügbar gemacht. Die Anpassung der Methodik zur Nutzung verschiedener Bezugszeitpunkte der Ergebnisgröße ermöglicht eine Differenzierung des Planungszeitraums, die bei langfristigen Investitionen für die Angemessenheit der Modelle entscheidend ist. Nachdem offengelegt wurde, dass alle denkbaren alternativen Ansätze zur Integration finanzieller und nichtfinanzieller Zielwirkungen in einer Nutzwertanalyse entscheidungslogisch nicht haltbar sind, kann für die öffentliche Hand nur eine omnikriterielle dynamische Nutzwertanalyse bei Auswahlentscheidungen empfohlen werden. In der Grundstruktur nutzen für Programmentscheidungen der öffentlichen Hand, dem Operations Research entlehnte lineare Planungsmodelle. Die Zielfunktion richtet sich auf die Maximierung einer Nutzengröße, die mit einer dynamischen Nutzwertanalyse entwickelt wird. Als Nebenbedingung wird zeitlich differenziert sichergestellt, dass vorgegebene Investitionsbudgets eingehalten werden. Dabei wurde das Modell so gestaltet, dass über den Projektbeginn disponiert werden kann, was einerseits der Praxis der mittelfristigen Finanzplanung besser entspricht und andererseits die Freiheitsgrade bei der Zusammenstellung des Investitionsprogramms selbst bei knappem Finanzbudget deutlich erhöht. Diverse Realisierungsbedingungen erfordern den Einsatz eines gemischt-ganzzahligen Planungsmodells, für das dargelegt wurde, dass auch für sehr umfangreiche Modelle eine optimale Lösung nach kurzer Rechenzeit gefunden werden kann. Insgesamt ergeben sich zwei entscheidungslogische Modellierungsvorschläge für Investitionsentscheidungen der öffentlichen Hand, die anhand eines durchgängigen Fallbeispiels anschaulich gemacht wurden. Bei geschickter Kombination lassen sie sich auch zur Bearbeitung der gesamten Investitionsplanungsaufgabe der öffentlichen Hand nutzen. Die Kombination betriebswirtschaftlich gut bekannter Methoden zu einem grundlegend neuartigen Ansatz bietet an diversen Stellen Anknüpfungspunkte für weitere Forschungsfragen. Ein nächster Schritt hin zu praktisch verwertbaren Ergebnissen wäre die Integration von Unsicherheit. KW - Öffentliche Investition KW - Öffentlicher Sektor KW - Investitionsrechnung KW - Wirtschaftlichkeit KW - Kosten-Nutzen-Analyse CY - Hohenheim PB - Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim AD - Garbenstr. 15, 70593 Stuttgart UR - http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2023/2170 ER -