RT Dissertation/Thesis T1 Professionelle unterrichtsbezogene Kommunikation zwischen berufsschulischen Lehrkräften A1 Schadt,Christian WP 2023/03/14 AB Trotz ihrer Bedeutung zur Förderung von Professionalisierungsprozessen in der Lehrkräftebildung sowie für die erfolgreiche Implementation von curricularen Innovationen in den Unterricht, erscheinen relevante Mikroprozesse von Lehrkräftekooperation bisher wenig (systematisch) erforscht. Dies gilt v.a. für den berufsbildenden Schulbereich, wo Lehrkräftekooperation zur Bewältigung von Aufgabenbereichen gemeinschaftlich verantworteter Unterrichtsentwicklung als zwingend erforderlich angesehen wird. Als eine der wichtigsten Prozessvariablen erfolgreicher vs. weniger erfolgreicher Kooperation zwischen Lehrkräften gilt unterrichtsbezogene Kommunikation. Jedoch ist bisher nicht geklärt, welche Merkmale eine für das Gelingen von Kooperationsprozessen erfolgsversprechende (=professionelle) unterrichtsbezogene Kommunikation ausmachen. Diesem Desiderat nahm sich die vorliegende Arbeit an und untersuchte in zwei aufeinander aufbauenden Teilstudien professionelle unterrichtsbezogene Kommunikation (puK) zwischen (angehenden) Lehrkräften berufsbildender Schulen. In einem ersten Schritt wurde dabei ein systematisches Literaturreview der internationalen Forschungsliteratur zur Aufdeckung generischer Merkmale von puK nach dem PRISMA Statement durchgeführt. Das systematische Literaturreview war von folgenden Fragestellungen geleitet: a) Welches begriffliche Verständnis zeigt sich in der internationalen erziehungswissenschaftlichen Forschung zu Konzepten von puK zwischen Lehrkräften und wie werden diese theoretisch fundiert sowie empirisch operationalisiert? b) Welche beobachtbaren Merkmale weist puK idealerweise auf? c) Steht die puK von Lehrkräften im Zusammenhang mit Professionalisierungsgewinnen (bzw. mit welchen Facetten von Professionalisierungsgewinnen en Detail)? Die kriteriengeleitete Inhaltsanalyse von k=88 im Reviewprozess als relevant identifizierten Forschungsbeiträgen zeigte, dass puK sehr heterogen definiert und theoretisch eingebettet wird. Zudem konnten die beobachtbaren Merkmale von puK im Gesamtblick auf zwei Ebenen verortet werden. PuK kennzeichnet sich demnach durch das Vorhandensein von Merkmalsausprägungen auf einer Ebene der Gesprächsverlaufsregulierung (Quantitative Gesprächsaspekte, Gesprächsstrukturierung und Gesprächsatmosphäre) sowie einer inhaltlichen Ebene (Inhaltliche Fokussierung und Gesprächsqualität). PuK, die den Merkmalen dieser beiden Ebenen folgt, kann zahlreiche Professionalisierungsgewinne im fachlichen, fachdidaktischen sowie pädagogischen Wissen und Können von Lehrkräften hervorrufen und v.a. das Gelingen/die Bewältigung von Kooperationsprozessen befördern. Aus den Befunden zu den beobachtbaren Merkmalen von puK wurde ein Kategoriensystem zur Analyse von unterrichtsbezogener Kommunikation zwischen Lehrkräften ausgearbeitet. Schließlich sollte anhand der zweiten Teilstudie eruiert werden, inwieweit unterrichtsbezogene Kommunikation zwischen (angehenden) Lehrkräften berufsbildender Schulen, die den zuvor identifizierten Merkmalen folgt, tatsächlich auch den Prozess der gemeinschaftlichen Aufgabenbewältigung befördern kann. Dazu wurden insgesamt N=14 Tandems (je N=7 Studierendentandems und N=7 berufserfahrene Lehrkräftetandems) in eine fiktive Untersuchungssituation versetzt, wobei diese durch den kommunikativen Austausch eine gemeinschaftlich zu verantwortende Entscheidung im Rahmen der Unterrichtsplanung treffen mussten. Konkret sollte dabei für eine mittels einer Vignette geschilderte Planungssituation im wirtschaftsberuflichen Unterricht aus einem Pool vorgelegter Lernaufgaben, eine geeignete Lernaufgabe im Diskurs begründet ausgewählt werden. Die Gespräche der Tandems (angehender) berufsbildender Lehrkräfte wurden aufgezeichnet, transkribiert und mittels des Kategoriensystems inhaltsanalytisch ausgewertet. Hierzu wurde das Kategoriensystem zunächst ge-pre-testet, ein Kodierleitfaden erstellt und die Untersuchungssituation mittels Fragebogeneinsatz evaluiert. Die forschungsleitenden Fragestellungen dieser zweiten Teilstudie lauteten: d) Inwiefern bilden die Gespräche zwischen den Tandems die durch das Review identifizierten Merkmale von puK ab? e) Inwieweit schätzen die Proband/innen das Forschungsdesign als berufstypisch bzw. realistisch ein? f) Woran erkennt man hochwertige puK und wie lassen sich qualitativ unterschiedliche Gespräche konkret kategoriengeleitet unterscheiden? g) Inwiefern wirken sich vor dem Hintergrund der Kategorien von puK qualitativ unterscheidbare Gespräche auf den Kooperationsprozess/Prozess der gemeinschaftlichen Entscheidungsfindung von Tandems aus? Es zeigte sich, dass das ursprüngliche Kategoriensystem zu puK (nur) an wenigen Stellen überarbeitet werden musste und ein geeigneter Kodierleitfaden zur Analyse der Gespräche der Tandems über Lernaufgaben entwickelt werden konnte. Auch die Untersuchungssituation wurde von den Proband:innen als weitgehend authentisch für den wirtschaftsberuflichen Lehrberuf eingeschätzt. Zudem ließ sich erkennen, dass die Analyseinstrumente geeignet sind, um Kommunikation verschiedener Qualitäten zwischen Tandems zu unterscheiden. Zu guter Letzt konnte zudem aufgezeigt werden, dass eine gemäß den Kriterien des Analyseinstruments qualitativ unterscheidbare Kommunikation auch den Prozess der gemeinschaftlichen Aufgabenbewältigung der Lehrkräftetandems unterschiedlich erfolgreich beeinflussen kann. Die Befunde zu diesem für die wirtschaftspädagogische Disziplin bisher vernachlässigten Forschungsthema wurden genutzt, um schlussendlich Implikationen für die weitere Forschung und die Ausbildung von berufsschulischen Lehrkräften aufzustellen. K1 Kommunikation, Unterricht, Lehrer K1 Lehrerin K1 Berufsschule, Kooperation PP Hohenheim PB Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim UL http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2023/2125