TY - THES T1 - Das Potenzial der teilmobilen Schlachtung von Rindern im Herkunftsbetrieb : Stressbelastung und Fleischqualität A1 - Zeidler,Johannes Y1 - 2022/08/02 N2 - Die Industrialisierung der Tierhaltung und die Konzentration auf große Produktionsmengen haben dazu geführt, dass die Tötung von Nutztieren fast ausschließlich in wenigen großen Schlachthöfen stattfindet. Von den rund 3,4 Mio. Rindern, die 2019 in Deutschland geschlachtet werden, werden fast 78 % in den 10 größten Schlachthöfen Deutschlands geschlachtet. Lokale Metzgereien und kleine Schlachthöfe können die strengen gesetzlichen Hygienevorschriften oft nicht einhalten. Die Tiere müssen daher lebend transportiert werden, wobei das Verladen, der Transport, die ungewohnte Umgebung, die Trennung von der Herde und das Zusammentreffen mit unbekannten Tieren und Menschen bekanntermaßen Stress verursachen. Transporte und Stress vor der Schlachtung sind nicht nur eine Frage des Tierschutzes, sondern haben auch negative Auswirkungen auf die Fleischqualität. Durch die Anpassung der EU-Verordnung 853/2004 im Jahr 2021 wurde die Schlachtung im Herkunftsbetrieb als offizielle Schlachtmethode zugelassen. Obwohl es keine Untersuchungen zur Schlachtung von Rindern im Herkunftsbetrieb mit Bolzenschussbetäubung gibt, ist das Fleisch von Rindern, die mittels Kugelschuss auf der Weide geschlachtet werden, tendenziell zarter, und das Stresslevel kann im Vergleich zu Rindern, die im Schlachthof geschlachtet werden, reduziert werden. Dies führt zu der Annahme, dass auch die Schlachtung von Rindern im Herkunftsbetrieb mit Bolzenschussbetäubung zu einer höheren Fleischqualität führen und den Stress vor der Schlachtung verringern könnte. Zu diesem Zweck wurden in meiner Studie 27 Rinder aus sieben verschiedenen Betrieben untersucht, die entweder im Herkunftsbetrieb mit Bolzenschussbetäubung, mittels Kugelschuss auf der Weide, oder in einem Schlachthof geschlachtet wurden. Zur Bewertung dieser drei Schlachtmethoden aus Sicht der Fleischqualität und des Tierschutzes wurden Fleischqualitätsparameter und Stressindikatoren ermittelt. Anhand der Cortisolgehalte im Stichblut konnten keine signifikanten Unterschiede in der Stressbelastung der verschiedenen Schlachtmethoden ermittelt werden. Tendenzen zu weniger gestressten Tieren bei der Schlachtmethode Kugelschuss und der Schlachtmethode Schlachtung im Herkunftsbetrieb mit Bolzenschussbetäubung im Vergleich zum Schlachthof konnten dennoch sichtbar gemacht werden. Große Unterschiede in den Cortisolkonzentrationen bei Rindern, die im Herkunftsbetrieb mit Bolzenschussbetäubung geschlachtet wurden, weisen darauf hin, dass das Stresslevel innerhalb des Verfahrens variiert und von der individuellen Durchführung abhängt. Weitere Forschung wird benötigt, um dieses Verfahren zu verbessern und Empfehlungen für die praktische Anwendung unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Betriebsstrukturen zu geben. Die Ergebnisse der Qualitätsparameter waren nicht eindeutig. Ein signifikanter Einfluss des Schlachtverfahrens konnte nur auf den End-pHWert und den Rotton (a L*a*b* System) festgestellt werden. Entgegen unseren Erwartungen war der End-pH-Wert im Fleisch von Rindern, die im Herkunftsbetrieb durch Bolzenschussbetäubung geschlachtet wurden, signifikant niedriger als im Fleisch von Rindern, die mittels Kugelschuss geschlachtet wurden. Darüber hinaus war das Fleisch von Rindern, die im Herkunftsbetrieb geschlachtet wurden, signifikant röter als das von Rindern, die mittels Kugelschuss geschlachtet wurden. Dies widerspricht der Annahme, dass mehr Stress zu weniger rotem Fleisch führt. Andererseits entspricht es den signifikant niedrigeren pH-Werten des Fleisches von Rindern, die im Herkunftsbetrieb mit Bolzenschussbetäubung geschlachtet wurden, denn niedrige pH-Werte führen zu röterem Fleisch. Exploratorische Ergebnisse, in denen nur zwei Schlachtmethoden miteinander verglichen wurden, konnten klarere Trends zeigen. Im Vergleich zu Fleisch von Tieren aus dem Schlachthof, konnten tiefere End-pH-Werte und tendenziell zarteres und saftigeres Fleisch bei Rindern, welche im Herkunftsbetrieb mit Bolzenschussbetäubung geschlachtet wurden, gefunden werden. Um diese Ergebnisse zu bestätigen und die Fleischqualität in Folgestudien eindeutiger je nach Schlachtverfahren zu bewerten, müssen entweder die Umwelteinflüsse reduziert werden oder die Datenmenge muss größer sein. KW - Stress KW - Fleischqualität KW - Schlachtung KW - Rind CY - Hohenheim PB - Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim AD - Garbenstr. 15, 70593 Stuttgart UR - http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2022/2053 ER -