RT Dissertation/Thesis T1 Voraussetzungen und Umsetzungsmöglichkeiten sowie ökonomische Auswirkungen von Kompensationsmaßnahmen gemäß BNatSchG in der Landwirtschaft in Ballungsräumen am Beispiel der Region Stuttgart A1 Sponagel,Christian WP 2022/03/30 AB Die Flächeninanspruchnahme durch stetige Urbanisierung bedingt lokal und global erhebliche Eingriffe in den Naturhaushalt, die ihn vielen Ländern der Welt entsprechend kompensiert werden müssen. In Deutschland sind derartige Eingriffe gemäß § 13 des Bundesnaturschutzgesetzes zu kompensieren. Neben der Flächeninanspruchnahme für den Eingriff wie z. B. ein Baugebiet führt dies häufig zu einer zusätzlichen Inanspruchnahme von Flächen für die Umsetzung von Kompensationsmaßnahmen. Insbesondere in wachsenden Ballungsräumen, wo die Flächenknappheit ein Problem darstellt, kann die Kompensation Landnutzungskonflikte verschärfen. Gerade die Landwirtschaft ist in diesem Kontext ein zentraler Akteur. Einerseits bieten landwirtschaftliche Flächen, insbesondere intensiv genutzte Ackerflächen, ein erhebliches naturschutzfachliches Aufwertungspotenzial. Andererseits zeichnet sich die Landwirtschaft auch durch eine außerordentliche Raumwirksamkeit aus. Aus Sicht des Naturschutzes besteht zudem ein Verbesserungsbedarf im Kompensationsgeschehen, da teilweise Defizite bei der Pflege- und Umsetzung von Maßnahmen vorhanden sind. Bestehende Instrumente wie Ökokonten oder die sogenannte produktionsintegrierte Kompensation, eine Form der Kooperation zwischen Naturschutz und Landwirtschaft, sind bislang wenig etabliert. Im Rahmen der Arbeit wird daher das Kompensationsgeschehen mit Fokus auf die Landwirtschaft in Ballungsräumen, insbesondere am Beispiel der Region Stuttgart analysiert. Die Kapitel 2 und 3 der Arbeit legen den Schwerpunkt auf die einzelbetriebliche Analyse. Neben Tiefeninterviews mit landwirtschaftlichen Betrieben erfolgt in Kapitel 2 eine Raumanalyse bezüglich der Inanspruchnahme von landwirtschaftlichen Flächen zu Zwecken der Kompensation am Beispiel der benachbarten Städte Stuttgart und Filderstadt. Darauf aufbauend wird in Kapitel 3 ein Discrete Choice Experiment (DCE) mit Landwirtinnen und Landwirten innerhalb und außerhalb der Region Stuttgart mit Fokus auf die Analyse der Akzeptanz für Kompensationsmaßnahmen umgesetzt. In Kapitel 4 erfolgt eine Ableitung des Kompensationspotenzials am Beispiel von Ackerland in der Region Stuttgart mit Hilfe eines geodatenbasierten Landnutzungsmodells. Im Rahmen von Kapitel 5 werden unterschiedliche Kompensationsszenarien auf regionaler Ebene analysiert. U. a. werden dazu Daten zum geschätzten Kompensationsbedarf der Kommunen in der Region Stuttgart bis 2030 vom Verband Region Stuttgart bereitgestellt und es fließen Ergebnisse des DCE ein. Kapitel 6 adressiert die regionale Bündelung und Vernetzung von produktionsintegrierten Kompensationsmaßnahmen. Mit Hilfe von Geodaten erfolgt eine räumlich differenzierte Bewertung von Maßnahmen aus der landwirtschaftlichen und naturschutzfachlichen Perspektive. Dadurch sollen Flächen identifiziert werden, die ein größtmögliches Synergiepotenzial zwischen Landwirtschaft und Naturschutz hinsichtlich der Umsetzung von Kompensationsmaßnahmen bieten. Die Raumanalyse zeigt, dass die Landwirtschaft im Kontext der Eingriffsregelung im Vergleich zu anderen Raumnutzungen überproportional durch Flächenverluste betroffen ist. Zudem zeigen die Ergebnisse, dass generell seitens der Landwirtschaft eine Akzeptanz für freiwillige Kompensationsmaßnahmen besteht. Diese hängt allerdings von der Art der Maßnahme und Form der rechtlichen Sicherung ab. Zudem zeigt sich ein erhebliches Potenzial für Kompensationsmaßnahmen auf landwirtschaftlichen Nutzflächen, wobei allerdings zwischen dem Zentrum einer Ballungsregion und den Randbereichen starke räumliche Disparitäten hinsichtlich der Kosten bestehen, wie am Beispiel der Region Stuttgart gezeigt werden kann. Eine räumlich unbeschränkte Umsetzung der Kompensation kann demnach in Folge zu einer Polarisierung zwischen dem Kern der Region mit wenigen ökologisch vorteilhaften und landschaftsbildfördernden Kompensationsmaßnahmen und den Randbereichen mit vielen ökologisch vorteilhaften und landschaftsbildfördernden Kompensationsmaßnahmen führen. Die entwickelten Suchraumkarten zeigen zudem, dass es Synergien zwischen Landwirtschaft und Naturschutz in einer relevanten Größenordnung geben kann. Kompensationsmaßnahmen können damit zur ökologischen Nachhaltigkeit in der Agrarlandschaft beitragen und eine relevante betriebswirtschaftliche Option darstellen. Wesentliche Herausforderungen stellen die Kommunikation zwischen Landwirtschaft und Behörden bzw. Kommunen dar, das Verständnis und die Transparenz im Sinne des Marktes für Kompensationsmaßnahmen und die Bewertung der naturschutzfachlichen Aufwertung bei produktionsintegrierten Maßnahmen. Darüber hinaus sind verschiedene Formen der rechtlichen Sicherung im Zusammenhang mit der Festlegung des rechtlich erforderlichen Pflege- und Unterhaltungszeitraums zukünftig noch klarer zu konkretisieren und zu kommunizieren. Außerdem sollten freiwillige Maßnahmen wie Ökokontomaßnahmen stärker eingesetzt werden, um eine vorausschauende Planung zu ermöglichen. K1 Landwirtschaft K1 Naturschutz K1 Landnutzungsmodelle K1 Produktionsintegrierte Kompensation PP Hohenheim PB Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim UL http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2022/1997