TY - THES T1 - Die Regulation der Futteraufnahme beim Schwein - Untersuchung der Wirkungen eines Serotonin Noradrenalin Wiederaufnahmehemmers (Sibutramin) und eines MCH-R1 Antagonisten (Compound B4) A1 - Sommer,Torsten Y1 - 2007/06/20 N2 - Die Regulation der Nahrungs- bzw. Futteraufnahme ist ein aktuelles Forschungsgebiet sowohl der Tierhaltung als auch der Humanmedizin. Dabei richtet sich das Interesse der Medizin vorrangig auf eine Reduzierung der Nahrungsaufnahme bei gleichzeitiger Veränderung des Stoffwechsels in Richtung eines erhöhten Energieverbrauches, um so der zunehmenden Fettleibigkeit (?metabolisches Syndrom?) gegenzusteuern. Damit sind aus der pharmakologischen Forschung Substanzen vorhanden, mit denen die im Zwischenhirn (Hypothalamus) gelegenen Zentren beeinflusst werden, welche die Nahrungsaufnahme und Energieverwertung steuern. Im Rahmen der vorliegenden Arbeiten wurden zwei derartige Substanzen in ihrer Auswirkung auf das Schwein näher untersucht. Aus den Ergebnissen ist ein vertieftes Verständnis der entsprechenden Abläufe beim Schwein als einem der wichtigsten landwirtschaftlichen Nutztiere zu erwarten. Zudem ist das Schwein auch ein geeignetes Modell für humanpharmakologische Fragestellungen, da es in seinen physiologischen Gesamtabläufen dem Menschen weit ähnlicher ist, als die Ratte. Es wurden zwei unterschiedliche Regulationssubstanzen untersucht, einerseits ein Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (Sibutramin), andererseits der Melanin-concentrating hormone receptor antagonist (MCH-R1 Antagonist; Compound B4). Zur Erfassung der Wirksamkeit wurden die Futteraufnahme, die Wasseraufnahme, die Gewichtsentwicklung, die Futterverwertung und die Entwicklung der Körperfettmasse gemessen. Die dadurch bedingten Veränderungen der Stoffwechselregulation wurden über anabole (Wachstumshormon und IGF-1) und katabole (Cortisol und Aldosteron) Hormone erfasst. Zusätzlich wurden die Schilddrüsenhormone und Blutharnstoff als Parameter der Proteinverwertung bestimmt. Die Untersuchung gliederte sich in drei, je sechswöchige Versuchsdurchgänge. Im ersten Versuchsdurchgang wurde Sibutramin per os an drei Versuchstiere verabreicht und drei Versuchstiere als Kontrollgruppe gehalten. Im zweiten Durchgang wurde Sibutramin intravenös an zwei Versuchstiere verabreicht und zwei Kontrolltiere gehalten. Im dritten Durchgang wurde der MCH-R1 Antagonist per os an sechs Versuchstiere verabreicht. Nachfolgend sind die Ergebnisse charakterisiert. Die pharmakologische Wirkung von Sibutramin wird hauptsächlich durch seine Metaboliten erklärt (Desmethyl-Sibutramin und Didesmethyl-Sibutramin). Bei der per os Aufnahme von 20mg/kg LM Sibutramin konnte sowohl für die Muttersubstanz Sibutramin als auch beim Metaboliten Desmethyl-Sibutramin eine niedrigere Konzentration im Blutplasma als nach intravenöser Applikation festgestellt werden. Dahingegen war die Konzentration des Metaboliten Didesmethyl-Sibutramin bei per os Applikation höher als nach intravenöser Applikation. Da die Wirksamkeit von Sibutramin im wesentlichen auf seinem Metaboliten Didesmethyl-Sibutramin beruht, war die Art der Applikation ausschlaggebend für die Wirksamkeit, d.h. die intravenöse Verabreichung war unwirksam. Die Futteraufnahme war nach oraler Applikation signifikant und dosisabhängig reduziert, führte aber nicht zu reduzierter Lebendmassezunahme der Tiere. Auch auf die Futterverwertung konnte keine Auswirkung festgestellt werden. Dahingegen führte die Behandlung zu einem dramatisch erhöhten Wasserverbrauch. Die Verabreichung von Sibutramin hatte keinen Einfluss auf die Wachstumshormonsekretion. Allerdings war die IGF-1 Konzentration erhöht, obwohl die Futteraufnahme reduziert war. Die Cortisolkonzentrationen im Blutplasma wurden durch die Behandlung nicht beeinflusst. Die Verabreichung des MCH-R1 Antagonisten führte zu einer dosisabhängigen signifikanten Reduzierung der Futteraufnahme. Bei den mittleren täglichen Zunahmen wurden erhebliche tierindividuelle unterschiede festgestellt, so dass die Reduzierung der täglichen Zunahmen nicht signifikant war. Ob die Veränderung der Wasseraufnahme, die auch bei diesem Versuchsteil nachweisbar war, auf den Wirkstoff zurückzuführen ist, oder auf der verminderten Futteraufnahme beruht, konnte nicht geklärt werden. Tendenziell war zu erkennen, dass während der Compound B4 Verabreichung Energiesparmechanismen ausgelöst wurden, die sich auf Stoffwechselhormone auswirken. So war z.B. IGF-1 in der Kontrollphase geringfügig aber signifikant reduziert. Weder Sibutramin noch der MCH-Antagonist führten zu einer Beeinflussung der Schilddrüsenfunktion sowie der Cortisolkonzentrationen. Die Untersuchungen zeigen, dass der MCH-Antagonist beim Schwein zu einer signifikant reduzierten Futteraufnahme führt, während die Stoffwechselregulierenden Hormone und damit die Energieverwertung unbeeinflusst blieben. Nachgewiesen wurde damit auch, dass sich das Schwein als Modelltier für derartige humanpharmakologische Arbeiten eignet. Nachteilig ist allerdings der hohe Bedarf an Testsubstanzen, der bei der Neuentwicklung von Pharmaka und damit der Synthese zunächst geringer Substanzmengen limitierend ist. KW - Futteraufnahme KW - Serotonin KW - Serotonin-Reuptake-Hemmer KW - Schwein KW - Schweinefutter KW - Schweinehaltung KW - Schweineproduktion KW - Fettsucht KW - Übergewicht CY - Hohenheim PB - Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim AD - Garbenstr. 15, 70593 Stuttgart UR - http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2007/195 ER -