RT Dissertation/Thesis T1 Attraktives Beschäftigungsmaterial zur Reduktion von Schwanz- und Ohrschäden beim Schwein A1 Kauselmann,Karen WP 2021/08/24 AB Schwanzbeißen ist eine Verhaltensanomalie, die häufig bei konventionell gehaltenen Hausschweinen auftritt. Dabei kann es das Wohlergehen betroffener Schweine beeinträchtigen und ökonomische Verluste für den landwirtschaftlichen Betrieb bedeuten. Die Ursachen von Schwanzbeißen sind multifaktoriell, weshalb die bis heute gängigste Methode zur Reduktion von Schwanzschäden bei Schweinen das präventive Kupieren des Schwanzes darstellt. Neben dem invasiven Eingriff wirkt jedoch auch der Einsatz von Beschäftigungsmaterial reduzierend auf Schwanzschäden, indem das arttypische Explorationsverhalten gesteigert wird. Dabei stellt die schnelle Habituation von Schweinen eine Herausforderung bei der Auswahl geeigneter Beschäftigungsmaterialien dar. Im Rahmen des Projekts „Label-Fit“ wurden unterschiedliche organische Beschäftigungsmaterialien für Aufzucht- und Mastschweine untersucht, die in konventionellen Haltungssystemen mit Spaltenböden eingesetzt werden können. Das Ziel der vorliegenden Arbeit war die Identifikation von attraktivem Beschäftigungsmaterial anhand der Explorationsdauer der Tiere. Gleichzeitig wurde der Einfluss der eingesetzten Beschäftigungsmaterialien auf Schwanz- und Ohrschäden bei Schweinen mit unkupiertem Schwanz untersucht. Vor der Durchführung von drei Langzeituntersuchungen wurden zwei Wahlversuche zur Eingrenzung der für Schweine attraktiven organischen Beschäftigungsmaterialien durchgeführt. Dabei wurden den Schweinen in einem Trog mit sechs Fächern unterschiedlich strukturierte Materialien oder verschiedene fressbare Zusätze in Stroh parallel angeboten. Anhand der individuell erfassten Beschäftigungsdauer zeigten Schweine Präferenzen für pelletierte Materialien und gehäckseltes Stroh mit einem fressbaren Zusatz. Diese Ergebnisse wurden zur Auswahl von Beschäftigungsmaterialien für die anschließenden Langzeituntersuchungen herangezogen. Für die drei Langzeituntersuchungen wurden die mit Beschäftigungsmaterialien befüllten Beschäftigungstürme mit einem UHF-RFID-System ausgestattet, um die Beschäftigungsdauer der Schweine aufzuzeichnen. Beim Wechsel der alternierend angebotenen Beschäftigungsmaterialien wurden die Schwänze und Ohren der Schweine gemäß dem „Deutschen Schweine Boniturschlüssel“ bewertet. In der ersten Langzeituntersuchung erhielten die Schweine vier Beschäftigungsmaterialien mit unterschiedlichen Strukturen (Luzernepellets, Strohpellets, gehäckseltes Heu, gehäckseltes Stroh) im zweiwöchigen Wechsel. Dabei präferierten Aufzuchtschweine pelletierte Materialien und Mastschweine gehäckseltes Heu sowie Luzernepellets. Darüber hinaus stieg die Beschäftigungsdauer von der Aufzucht zur Mast an. Beim Einsatz der Materialien, die die höchste Beschäftigungsdauer in der Aufzucht erzielten (Luzernepellets oder Strohpellets), wurden die wenigsten Teilverluste am Schwanz erfasst. Jedoch traten beim Einsatz von Strohpellets in der Aufzucht die meisten Hautdurchbrechungen an den Schwänzen auf. Die zweite Langzeituntersuchung befasste sich mit der Frage, ob die Beschäftigungsdauer von Schweinen beim Einsatz von gehäckseltem Stroh gesteigert werden kann, wenn Maiskörner als fressbarer Zusatz untergemischt werden. Im Vergleich zu Schweinen, die gehäckseltes Stroh ohne Mais erhielten, zeigten Schweine, denen gehäckseltes Stroh mit Mais angeboten wurde, in der Aufzucht und Mast eine höhere Beschäftigungsdauer am Beschäftigungsturm. Die Beschäftigungsdauer konnte zudem von der Aufzucht zur Mast gesteigert werden, obwohl kein Materialwechsel innerhalb der Gruppen stattfand. Erstaunlicherweise traten bei den Schweinen, die gehäckseltes Stroh ohne Mais erhielten, im Vergleich zu den Schweinen, die gehäckseltes Stroh mit Mais erhielten, geringere Teilverluste am Schwanz auf. In der dritten Langzeituntersuchung wurden den Schweinen unterschiedlich aromatisierte Strohpellets im wöchentlichen Wechsel angeboten. Die höchste Beschäftigungsdauer wurde in der Aufzucht für Strohpellets mit Bratzwiebel- oder Mandel-Aroma erfasst. In der Mast beschäftigten sich die Schweine am längsten mit Strohpellets ohne Aroma oder mit Erdbeer-Aroma. Dabei konnte die Beschäftigungsdauer von der Aufzucht bis zur Mast konstant gehalten werden. Die meisten Hautdurchbrechungen am Schwanz traten in der Aufzucht bei der Verwendung von Vanille- oder Bratzwiebel-Aroma auf, wobei Vanille im Unterschied zu Bratzwiebel zu den Aromen mit den geringsten Beschäftigungsdauern zählte. Anhand der vorliegenden Untersuchungen konnten klare Präferenzen von Schweinen für bestimmte organische Beschäftigungsmaterialien gezeigt werden, die arttypisches Explorationsverhalten steigerten. Jedoch konnten Beschäftigungsmaterialien, für die eine hohe Beschäftigungsdauer erfasst wurde, Schwanzschäden (Längenverluste und Hautdurchbrechungen) nicht reduzieren. Dies verdeutlicht, dass neben dem Zugang zu Beschäftigungsmaterial weitere Faktoren auf die Prävalenz für Schwanzschäden einwirken, welche zusammenhängend betrachtet werden müssen. K1 Ferkelaufzucht K1 Schweinemast K1 UHF RFID PP Hohenheim PB Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim UL http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2021/1927