TY - THES T1 - Effekte der Proteinzufuhr während einer Gewichtsabnahme auf fettfreie Masse, Ruheenergieumsatz und physische Funktion bei übergewichtigen postmenopausalen Frauen - eine randomisierte, kontrollierte Studie A1 - Englert,Isabell Y1 - 2021/09/06 N2 - Hintergrund und Ziel Eine Gewichtsreduktion im Alter birgt das Risiko, eine durch die altersabhängige Reduktion der fettfreien Masse (FFM) bedingte Sarkopenie noch zusätzlich zu erhöhen. Aufgrund des Zusammenhangs zwischen FFM und Ruheenergieumsatz (REE) ist es ebenfalls notwendig eine Reduktion dessen zu vermeiden. Zudem ist es von besonderer Bedeutung, die physische Funktion (PF) der Betroffenen zu erhalten. Ziel der Studie war deshalb zu prüfen, ob durch eine Reduktionsdiät mit erhöhter Proteinzufuhr die FFM, der REE und die PF besser erhalten bleiben als bei einer Diät mit normaler Proteinzufuhr. Methoden In einer zwölfwöchigen Interventionsphase mit einer Reduktion des individuellen Gesamtenergiebedarfs von 750 kcal/d wurden 54 postmenopausale Frauen (BMI 30,9 ± 3,4 kg/m²; 59 ± 7 Jahre) in die Gruppen mit 0,8 g Protein/kg Körpergewicht (KG)/d (Gruppe K) bzw. 1,5 g/kg KG/d (Gruppe P) doppelt verblindet randomisiert. Die Proteindosis wurde gleichmäßig auf zwei Trinkmahlzeiten und eine feste Mahlzeit verteilt. Die Shakes der P-Gruppe wurden zusätzlich mit reinem Molkeneiweiß angereichert. Begleitend wurden in vier Schulungen Informationen bezüglich des Ablaufes der Studie und insbesondere zu gesunder Ernährung vermittelt. Die Probandinnen führten jeweils zu Beginn und am Ende des Interventionszeitraums ein 7-Tage Ernährungsprotokoll. Die Parameter FFM (mittels bioelektrischer Impedanzanalyse), REE (mittels indirekter Kalorimetrie), PF (Kraft, Ausdauer, Balance mittels short shysical performance battery SPPB, 400 m Gehgeschwindigkeit und Handkraft mittels Handdynamometer), Blutparameter (Lipid- und Kohlenhydratprofil, Harnstoff, Vitamin D, Calcium, Magnesium, Leber- und Nierenwerte aus dem Serum) und Blutdruck wurden vor der Intervention (t0), nach der Intervention (t1) und nach einer Follow-Up Phase von sechs Monaten (t2) erhoben. Die Auswertung erfolgte primär als Intention to treat Analyse mit Korrelations- und Regressionsanalysen, gepaarten und ungepaarten t-Tests, wobei das Signifikanzlevel auf p ≤ 0,05 gesetzt wurde. Angegeben sind durchgehend Mittelwert ± Standardabweichung. Ergebnisse 46 (P: n = 21, K: n = 25) Frauen beendeten den RCT und 29 die Follow-Up Phase. Der mittlere Gewichtsverlust belief sich auf -4,6 ± 3,6 kg (P) bzw. -5,2 ± 3,4 kg (K) (beide p < 0,001), der anschließende Gewichtsanstieg auf 1,3 ± 2,8 kg (P) (p = 0,028) und 0,4 ± 2,5 kg (K) (p = 0,392). Ebenfalls ähnliche Verluste zeigten sich in der FFM (-0,9 ± 1,1 kg (P) vs. -1,0 ± 1,3 kg (K)) und im REE (-206 ± 136 kcal/d (P) vs. -239 ± 134 kcal/d (K)) (beide p < 0,001). Zum Follow-Up gab es keine weiteren Veränderungen der FFM, dagegen stieg der REE in der K-Gruppe wieder an (33 ± 71, p = 0,02). Die Hauptdeterminanten des FFM Verlusts waren das Energiedefizit und die Geschwindigkeit der Gewichtsabnahme. Die K-Gruppe verbesserte durch den Gewichtsverlust ihre Punktezahl beim SPPB Test (0,6 ± 0,8, p < 0,001), verlor jedoch im Gegensatz zur P-Gruppe an Handgriffstärke (-1,7 ± 3,4 kg, p < 0,001), was zu einem signifikanten Gruppenunterschied führte (p = 0,041). Die Blutwerte verbesserten sich insbesondere hinsichtlich der Parameter des Kohlenhydratstoffwechsels durch die Gewichtsabnahme, ebenfalls der Blutdruck. Schlussfolgerung Durch eine zwölfwöchige Reduktionsdiät mit hohen Proteindosen konnte im Vergleich zur Kontrolldiät die Reduktion der FFM und des REE bei postmenopausalen Frauen nicht verringert werden. Dagegen konnte die PF in der P-Gruppe, gemessen an der Handgriffstärke, im Vergleich zur K-Gruppe aufrechterhalten werden. Da die Handgriffstärke ein sensitiver Parameter für eine beginnende Sarkopenie sein kann, noch bevor die Muskelmasse merklich abnimmt, kann hieraus gefolgert werden, dass eine erhöhte Proteinzufuhr während einer Gewichtsabnahme dem Risiko der Sarkopenie entgegenwirken werden kann. Energiedefizit und Geschwindigkeit der Gewichtsabnahme sollten in künftigen Studien als Confounder berücksichtigt werden. Zudem müssen weitere Strategien zur Erhaltung der FFM bei einer Gewichtsreduktion im Alter verfolgt werden. KW - Gewichtsabnahme KW - Proteine KW - Grundumsatz CY - Hohenheim PB - Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim AD - Garbenstr. 15, 70593 Stuttgart UR - http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2021/1912 ER -