RT Dissertation/Thesis T1 Operationalisierung von Werten in Genossenschaften A1 Breuning,Senta WP 2021/02/10 AB Werte haben aufgrund ihrer Wichtigkeit für Individuen sowie für Unternehmen an Bedeutung gewonnen, da sie unter anderem zur Orientierung und Identitätsbildung dienen. Dies gilt gesamt gesellschaftlich, sowie im Wirkungsgefüge von Genossenschaften. Vor diesem Hintergrund wird im Rahmen der vorliegenden kumulativen Dissertation zunächst eine Schnittmenge aus gesellschaftlichen (Individualwerten) und genossenschaftlichen (Unternehmenswerten) Werten erstellt. Hierfür wurden zum einen zahlreiche repräsentative gesellschaftliche Wertestudien analysiert und zum anderen eine umfangreiche nationale und internationale Analyse der genossenschaftswissenschaftlichen Literatur erhoben. Ziel der Bildung einer Schnittmenge war es, einen gemeinsamen Nenner an Individual- und Unternehmenswerten zu analysieren, um anschließend eine empirische Befragung, basierend auf grundlegenden Werten der Gesellschaft und der Genossenschaften, durchführen zu können. Im Ergebnis der beiden Analysen ergab sich eine Schnittmenge von 16 Werten, welche als Fundament der quantitativen empirischen Erhebung, entlang eines strukturierten Fragebogens, dient. Im weiteren Verlauf der vorliegenden Dissertation wurde geklärt, was die deutsche Gesellschaft über Genossenschaften und deren Prinzipien und Werte weiß. Als differenzierende Faktoren sind einzelne Determinanten wie Geschlecht, Generation, Bundesland und Genossenschaftssparte vergleichend analysiert worden. Grundsätzlich hat eine deutliche Mehrheit der deutschen Gesellschaft den Begriff Genossenschaften schon einmal gehört. Die genossenschaftlichen Werte und Prinzipien sind jedoch deutlich unbekannter als der Begriff Genossenschaft. Wissensdefizite sowohl beim Begriff Genossenschaft als auch bei den genossenschaftlichen Werten und Prinzipien liegen überwiegend bei Frauen sowie bei den jüngeren Generationen Y und Z vor. Entgegen der Erwartungen sind keine Unterschiede über den Bekanntheitsgrad des Begriffs Genossenschaft sowie über deren Werte und Prinzipien im Ost-West-Vergleich der Bundesländer erkennbar. Jedoch ist der Bekanntheitsgrad von Genossenschaften sowie deren Werte und Prinzipien von der genossenschaftlichen Sparte abhängig. Daraus kann geschlussfolgert werden, dass die Probanden, welche mit der Sparte der Genossenschaftsbanken vertraut sind, den Begriff Genossenschaft häufiger schon einmal gehört haben und die genossenschaftlichen Prinzipien und Werte eher kennen, als die Probanden, welche mit gewerblichen oder ländliche Genossenschaften vertrauter sind. Des Weiteren ist anzumerken, dass Genossenschaftsmitglieder besser über den Begriff Genossenschaft sowie deren Werte und Prinzipien informiert sind als die allgemeine deutsche Bevölkerung. Während die gesellschaftlichen Werte die Individualwerte der deutschen Gesellschaft darstellen und als „wichtig“ bis „sehr wichtig“ eingestuft werden, sind die genossenschaftlichen Werte die Unternehmenswerte, welche von der Gesellschaft als „weniger wichtig“ wahrgenommen werden. Bei Auflistung der Individual- und Unternehmenswerte wird deutlich, dass die Reihenfolgen nicht identisch und die Mittelwerte stark voneinander abweichend sind. Freiheit ist der wichtigste Individualwert, wohingegen Freiheit bei den Unternehmenswerten auf dem letzten Rangplatz steht. Währenddessen ist Solidarität der wichtigste Unternehmenswert, welcher jedoch in der Rangfolge der Individualwerte auf Platz 12 angesiedelt ist. Weitere interessante Unterschiede, aber auch Übereinstimmungen wie beim Wert Sicherheit lassen sich in den Rangfolgen der Individual- und Unternehmenswerten feststellen. Generell ist anzumerken, dass Frauen und die ältesten Alterskohorten, also die Traditionalisten, sowohl die Individual- als auch die Unternehmenswerte wichtiger einstufen als Männer und die jüngeren Generationen Y und Z. Vor diesem Hintergrund stehen Genossenschaften insbesondere im Rahmen ihres strategischen Managements vor der Entscheidung, wie sie mit dem Ergebnis umgehen wollen. Dementsprechend bietet sich bezüglich der Anwendung von Werten entweder die Anpassungs- oder die Differenzierungsstrategie an. Bei der Anpassungsstrategie werden bewusst die Werte kommuniziert, welche die ausgewählte Zielgruppe als wichtig erachtet. Bei der Differenzierungsstrategie werden explizit Werte kommuniziert, welche historisch und spartenspezifisch mit der individuellen Genossenschaft in Verbindung gebracht werden können. Neben der Herausforderung des Wertepluralismus, der sowohl in der Gesellschaft als auch in Genossenschaften und deren Wertekommunikation vorzufinden ist, stellt die Heterogenität der Mitgliederstruktur sowie deren Wertewahrnehmung der Unternehmenswerte eine zusätzliche Herausforderung für Genossenschaften dar. Zur Operationalisierung von Werten in der Unternehmenskultur der Genossenschaften sollte aus diesem Grund die Mitgliederstruktur im Einzelfall analysiert und die strategische Ausrichtung des Managements dementsprechend gewählt werden. Abschließend ist festzuhalten, dass Werte zwar als abstrakt gelten. Jedoch stellen sie bei kontinuierlicher Anwendung im strategischen Management, sowie bei der präzisen und zielführenden Kommunikation, einen wesentlichen Beitrag zur Unternehmensmission und -vision dar. Damit können sie einen erheblichen Anteil zur Steigerung der positiven Wahrnehmung und des Unternehmenserfolgs beitragen können. K1 Genossenschaft K1 strategisches Management PP Hohenheim PB Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim UL http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2021/1839