TY - THES T1 - Langfristige Beurteilung der Energieversorgung von Milchkühen bei unterschiedlichem Kraftfuttereinsatz A1 - Gerster,Elisabeth Katharina Y1 - 2020/11/03 N2 - Das erste Ziel der vorliegenden Arbeit war es, den aktuellen Wissensstand zur Wirkung des Kraftfutters (KF) auf die Futteraufnahme und die Milchleistung von Milchkühen mittels einer Regressionsanalyse abzubilden. Zu diesem Zweck wurden 46 Studien mit Fütterungsversuchen und gestaffeltem KF-Einsatz in einem Datensatz zusammengefasst. Bei ad libitum Angebot von Grobfutter wurde ein quadratischer Zusammenhang zwischen der KF- und der Grobfutteraufnahme ermittelt. Die beobachtete Milchleistungssteigerung blieb hinter der, unter Berücksichtigung der Grobfutterverdrängung, erwarteten Milchleistungssteigerung zurück. Zweites Ziel war es zu prüfen, wie Fleckviehmilchkühe auf eine langfristige Reduktion des KF-Einsatzes hinsichtlich Futteraufnahme, Milchleistung und Energieversorgung reagieren. In einem zweijährigen Fütterungsversuch im Versuchsstall des LAZBW Aulendorf (Verbundforschungsprojekt „optiKuh“) wurden je 24 Fleckviehmilchkühe entweder mit 250 (Gruppe 250) oder 150 (Gruppe 150) g KF pro kg energiekorrigierte Milchleistung (ECM) in der Laktation gefüttert. Gras- und Maissilage sowie Stroh und Heu wurden in den Totalen Mischrationen der beiden Gruppen so kombiniert, dass die Energiekonzentration im Grobfutter in der Laktation 6,6 MJ NEL pro kg Trockenmasse (TM) betrug. Als KF-Komponenten wurden eine hofeigene Mischung (Winterweizen, Wintergerste, Ackerbohnen) und Rapsextraktionsschrot eingesetzt. Tierindividuell wurde ab dem 165. Laktationstag in beiden Gruppen auf eine Ration mit geringerem KF-Anteil gewechselt. Auch während der Trockenstehphase wurden Daten erfasst. Das Futter wurde ad libitum vorgelegt. Die statistische Auswertung wurde separat für die Laktation und die Trockenstehphase durchgeführt. Als fixe Effekte gingen die Kalenderwoche, die Gruppe, die Laktationsnummernklasse (LNRcl) und die Interaktion Gruppe*LNRcl in das Modell ein. In der Laktation wurde zusätzlich der Laktationstag als Kovariable aufgenommen. Die durchschnittliche, tägliche Futteraufnahme in der Laktation unterschied sich nicht signifikant zwischen der Gruppe 250 (21,6 kg TM) und der Gruppe 150 (21,0 kg TM). Die kalkulierte Grobfutterverdrängung betrug im genannten Versuchszeitraum 0,75 kg TM pro kg KF TM. Mit fortschreitender Laktation wurde mehr Grobfutter verdrängt. Gruppe 250 gab in der ersten Laktationshälfte mehr und in der zweiten Laktationshälfte weniger Milch als die Gruppe 150. Die durchschnittliche Milchleistung in den beiden Gruppen war gleich hoch (28,7 kg ECM pro Laktationstag). Die im Blut ermittelten Merkmale (8, 28, 100 Tage p. p., zum Trockenstellen, 14 Tage a. p.) und die mittels Gaschromatographie analysierten Fettsäuren im Milchfett (5, 28, 100, 200 Tage p. p.) spiegelten den unterschiedlichen Verlauf der Energiesalden in den beiden Gruppen wider. Gruppe 250 hatte im Mittel bereits ab dem 37. Laktationstag einen positiven Energiesaldo. Vermutlich aufgrund der zu Laktationsbeginn besseren Glucose-Versorgung stieg die Insulin-Konzentration im Blut stärker und förderte so den Wiederaufbau von Körperreserven zu Lasten der Milchleistung. Im Mittel erlangte die Gruppe 150 hingegen erst am 72. Laktationstag einen ausgeglichenen Energiesaldo. Als Indiz für die stärkere Mobilisation von Körperfett hatte die Gruppe 150 am Probetermin 28 Tage p. p. eine signifikant höhere D-3-Hydroxybutyrat-Konzentration im Blut und eine signifikant höhere Konzentration langkettiger Fettsäuren im Milchfett. Die Werte lagen jedoch im physiologischen Bereich. Die KF-Reduktion erhöhte nicht die Wahrscheinlichkeit zu erkranken. In der Trockenstehphase nahm die Gruppe 150, trotz in dieser Phase gleicher Fütterung, 0,9 kg TM pro Tag mehr Futter auf (p=0,026) und legte so kompensatorisch Körperreserven an. Die beiden Gruppen konnten im Laufe der Laktation den negativen Energiesaldo vom Laktationsbeginn ausgleichen. Der Vorschlag von SUSENBETH (2018) zur Berechnung des Energiebedarfs der Milchkuh verbesserte die Plausibilität der errechneten Energiesalden verglichen mit den Faktoren nach GfE (2001). Drittes Ziel war es, für das erste Laktationsdrittel ein Schätzmodell für den Energiesaldo aus Produktionsmerkmalen, unter besonderer Berücksichtigung der Fettsäure-Zusammensetzung im Milchfett, zu erstellen. Hierfür wurden die Fettsäure-Analysen 5, 28 und 100 Tage p. p. des Fütterungsversuches genutzt (n=200). Die Herleitung des Schätzmodells erfolgte nach der regularisierten linearen Regressionsmethode „elastic net“. Das Schätzmodell wies bei der Leave-one-out-Kreuzvalidierung einen Schätzfehler von 13,1 MJ NEL pro Tag auf und enthielt die Merkmale Milchleistung am Tag der Probenahme, Milchfettgehalt, die Konzentration der Fettsäure C12:0 und der Fettsäure C18:0 im Milchfett sowie die Verhältnisse n-6/n-3, C15/C17 und Ölsäure/C15. Das Schätzmodell erwies sich als grundsätzlich geeignet, um einen stark negativen Energiesaldo am Laktationsbeginn zeitnah erkennen zu können. Vorher bedarf es aber der Validierung an einem unabhängigen Datensatz. KW - Milchvieh KW - Fütterung KW - Kraftfutter CY - Hohenheim PB - Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim AD - Garbenstr. 15, 70593 Stuttgart UR - http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2020/1818 ER -