RT Dissertation/Thesis T1 Maschinelle Blütenausdünnung von Apfelbäumen A1 Riehle,Andreas WP 2020/08/18 AB Zur Erzielung regelmäßiger Erträge und guter Fruchtqualität stellt die Ausdünnung bei Apfel (Malus domestica L.) im heutigen Erwerbsobstbau eine der wichtigsten und zugleich anspruchsvollsten Kulturmaßnahmen dar. Hierbei wird seit einigen Jahren die maschinelle Blütenausdünnung als witterungsunabhängige und umweltfreundliche Methode verstärkt eingesetzt. Um die Auswirkungen der maschinelle Blütenausdünnung auf generative und vegetative Prozesse am Baum zu untersuchen wurde auf den Versuchsflächen des Kompetenzzentrums für Obstbau Bodensee (KOB) in Ravensburg ein dreijähriger Feldversuch, 2014 bis 2016, in den Sorten Elstar (Pflanzjahr 2001; M 9) und Gala (Pflanzjahr 1998; M 9) durchgeführt. Hierbei wurden die Parameter Fruchtbehang, Fruchtqualität, Blatt- und Fruchtentwicklung, Blüten- und Fruchtfall, Triebwachstum und Wiederblüte in beiden Sorten untersucht. Die Ausdünnung wurde mit einer Darwin-Maschine (Fruit-Tec; Markdorf) durchgeführt und erfolgte in allen drei Versuchsjahren kurz vor der Vollblüte (BBCH-Stadium 61-63). Hierbei wurde bei einer konstanten Traktorgeschwindigkeit von 8 km h-1 die Drehzahl der Spindel zwischen 200 U min-1 und 400 U min-1 variiert. Zudem wurde der Einfluss verschiedener Behandlungsstufen maschineller Ausdünnung in Kombination mit einer Handausdünnung und dem zweimaligen Einsatz von Regalis® Plus untersucht. Die Versuchsergebnisse aller Versuchsjahre zeigten, dass der Fruchtbehang der Bäume durch die maschinelle Blütenausdünnung gezielt reduziert werden kann. Dabei konnte die Ausdünnwirkung durch Erhöhung der Spindeldrehzahl verbessert werden ohne dabei eine Überdünnung, der Versuchsbäume zu verursachen. Die reproduzierbare und witterungsunabhängige Wirkweise der maschinellen Ausdünnung konnte durch einen überwiegend linearen Zusammenhang zwischen dem Fruchtbehang je Baum zur Ernte und der Spindeldrehzahl der Darwin-Maschine in beiden Versuchsorten Gala und Elstar bestätigt werden. In der Sorte Gala reichte der alleinige Einsatz der maschinellen Ausdünnung aus um Alternanzerscheinungen im Hinblick auf einen Vollertrag im Folgejahr ausreichend zu reduzieren. Bei der stark alternanzanfälligen Sorte Elstar dagegen erwies sich eine Kombination aus maschineller Ausdünnung und anschließender Handausdünnung als erfolgsversprechend für eine gesteigerte Wiederblüte im Folgejahr. Durch die maschinelle Ausdünnung konnten im Versuch sortenunabhängig die Fruchtgröße der Früchte sowie deren Ausfärbung in Abhängigkeit der Spindeldrehzahl verbessert werden. Die Kombination mit einer Handausdünnung führte zu einer zusätzlichen Verbesserung des Fruchtkalibers. In den durchgeführten Versuchen wurde eine Reduktion der Blattmasse um bis zu 37 % in Gala und bis zu 36 % in Elstar ermittelt. Der Anteil beschädigter und abgeschlagener Blüten und Blätter stieg dabei in Abhängigkeit der Spindeldrehzahl. Ein direkter Zusammenhang zwischen dem Verlust an Blatt- und Blütenmasse auf den Blütenfall bzw. das Fruchtwachstum der jungen Früchte konnte in diesen Versuchen nicht festgestellt werden. Des Weiteren konnte kein direkter Einfluss der maschinellen Ausdünnung auf den Nachblütefall oder Junifruchtfall beobachtet werden. Für beide Sorten, Gala und Elstar, zeigte sich, dass vor allem die Anzahl der Blüten bzw. Früchte pro Baum vor der entsprechenden Fallperiode für die Stärke des Nachblütefalls bzw. Junifruchtfalls verantwortlich waren. Die Wahrscheinlichkeit, dass unbeschädigte Blüten vom Baum abgeworfen werden war somit in der unbehandelten Kontrolle genauso hoch wie in den Behandlungsstufen mit maschineller Ausdünnung. Auf Grund dieser Ergebnisse kann davon ausgegangen werden, dass der Einfluss einer Beschädigung von Blättern und Blüten durch die maschinelle Ausdünnung auf das Abfallen von Blüten und Früchte vernachlässigbar gering ist. Diese Versuchsergebnisse widerlegen daher die sogenannte „Ethylen-Schock-Theorie“, welche besagt, dass die Ethylen bedingte Stressreaktion des Baumes im Anschluss an die maschinelle Blütenausdünnung der Blüten- und Fruchtfall verstärkt wird. Als indirekter Einfluss der maschinellen Ausdünnung konnte in beiden Sorten in den Behandlungsstufen mit maschineller Ausdünnung ein verstärktes Triebwachstum gemessen werden, welches auf die Reduktion des Fruchtbehangs zurückgeführt wurde. Eine zusätzliche Handausdünnung zeigte keinen Einfluss auf das Triebwachstum. Ein direkter Zusammenhang zwischen der maschinellen Ausdünnung und dem Triebwachstum der Bäume konnte nicht festgestellt werden, da unter anderem diverse andere Faktoren wie der Gesundheitszustand und die allgemeine Wüchsigkeit der Bäume sowie der Vorjahresertrag Einfluss auf das Triebwachstum haben. Das beobachtete verstärkte Triebwachstum in den Behandlungsstufen mit maschineller Ausdünnung konnte durch die Kombination mit einer Prohexadion-Calcium Behandlung auf das gleiche Level wie in der unbehandelten Kontrolle reduziert werden. K1 Elstar K1 Gala K1 Triebwachstum K1 Darwin-Maschine PP Hohenheim PB Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim UL http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2020/1785