TY - THES T1 - Außerlandwirtschaftliche Diversifikation im Transformationsprozess. Diversifikationsentscheidungen und -strategien ländlicher Haushalte in Slowenien und Mazedonien A1 - Möllers,Judith Y1 - 2007/01/22 N2 - Außerlandwirtschaftliche Diversifikation findet seit Ende der 1990er Jahre verstärkte Beachtung in der Diskussion über neue Ansätze in der ländlichen Entwicklungspolitik. Die Erschließung des außerlandwirtschaftlichen Sektors wird als Ausweg aus dem Beschäftigungsdilemma eines im Zuge der wirtschaftlichen Entwicklung schrumpfenden landwirtschaftlichen Sektors gesehen. Ziel ist es dabei, der ländlichen Bevölkerung Arbeitsmöglichkeiten zu bieten, die Landflucht zu verringern und einen Beitrag zu Armutsreduzierung und Wirtschaftswachstum zu leisten. Die Ergebnisse dieser Arbeit basieren auf Befragungen von insgesamt 240 zufällig ausgewählten ländlichen Haushalten in Slowenien und Mazedonien. Empirisch basierte Erkenntnisse, die gerade für Transformationsländer noch kaum verfügbar sind, sollen einen Einblick in die Diversifikationsdynamik im ländlichen Raum geben. Ziel der Arbeit ist es, die Diversifikationsstrategien der ländlichen Bevölkerung und ihre Determinanten zu analysieren. Die Forschungskonzeption basiert auf der Verbindung eines empirisch-induktiven und eines analytisch-deduktiven Ansatzes mit qualitativen und quantitativen Komponenten. Zur statistischen Analyse kommen vor allem logistische Regressionsmodelle zum Einsatz. Die Ergebnisse zeigen, dass ländliche Haushalte in den Untersuchungsregionen in hohem Maße von außerlandwirtschaftlichen Einkommen abhängig sind. Die ländlichen Haushaltseinkommen sind in Mazedonien ungleicher verteilt, wobei die Teil-Gini-Koeffizienten für außerlandwirtschaftliche Einkommen zeigen, dass diese offenbar in der Lage sind, zu einer ausgewogeneren Einkommensverteilung beizutragen. Die Analyse der Diversifikationsstrategien ergibt, dass in beiden Ländern Bewältigungs- und risikominimierende Strategien, überwiegen. Kapitalakkumulation und Investitionsaktivitäten, also Unternehmertum im engeren Sinne, sind dagegen weniger verbreitet. Einstellungen scheinen Entscheidungen insbesondere über die Landwirtschaft zu beeinflussen, vor allem weil sie sich im Gegensatz zu den fast durchweg positiven Einstellungen zu außerlandwirtschaftlichen Tätigkeiten stärker unterscheiden. Erhebliche Unterschiede zeigen sich vor allem zwischen Altersgruppen. Negativ eingestellt ist insbesondere die Gruppe der 16- bis 25jährigen, in der in Mazedonien der Anteil negativer Einstellungen mit 50% mehr als doppelt so hoch wie in Slowenien ist. Wichtige Hemmnisse, die Diversifizierung verhindern, sind in Mazedonien besonders der Arbeitsmarkt, aber auch geringe Löhne, unsichere Arbeitstellen und verspätete Lohnzahlungen. In beiden Ländern werden Kapital- und Kreditverfügbarkeit als wichtigste Gründe benannt, nicht unternehmerisch tätig zu werden. Der Druck, Erwerbsstrategien anzupassen, ist in Slowenien insgesamt geringer. Betrachtet man individuelle Zukunftsstrategien, zeigt sich, dass in beiden Ländern landwirtschaftliche und kombinierte Tätigkeiten zurückgehen, während außerlandwirtschaftliche Tätigkeiten zunehmen. In Slowenien scheint sich das hohe Diversifizierungsniveau in den Haushalten derzeit bei gleichzeitigem Strukturstau in der Landwirtschaft zu stabilisieren. In Mazedonien kann dagegen weiterhin eine Zunahme von Diversifizierung innerhalb der Haushalte erwartet werden, wobei die Bereitschaft zur vollständigen Aufgabe der Landwirtschaft grundsätzlich groß ist. Dass eine Förderung des außerlandwirtschaftlichen Sektors generell sinnvoll sein kann, ergibt sich zunächst aus der positiven Einkommenswirkung außerlandwirtschaftlicher Tätigkeiten, besonders in armen Haushalten. Es konnte außerdem eine positive Verteilungswirkung außerlandwirtschaftlicher Einkommen nachgewiesen werden, was die Bedeutung des außerlandwirtschaftlichen Sektors als Bestandteil einer armutsorientierten Entwicklungspolitik unterstreicht. Langfristiges Ziel einer Förderpolitik für die Entwicklung des ländlichen Raums sollte die Überwindung der ungünstigen kleinbetrieblichen Struktur in der Landwirtschaft sein, die ? vor allem weil außerlandwirtschaftliche Vollzeitalternativen in der Regel fehlen ? die Ursache des hohen Diversifizierungsdrucks ist. Dafür müssen zunächst Kenntnisse und Fähigkeiten, die notwendig sind, um im jeweiligen außerlandwirtschaftlichen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, durch Ausbildungs- und Beratungsangebote unterstützt werden. Dabei geht es nicht nur um die Vermittlung von Fachkenntnissen, sondern um das (langfristige) Ziel, Unternehmergeist, Risikobereitschaft und Kreativität zu fördern. Der spezielle Bedarf an Fördermaßnahmen sollte sich aus lokal entwickelten Strategien ergeben, da die Heterogenität des außerlandwirtschaftlichen Sektors dezentrale Konzepte erfordert. Der notwendige Strukturwandel in der Landwirtschaft kann letztendlich erst dann geleistet werden, wenn der außerlandwirtschaftliche Arbeitsmarkt die dadurch freigesetzten Arbeitskräfte aufnehmen kann. KW - Diversifikation KW - Makedonien KW - Slowenien KW - Ländliche Entwicklung KW - Ländlicher Haushalt KW - Südosteuropa KW - Transformation CY - Hohenheim PB - Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim AD - Garbenstr. 15, 70593 Stuttgart UR - http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2007/165 ER -