TY - THES T1 - Ableitung von Restitutionspotenzialen als Entscheidungshilfe bei der Umsetzung von Moorschutzprogrammen A1 - Röhl,Markus Y1 - 2007/01/09 N2 - Baden-Württemberg besitzt als eines der letzten moorreichen Bundesländer der Bundesrepublik kein eigenständiges, naturschutzfachliches Programm zum Schutz seiner Moore. Aus diesem Anlass wurde eine Methodik zur Ableitung von Restitutionspotenzialen entwickelt, die als Steuerungselement bei der zukünftigen Umsetzung von Maßnahmen dienen soll. Dabei standen zentral folgende Fragestellungen im Mittelpunkt der Untersuchung: Welche Faktoren bedingen das Restitutionspotenzial eines Moores, beziehungsweise einer Teilfläche eines Moores? In welcher Form kann die Datenmatrix zur Ableitung des Restitutionspotenzials zusammengeführt werden, um zu einer transparenten Bewertung zu gelangen? Welche moorökologischen Daten sind landesweit in welcher Qualität vorhanden? Sind diese ausreichend, um zu einer Prioritätensetzung für Moorrestitutionen zu gelangen? Die Methodik wurde exemplarisch für das Naturschutzgebiet ?Schwenninger Moos? abgeleitet. Die Ergebnisse wurden anschließend auf den gesamten, umgebenden Naturraum, die Baar und Baaralb übertragen. Durch diese Verifizierung der Methodik konnten erhebliche Defizite im landesweiten Datensatz aufgezeigt werden. Als Grundlage zur Bewertung des Restitutionspotenzials wurden im Schwenninger Moos vor allem Daten zum Wasserhaushalt, Trophie und Arten und Biotopen erhoben. Der Wasserhaushalt des Schwenninger Mooses wurde dabei durch 34 Pegel dokumentiert. Besonders gut geeignet zur Charakterisierung der Standorte erwiesen sich dabei Halbjahresmediane und die kombinierte Betrachtung von Amplitude, Mittelwert und Tiefstwert. Die Trophie der Standorte wurde durch Messungen der Hauptnährstoffe, pH- und Leitfähigkeitswert sowie über Angaben zum C/N-Verhältnis verglichen. Die Vegetation des Untersuchungsgebietes wurde vergleichend nach der Biotoptypenkartierung des Landes Baden-Württemberg, der Methodik zur Erfassung von Lebensraumtypen der FFH-Richtlinie sowie nach indikatorischen Artgruppen ausgewertet. Vor allem die Kartierung indikatorischer Artgruppen eignet sich zur Beurteilung des aktuellen Zustandes eines Moorkomplexes. Die vorliegenden Daten zur Torflagerstätte aus dem moorgeologischen Kataster wiesen ein hohes Alter auf. Deshalb wurden diese Daten durch Vergleichsbohrungen und kontinuierliche Messungen mittels Georadar überprüft. Dabei ergaben sich zum Teil erhebliche Differenzen zwischen den Angaben des moorgeologischen Katasters und den eigenen Untersuchungen. Die Ableitung des Restitutionspotenzials erfolgte durch die Kombination von drei Einzelbewertungen: Wiedervernässbarkeit, biotisches Potenzial und Umsetzungspotenzial. Diese drei Faktoren werden verbal-argumantativ abgeleitet und in einer fünf-stufigen Klassifikation zusammengeführt. Wesentliche Größe ist dabei die Wiedervernässbarkeit einer Fläche, die von Entwässerungseinrichtungen, Relief, Zustand der Torfe und dem Wasserdargebot abhängt. Das biotische Potenzial besteht aus dem Vorhandensein von Torfbildnern und den Auswirkungen einer Wiedervernässung. Das Umsetzungspotenzial ist im Wesentlichen von den herrschenden Nutzungen, Eigentumsverhältnissen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen abhängig. Die Methodik wurde auf 34 Moorkomplexe der Baar und Baaralb übertragen. Die Identifizierung dieser Standorte war erst durch eine Zusammenführung unterschiedlicher Datensätze möglich. Es zeigte sich, dass das moorgeologische Kataster auf der Baar erhebliche Defizite bei der Ausweisung kleiner und flachgründiger Standorte aufwies. Nur 3 der 34 Standorte wiesen ein hohes Restitutionspotenzial auf. 23,5 % wurden mit einem mittleren Restitutionspotenzial eingestuft. Bei diesen Mooren handelt es sich im Wesentlichen um Naturschutzgebiete und flächenhafte Naturdenkmale. Ein geringes Restitutionspotenzial ist bei 38,2 % der Moorkomplexe vorhanden. Insgesamt 29,4 % der Moore wiesen kein Restitutionspotenzial mehr auf. Für die Umsetzung eines landesweiten Moorschutzprogramms sind im Rahmen der Untersuchung die wesentlichen Defizite aufgezeigt und Handlungsempfehlungen formuliert worden. Es muss primär ein aktualisiertes und vollständiges Moorkataster zur Verfügung stehen. In den naturschutzfachlich hochwertigen Moorkomplexen sollten zudem flächige Kartierungen der Vegetation und wertgebender Arten vorliegen. Es ist in diesem Zusammenhang ein Indikationsmodell von Vegetationseinheiten süddeutscher Moore anzustreben. Die Bearbeitung von Prioritätslisten sind von regionalen Expertengruppen für die jeweiligen Moorregionen oder Landkreise vorzunehmen. 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