RT Dissertation/Thesis T1 Qualitativer Vergleich von Modellen zur Bewertung von Klimaschutzmaßnahmen in Europa unter besonderer Berücksichtigung der Landwirtschaft A1 Vabitsch,Anna Maria WP 2006/10/25 AB Die Landwirtschaft in Europa ist wesentlich an der Emission klimarelevanter Gase beteiligt. Methan-, Lachgas- und Kohlendioxidemissionen aus dem Agrarsektor haben einen Anteil von rund 10% an den gesamten Treibhausgasemissionen in Europa. Es stellt sich die Frage, welchen Beitrag die Landwirtschaft zur Erreichung der europäischen Verpflichtungen zur Emissionsreduktion leisten kann und muss. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Möglichkeiten und Bedingungen der Treibhausgasminderung im Agrarsektor zu untersuchen und die Minderungseffizienz mit jener anderer Wirtschaftsektoren zu vergleichen. Es soll die Frage beantwortet werden, inwieweit es sinnvoll und effizient ist, Treibhausgasemissionen in der Landwirtschaft zu mindern. Eine Sichtung der Literatur hat gezeigt, dass es sowohl für die Landwirtschaft, als auch die anderen Sektoren Ansatzstellen zur Emissionsminderung klimarelevanter Gase gibt. Um die Effizienz dieser Minderungsmaßnahmen abschätzen zu können, ist die Bewertung der Vermeidungskosten verschiedener Minderungsstrategien notwendig. Zur Quantifizierung dieser Kosten werden ökonomisch-ökologische Modelle verwendet, die vor allem zur Politikberatung und -analyse entwickelt wurden. Eine vergleichende Modellbewertung kommt zu dem Ergebnis, dass es derzeit kein Modell gibt, das allen Anforderungen eines Umweltindikators für die Klimapolitik gerecht wird. Hierfür wurde eine Auswahl repräsentativer Modelle detailliert beschrieben und bewertet. Unterschieden wurde zwischen hoch-aggregierten Modellen, welche auf globalem Niveau die Weltwirtschaft und ihre Auswirkungen auf das Klima abbilden und disaggregierten Modellen, die sich auf einen Sektor und/oder eine Region beschränken. Dabei handelt es sich entweder um allgemeine und partielle Gleichgewichtsmodelle, welche auf der neo-klassischen Theorie des vollkommenen Marktes basieren. Oder um Optimierungsmodelle, die über eine (regional gewichtete) Gewinn- bzw. Nutzenmaximierung gelöst werden. Die folgenden Modelle wurden in der vorliegenden Arbeit einer detaillierten Untersuchung unterzogen: POLES, MERGE, EPPA-EU, PRIMES / GENESIS, RAINS / GAINS, CAPRI, AROPA GHG und RAUMIS. Ein wesentliches Unterscheidungskriterium der untersuchten Modelle ist die sektorale und stoffliche Auflösung. Weit verbreitet sind die Energiewirtschafts- und Energiesystemmodelle, welche zwar die wichtigsten Wirtschaftssektoren abbilden, aber nur energiebedingte CO2-Emissionen berücksichtigen. Diese Modelle liefern zwar wichtige Informationen über jenen Sektor, welcher für den Großteil der klimarelevanten Emissionen verantwortlich ist. Sie vernachlässigen aber die anderen Kyoto-Gase und damit die Möglichkeiten, welche eine integrierte Emissionsreduktion hat. Als zweiter Schwerpunkt wurden agrarsektorale Modelle analysiert und bewertet. Diese bilden die landwirtschaftliche Produktion in zum Teil sehr hoher Auflösung ab und ermitteln spezifische Vermeidungskosten einzelner Minderungsmaßnahmen. Außerdem gibt es Ansätze, die Wechselwirkungen und Effekte einer simultanen Emissionsminderung mehrerer Gase ermitteln. Dennoch bleibt das Problem bestehen, dass die spezifischen Vermeidungskosten, die mit diesen sektoralen Modellen errechnet werden, nicht mit den Ergebnissen anderer (sektoraler) Modelle vergleichbar sind. Dafür verantwortlich sind die unterschiedlichen Modellannahmen und die spezifischen Rahmenbedingungen. Ein Ansatz zur Lösung dieses Problems sind jene Modelle, die sowohl top-down-, als auch bottom-up- Elemente integrativ in einem Modell verbinden. Das bedeutet, dass sowohl mehrere Sektoren und Länder gleichzeitig modelliert werden, aber auch Detailinformationen über einzelne Schadstoffe und deren Minderungsmöglichkeiten berücksichtigt werden. Dadurch wird einerseits der sektorale Vergleich ermöglicht, aber auch die sektor-spezifische Detailgenauigkeit bei der Bestimmung der Vermeidungskosten gewährleistet. Am weitesten fortgeschritten ist diese Vorgehensweise in Form der Integrated-Assessment-Modelle. Dieser Modellansatz verfolgt das Ziel, möglichst umfassend alle mit einem Umweltproblem in Zusammenhang stehende Effekte und seine Wechselwirkungen mit anderen Umweltzielen abzubilden. Diese sehr komplexen Modellsysteme sind derzeit am ehesten geeignet, die Frage nach der besten räumlichen, zeitlichen und stofflichen Verteilung von Klimaschutzmaßnahmen bzw. investitionen zu beantworten. Natürlich ist auch die Aussagekraft dieser Modelle von den zur Verfügung stehenden Daten und Annahmen abhängig. Sie kommen unter anderem zu dem Ergebnis, dass die Berücksichtigung der landwirtschaftlichen Treibhausgase bei einem ganzheitlichen Minderungsansatz zu einer signifikanten Kostensenkung beitragen kann. Aber nur durch eine entsprechende Anpassung der Agrarpolitik kann dieses Minderungspotenzial der europäischen Landwirtschaft zur Zielerreichung der eingegangenen Reduktionsverpflichtungen realisiert werden. K1 Treibhauseffekt K1 Landwirtschaft K1 Europa K1 Modellierung K1 Emission PP Hohenheim PB Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim UL http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2006/159