RT Dissertation/Thesis T1 Analyse bedeutender Einflussfaktoren auf die Bodenrichtwerte für landwirtschaftliche Flächen in unterschiedlichen Regionen Deutschlands im Kontext bodenmarktpolitischer Interventionen A1 Lehn,Friederike WP 2018/11/20 AB Boden ist ein besonderes Gut. Er ist unbeweglich, unvermehrbar und aufgrund seiner mehrdimensionalen Leistungen unverzichtbar für das menschliche Wohlergehen. Für landwirtschaftliche Betriebe ist Boden zudem der wichtigste Produktionsfaktor. In Deutschland sind die Kaufpreise für landwirtschaftliche Flächen in den letzten zehn Jahren signifikant angestiegen. Infolge dieser Entwicklung wird derzeit diskutiert, ob der landwirtschaftliche Bodenmarkt einer stärkeren Regulierung bedarf. Es wird u.a. die Begrenzung des Anstiegs von Kaufpreisen landwirtschaftlicher Flächen angstrebt. Solche Interventionen bedürfen vorheriger Analysen des landwirtschaftlichen Bodenmarktes. Daher ist es das übergeordnete Ziel dieser Dissertation, das Verständnis über die Preisbildungsmechanismen für die Kaufpreise landwirtschaftlicher Flächen in Deutschland zu erhöhen. In Kapitel 2 werden vor dem Hintergrund stark gestiegener Kaufpreise für landwirtschaftliche Flächen drei Methoden für die Bewertung von Agrarland (Bodenrichtwert, Marktwert und kapitalisierte Grundrente) vorgestellt und ihre Eignung als agrarpolitischer Referenzwert für die Identifikation von Überpreisen diskutiert. In Kapitel 3 werden die Einflussfaktoren auf die Kaufpreise für landwirtschaftliche Flächen in Deutschland und Italien mit Hilfe eines räumlich-ökonometrischen Modells analysiert. Dabei werden nicht nur räumliche Abhängigkeiten in der endogenen Variable (spatial lag model), sondern auch in den exogenen Variablen (spatial Durbin model) berücksichtigt. Es zeigt sich, dass in beiden Ländern landwirtschaftliche und außerlandwirtschaftliche Faktoren bedeutend sind. Die Unterschiede scheinen innerhalb der Länder größer zu sein als zwischen den Ländern. In Kapitel 4 wird ein multiples lineares Regressionsmodell geschätzt. Ausgehend von gemeindespezifischen Bodenrichtwerten für landwirtschaftliche Nutzflächen in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2010 können kleinräumig wirksame Indikatoren für die Wertbeeinflussung identifiziert werden. Dabei zeigen sich insbesondere die Hangneigung und die Bevölkerungs- sowie Viehdichte als bedeutend. In Kapitel 5 wird ein allgemeines räumliches Modell für die Bodenrichtwerte von Ackerland in Nordrhein-Westfalen auf Gemeindeebene für das Jahr 2013 geschätzt. Die Urbanisierung und die Tierhaltung werden als die wichtigsten Preistreiber identifiziert. In diesem Zusammenhang werden gesetzliche Regelungen, insbesondere aus dem Steuerrecht, vorgestellt, die diese preissteigernden Effekte zusätzlich verstärken. Bodenmarktpolitische Interventionen mit dem Ziel, den Anstieg der Kaufpreise für landwirtschaftliche Flächen zu begrenzen, werden folglich von Regelungen anderer Politikbereiche konterkariert. Es wird empfohlen, die existierenden Regelungen an das Interventionsziel anzupassen anstatt neue Gesetze zu erarbeiten. In Kapitel 6 werden die Bodenrichtwerte für Ackerland in Nordrhein-Westfalen zwischen 2010 und 2013 mit Hilfe einer Quantilregression analysiert. Es werden heterogene Zusammenhänge entlang der bedingten Verteilung der Bodenrichtwerte für einige Einflussfaktoren festgestellt. Außerlandwirtschaftliche Einflussfaktoren und die Viehdichte sind im oberen Teil der Verteilung stärker ausgeprägt und wirken somit insbesondere bei den bedingt höheren Kaufpreisen preissteigernd. In Kapitel 7 wird der Einfluss des Naturschutzes auf die Bodenrichtwerte landwirtschaftlicher Flächen in Rheinland-Pfalz und Thüringen mit einem räumlichen Modell untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass der Naturschutz die Bodenrichtwerte beeinflussen kann, aber die Stärke und Richtung des Effekts von der Art des Schutzgebiets, von der Nutzungsart und der Region abhängen. Es wird argumentiert, dass zwischen landwirtschaftlicher Produktion und Naturschutz nicht nur Nutzungskonkurrenzen sondern auch Synergieeffekte bestehen können. In Kapitel 8 werden die Ergebnisse der Kapitel 2 bis 7 zusammengeführt und hinsichtlich der Forschungsfragen diskutiert. Die Auswertung der drei Bundesländer zeigt, dass die Bodenrichtwerte für landwirtschaftliche Flächen durch eine Vielzahl an Einflussfaktoren determiniert werden und die Bodenmärkte dieser Bundesländer regionale Unterschiede in der Bedeutung von landwirtschaftlichen und außerlandwirtschaftlichen Faktoren aufweisen. Die Ergebnisse dieser Dissertation weisen zudem darauf hin, dass die bisherigen Gesetzesentwürfe für eine stärkere Regulierung der Bodenmärkte kaum in der Lage sind, zu besseren Marktergebnissen zu führen. Daher wird eine direkte Einflussnahme auf einzelne preissteigernde Faktoren auch außerhalb des Bodenrechts empfohlen, um den Anstieg der Kaufpreise landwirtschaftlicher Flächen zu reduzieren. Abschließend wird weiterer Forschungsbedarf aufgezeigt, der insbesondere die Identifikation von Handlungsoptionen für einen erfolgreichen Schutz landwirtschaftlicher Flächen umfasst. K1 Bodenmarkt K1 Bodenpreis K1 Intervention K1 Bodenrichtwert K1 räumliches Modell PP Hohenheim PB Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim UL http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2018/1546