RT Dissertation/Thesis T1 Agrarökonomische Analyse von Verfahren zur Erzeugung lignozellulosehaltiger Biomasse und deren Akzeptanz in der Landwirtschaft Baden-Württembergs A1 Gillich,Caroline Sophie-Theresia WP 2018/08/06 AB Beim Wandel hin zu einer biobasierten Wirtschaftsweise spielt die landwirtschaftliche Produktion von nachwachsenden Rohstoffen zur Erzeugung von pflanzlicher Biomasse eine zentrale Rolle. Hierzu zählen auch die mehrjährigen Kulturen Kurzumtriebsplantagen (KUP) und Miscanthus. Die stoffliche Nutzung, insbesondere der hierbei erzeugten Lignozellulose, die in der chemischen Industrie als Rohstoff eingesetzt werden könnte, kann zu einem biobasierten Wirtschaften beitragen. Der Anbau von KUP und Miscanthus ist jedoch noch nicht weit verbreitet. Verschiedene Gründe wie bspw. fehlendes Wissen oder eine geringe Rentabilität halten die Landwirte bisher von einem Anbau ab. Um herauszufinden, welche Faktoren einen Einfluss auf den Anbau von KUP und Miscanthus haben, wurden im Rahmen von Workshops Befragungen mit Landwirten in ausgewählten Regionen in Baden-Württemberg durchgeführt. Dabei wurden die Präferenzen der Landwirte für den KUP- und Miscanthusanbau anhand eines Choice-Experiments erfasst. Da die Einführung neuer Verfahren oftmals mit erhöhten Risiken einhergeht, wurde zudem mit Hilfe einer „Holt and Laury“-Lotterie die Risikoeinstellung der Landwirte ermittelt. Die Befragung fand in den baden-württembergischen Vergleichsgebietsgruppen (VGG) „Unterland / Gäue“, „Rhein / Bodensee“ und „Bauland / Hohenlohe“ statt. Für alle VGG wurden zuvor standortbezogene Rentabilitäts- und Risikoanalysen durchgeführt. Dabei wurden die genannten VGG als am besten für den KUP- und Miscanthusanbau geeignete Regionen identifiziert. Insgesamt 117 Landwirte haben an neun organisierten Workshops teilgenommen. Die untersuchte Stichprobe beinhaltet überdurchschnittlich viele KUP anbauende Betriebe. Für die Auswertung des Choice-Experiments wurden Random Parameter Logit-Modelle verwendet. Die im Folgenden dargestellten Ergebnisse sind jeweils unter sonst gleichen Bedingungen (ceteris paribus) zu betrachten. Allgemein wird der Teilnutzen aus dem KUP- und Miscanthusanbau negativ bewertet. Die hier zusätzlich zu den Opportunitätskosten der Fläche erwarteten durchschnittlichen Kompensationszahlungen liegen bei rund 460 € bzw. 400 € je Hektar und Jahr für KUP bzw. Miscanthus. Eine Unterscheidung in der Bewertung zwischen den beiden mehrjährigen Verfahren erfolgt durch die Landwirte hierbei nicht. Wie erwartet erhöht eine zunehmende Wirtschaftlichkeit dieser Anbauverfahren den Nutzen. Ein zunehmendes Risiko und steigende Investitionskosten reduzieren den Nutzen. Eine von Beginn an geregelte Abnahmegarantie für das Erntegut über die gesamte Laufzeit erhöht den Nutzen der Landwirte für diese Anbauverfahren in dem Maße, dass hierdurch der negative Teilnutzen aus dem KUP- bzw. Miscanthusanbau fast vollständig kompensiert würde. Auch der Anbau dieser Kulturen durch Kollegen in der näheren Umgebung wirkt nutzensteigernd. Für beide Verfahren und alle in das Choice-Experiment einbezogenen Eigenschaften besteht jedoch eine signifikante Präferenzheterogenität unter den Antwortenden. Aus weiteren Modellschätzungen mit Interaktionstermen zur (teilweisen) Erklärung der Präferenzheterogenitäten geht u. a. hervor, dass eine zunehmende Flächenausstattung der Betriebe einen negativen Einfluss auf die Anbauwahrscheinlichkeit von KUP hat. Auch ein höheres Alter der Betriebsleiter reduziert den Nutzen des Anbaus von KUP und Miscanthus. Eine zunehmende Berufserfahrung wirkt auf die Anbauwahrscheinlichkeit von KUP jedoch positiv. Zudem reduziert eine Erhöhung der Investitionssumme zu Beginn den Nutzen der Teilnehmer umso mehr, je risikoscheuer diese sind. Die hierbei errechneten implizit angenommenen Zinssätze liegen, je nach Modell, für einen Landwirt mit durchschnittlicher Risikoaversion in einem realistischen Bereich von 2,3 % bis 4,1 %. Aus den geschätzten Verteilungsparametern des Modells ohne Interaktionsterme wurden schließlich mit Hilfe von Monte-Carlo-Simulationen Angebotsfunktionen hergeleitet, um Anbaupotenziale von KUP und Miscanthus bei unterschiedlichen Hackschnitzelpreisen für verschiedene Szenarien abzubilden. Die auf diesem Weg geschätzten Anbauumfänge sind realistischer, als die bislang veröffentlichten GIS-basierten Potenziale, da in ihre Ermittlung, außer Standortfaktoren, empirisch fundierte Präferenzen der Landwirte sowie deren Opportunitätskosten einfließen. Unter den getroffenen Annahmen zeigt sich, dass die maximal zu erwartenden Potenziale auf Ackerflächen in der befragten Region bei jeweils insgesamt 30.000 ha für KUP bzw. Miscanthus liegen. Hervorzuheben ist jedoch, dass dieses Anbaupotenzial eher gering ist. Die Auswertung des Choice-Experiments hat gezeigt, dass - sofern dies volkswirtschaftlich sinnvoll erscheint - entweder staatliche Anbausubventionen, der Anbau in Clustern oder aber Abnahmegarantien zwischen Landwirten und den verarbeitenden Unternehmen den Anbau von mehrjährigen Lignozellulose liefernden Kulturen stark befördern können. K1 Miscanthus K1 Angebotsfunktionen K1 Kurzumtriebsplantagen K1 Kompensationszahlungen PP Hohenheim PB Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim UL http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2018/1502