TY - THES T1 - The role of informal institutions in agricultural development : case studies from Kenya, Pakistan and Malawi A1 - Aberman,Noora-Lisa Y1 - 2017/11/22 N2 - Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Rolle informeller Institutionen in der landwirtschaftlichen Entwicklung. Sie beruht auf der Prämisse, dass die mangelnde Beachtung von Institutionen und Governance-Problemen dazu beigetragen hat, dass viele Entwicklungsländer ihre Ziele im Bereich der landwirtschaftlichen Entwicklung und Ernährungssicherung nur unzureichend verwirklicht haben, obwohl erhebliche Investitionen in diesen Bereich geflossen sind. Insbesondere ist es das Zusammenwirken von formalen und informellen Institutionen, das wenig Beachtung gefunden hat, zumal es in den quantitativen Forschungsansätzen, die die agrarökonomische Literatur zur landwirtschaftlichen Entwicklung prägen, nicht vollständig berücksichtigt werden kann. Institutionen können als sozial konstruierte formale und informelle Regeln definiert werden, die das menschliche Verhalten steuern und den Rahmen für die Anreize bieten, die das ökonomische, soziale und politische Leben prägen. In der Literatur zur landwirtschaftlichen Entwicklung werden Institutionen überwiegend auf der Basis der Neuen Institutionenökonomie analysiert, die auf der neoklassischen Wirtschaftstheorie beruht und deren analytische Instrumente nutzt. Es erscheint jedoch sinnvoll, auch theoretische Ansätze und analytische Methoden zu verwenden, die in anderen Bereichen der Sozialwissenschaften entwickelt wurden. Qualitative Methoden erscheinen besonders aussichtsreich, um neue Erkenntnisse zur Rolle von Institutionen in der landwirtschaftlichen Entwicklung zu gewinnen, insbesondere im Hinblick auf informelle Institutionen. Vor diesem Hintergrund verfolgt die vorliegende Arbeit das Ziel, neue methodische Ansätze zu entwickeln und anzuwenden, mit denen das Zusammenwirken von formalen und informellen Institutionen in der landwirtschaftlichen Entwicklung untersucht werden kann. Die Arbeit basiert auf vier Fallstudien, die in drei Entwicklungsländern durchgeführt wurden: Malawi, Pakistan und Kenia. Die Fallstudien befassen sich mit drei Themen der institutionellen Entwicklung im Bereich der Landwirtschaft. Zwei von diesen Themen behandeln spezielle Institutionen im Bereich der landwirtschaftlichen Produktion und Vermarktung: (a) Institutionen für das Management von Bewässerungssystemen und (b) Institutionen für den Export landwirtschaftlicher Güter. Das dritte Thema (c) ist übergreifend angelegt und geht der Frage nach, wie die Gleichstellung der Geschlechter innerhalb von Institutionen vorangebracht werden kann, die für die landwirtschaftliche Entwicklung relevant sind. Da Institutionen auf verschiedenen Ebenen ineinandergreifen, decken die Fallstudien auch verschiedene Ebenen ab: die Ebene des Haushalts und die Ebene der Gruppe innerhalb einer Dorfgemeinschaft sowie die lokale und die nationale Regierungsebene. Insgesamt vermitteln die Fallstudien Erkenntnisse darüber, wie die Institutionen, insbesondere sozialen Institutionen, informelle Regeln, Wahrnehmungen und Normen, landwirtschaftliche Entwicklungsprogramme beeinflussen. In den Fallstudien werden methodische Ansätze angewandt, die für Studien zur landwirtschaftlichen Entwicklung bislang wenig eingesetzt wurden. Mit diesen soll das Spektrum der institutionellen Analysemethoden im Bereich der landwirtschaftlichen Entwicklung erweitert werden. Zu den angewandten Methoden zählen neben Fokusgruppendiskussionen und Experten-Interviews zwei Versionen einer partizipativen Mapping-Methode, die als „Net-Map“ und als „Process Net-Map“ bezeichnet werden. Als weitere qualitative Methode wurde das „Power Mapping“ angewandt. Da die Fallstudien verschiedene Ebenen umfassen, wurden diese Erhebungsmethoden bei Zielgruppen angewandt, die sich sehr stark im Hinblick auf ihren sozialen Hintergrund und ihren Ausbildungsstand unterscheiden. Somit konnte ein breites Anwendungsfeld der eingesetzten Methoden getestet werden. Epistemologisch wurde in der vorliegenden Arbeit ein sozialkonstruktivistischer Ansatz verwendet. Hier werden vier verschiedene Fallstudien aus Kenia, Pakistan und Malawi vorgestellt. Insgesamt zeigen die vier Fallstudien, dass informelle Regeln, die auf sozialen Normen beruhen, oft eine wesentlich wichtigere Rolle für das ökonomische Verhalten von Akteuren spielen als staatliche Regelungen. Daher ist die Beachtung sozialer Normen für die Entwicklung von Strategien für die Reform agrarpolitischer Maßnahmen in Entwicklungsländern von besonderer Bedeutung. Die Studien weisen darauf hin, dass bei der Planung einer Politik-Reform folgende Faktoren beachtet werden sollten: a) Die Kapazität einer Regierung, Regeln und Normen tatsächlich umzusetzen; b) die sozialen Normen, die bestimmen, inwieweit staatliche Regelungen eingehalten werden; c) die Transaktionskosten, die durch zusätzlichen Regeln verursacht werden, die darauf abzielen, regelkonformes Verhalten zu erreichen. Die Fallstudien liefern auch Ergebnisse zur Frage, wie informelle Institutionen solche Programme beeinflussen, die auf eine Änderung der Geschlechterrollen in ländlichen Regionen hinwirken. Die Studien weisen darauf hin, dass sich geschlechtsspezifische Normen in Kenia langsam wandeln, was auch durch andere empirische Studien belegt wird. Jedoch vollzieht sich dieser Wandel deswegen sehr langsam, weil es einen erheblichen gesellschaftlichen Druck gegen diesen Wandel gibt. Daher ist es wichtig, geeignete Ansatzpunkte zu finden, um Wandlungsprozesse gezielt zu fördern und Rückschläge („backlash“) zu vermeiden. Aus der Studie lässt sich folgern, dass Selbsthilfegruppen, die ihren eigenen Governance-Strukturen unterliegen, einen solchen Ansatzpunkt darstellen. KW - Landwirtschaftlichsentwicklung KW - Geschlechterrolle KW - Agrarpolitik KW - Vernetzung KW - Agrarpolitik KW - Netzwerke KW - Net-Map CY - Hohenheim PB - Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim AD - Garbenstr. 15, 70593 Stuttgart UR - http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2017/1392 ER -