TY - THES T1 - Wandel des Unternehmertums in der Landwirtschaft A1 - Gindele,Nicola Y1 - 2016/12/01 N2 - Der kontinuierlich voranschreitende Strukturwandel in der Landwirtschaft und deren vor- und nachgelagerten Bereichen ist Ausgangspunkt der vorliegenden kumulativen Dissertation. Im ersten Teil der Dissertation werden die Herausforderungen, mit denen sich die Landwirtschaft aufgrund des strukturellen als auch des demografischen Wandels auseinandersetzen muss, thematisiert. Hierbei steht der Wandel des Unternehmertums in der Landwirtschaft im Zentrum. Es wird analysiert, inwiefern ein Wandel vorliegt und welche Konsequenzen sich hieraus für Leiter landwirtschaftlicher Betriebe ergeben. In Bezug auf den demografischen Wandel der Bevölkerung werden die Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von qualifizierten landwirtschaftlichen Arbeitskräften beurteilt. Im Rahmen der Untersuchungen zeigt sich aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen, unter anderem bedingt durch den fortschreitenden Strukturwandel sowie der zunehmend liberalisierten Agrarmärkte, eine starke Abhängigkeit zwischen dem betrieblichen Erfolg und den Fähigkeiten eines Landwirtes, unternehmerisch zu handeln. Parallel verändert sich im Zuge des betrieblichen Wachstums und des technischen Fortschritts das Aufgabengebiet der Betriebsleiter. Organisatorische sowie leitende Aufgaben gewinnen an Bedeutung, während praktische, ausführende Aufgaben in relativem Umfang abnehmen. Im Zuge des betrieblichen Wachstums erhöhen sich nicht nur die Anforderungen an die Betriebsleiter, sondern es steigen durch die zunehmende Technisierung und Spezialisierung der Betriebe auch die Anforderungen an die Qualifikation der Fremdarbeitskräfte. Es zeigt sich, dass besonders in Bezug auf die fachlichen Qualifikationen von Fremdarbeitskräften betriebsindividuelle und regional typische Unterschiede bestehen. Bei der Suche nach Fremdarbeitskräften kommt es insbesondere bei der Rekrutierung von Fachkräften schon heute zu Problemen, während Arbeitskräfte für einfache Hilfstätigkeiten leichter zu finden sind. Vor dem Hintergrund eines sich abzeichnenden Fachkräftemangels müssen sich die Betriebsleiter intensiver mit ihrem eigenen Führungsstil und Instrumenten des Personalmanagements, wie beispielsweise immateriellen Anreizsystemen, auseinandersetzen, um ihren Mitarbeitern ein attraktives und angenehmes, auf längere Dauer angelegtes Arbeitsumfeld zu bieten. Im zweiten Teil der Dissertation werden die Herausforderungen, die sich aus dem Strukturwandel in der Landwirtschaft für die ländlichen Genossenschaften ergeben, untersucht. Diese sind bewährte Partner der Landwirtschaft sowohl bezüglich der Bereitstellung von Betriebsmitteln als auch bei der Bündelung und Vermarktung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen und einer damit verbundenen Verbesserung der Marktposition von Landwirten. Am Beispiel von Bezugs- und Absatzgenossenschaften sowie Obst- und Winzergenossenschaften wird das Mitgliedermanagement, insbesondere die Mitgliederbindung, betrachtet, da es in den vergangenen Jahren zu einem deutlichen Rückgang der Mitgliederanzahl in betreffenden Genossenschaften gekommen ist. Zudem werden Strategien zur Verbesserung der Marktposition der ländlichen Genossenschaften selbst aufgezeigt. Die ländlichen Genossenschaften müssen, um den kontinuierlich sinkenden Mitgliederzahlen entgegenzuwirken, ein ganzheitlich durchdachtes Customer Relationship Management verfolgen. Eine zentrale Rolle kommt hierbei der Kommunikation mit den Mitgliedern zu. Eine lückenlose und kontinuierliche Kommunikation mit den Mitgliedern verbessert den Informations- und Kenntnisstand, regt die Mitglieder stärker zur Beteiligung im Rahmen der Selbstverwaltung innerhalb der Genossenschaft an und festigt insgesamt die emotionale Bindung zu den Genossenschaften. Mittels vertraglicher Vereinbarungen, etwa in Form von Anbau- und Abnahmeverträgen zwischen Mitgliedern und ihrer Genossenschaft, können die Zusammenarbeit intensiviert, die Produktqualität optimiert und die Mitgliederbindung positiv beeinflusst werden. Vor dem Hintergrund wachsender landwirtschaftlicher Betriebe und den damit verbundenen steigenden Anforderungen an die Qualifikationen der landwirtschaftlichen Betriebsleiter stellt der Ausbau der bestehenden Dienstleistungsangebote einen weiteren möglichen Anknüpfungspunkt zur Verbesserung des Mitgliederverhältnisses dar. Eine Erweiterung der Dienstleistungsangebote ist besonders in Bezug auf Beratungsangebote in den Bereichen Betriebswirtschaft, Unternehmensführung und Produktionstechnik sinnvoll. Zur Sicherung der Marktposition können sich die Genossenschaften durch die Strategie der Kostenführerschaft, der Differenzierung oder der Nische an die sich wandelnden Rahmenbedingungen anpassen und im Wettbewerb durchsetzen. In der Praxis findet eine kombinierte Umsetzung dieser Strategien statt. Eine weitere verbreitete Strategie zur Verbesserung der Marktposition stellt die Fusion dar. Am Beispiel des Verlaufs von Fusionen von Obstgenossenschaften in Südtirol zeigt sich, dass die intensive Einbindung der Mitglieder in den Fusionsprozess entscheidend für den Erfolg ist. Der Strukturwandel der deutschen Landwirtschaft bringt somit nicht nur Konsequenzen für den Landwirt als Unternehmer mit sich. Auch die ländlichen Genossenschaften müssen mittels der jeweiligen, spezifisch auf die Genossenschaft abgestimmten Anpassungsstrategie auf den Wandel der landwirtschaftlichen Betriebsstrukturen reagieren. Erfolgsentscheidend in Bezug auf die Führung einer Genossenschaft als auch eines landwirtschaftlichen Betriebes ist hierbei nicht in erster Linie die Unternehmensgröße. Der Unternehmenserfolg hängt vielmehr vom einzelnen Betriebsleiter bzw. Geschäftsführer ab, der in der Lage sein muss, in einem sich dynamisch verändernden Umfeld neue Potenziale und Geschäftschancen zu erkennen und Innovationen umzusetzen, um sein Unternehmen optimal innerhalb des Wettbewerbs auszurichten. KW - Landwirtschaft KW - Entrepreneurship KW - Genossenschaft KW - Strukturwandel CY - Hohenheim PB - Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim AD - Garbenstr. 15, 70593 Stuttgart UR - http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2016/1295 ER -