TY - THES T1 - Freisetzung von Neonicotinoiden aus der Saatgutbeizung in Guttation von Kulturpflanzen und deren Auswirkungen auf Honigbienen Apis mellifera L. (Hymenoptera: Apidae) A1 - Reetz,Jana E. Y1 - 2015/10/20 N2 - Die Saatgutbeizung mit Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam (Neonicotinoide) stellte ein Applikationsverfahren im Pflanzenschutz dar, von dem bislang kein Risiko gegenüber Nicht-Zielorganismen angenommen wurde. Nach den akuten Bienenschäden im Rheintal 2008 ruht in Deutschland die Zulassung der Wirkstoffe zur Saatgutbeizung in Mais und Getreide; seit Mai 2013 ist die Anwendung weiter eingeschränkt (Durchführungs-VO (EU) Nr. 485/2013). Die von Pflanzen periodisch abgesonderte Guttation wurde als ein zusätzlicher Expositionspfad von Wirkstoffrückständen festgestellt und ein damit einhergehendes Risiko für Wasser sammelnde Honigbienen (Apis mellifera L.) aufgeworfen. Im Freiland wurde das Auftreten von Guttation in Mais, xTriticale und Winterraps beobachtet und der Verlauf der in Guttation freigesetzten Rückstände ermittelt. HPLC-MS-Analysen zeigten, dass die maximal freigesetzten Rückstände bei Winterraps mit bis zu 130 µg a.s. pro Liter (Reetz et al. 2015) deutlich unter denen von Mais (bis zu 8.000 µg a.s. L-1) und xTriticale (bis zu 1.300 µg a.s. L-1) liegen (Reetz et al. 2011). Im Frühjahr sind die von Winterraps in Guttation freigesetzten Rückstände niedriger (~30 µg a.s. L-1). Vergleichbar ist der Konzentrationsverlauf bei Wintertriticale. Mais (Sommerkultur) setzt deutlich höhere Rückstände und über einen langen Zeitraum frei. In Laborversuchen (nach OECD-Richtlinie 213) führte die Fütterung einer Lösung aus gleichen Teilen Guttation von gebeiztem Winterraps und Zucker an isolierte Einzelbienen zu einer Mortalität von <20 % (Wallner et al. 2012). Eine zuckerhaltige Lösung wird von Bienen verstoffwechselt; Wasser wird hingegen aufgrund des geringen Zuckergehaltes lediglich transportiert. Gezielte Beobachtungen von Wasser sammelnden Honigbienen im Freiland sind nicht möglich. Daher wurde die Rückstandsanalyse von Honigblasen heimkehrender Sammlerinnen herangezogen (Reetz und Wallner 2014). Es zeigte sich, dass das Gewicht der einzelnen Honigblasen im Herbst niedriger ist, wenn die Maximalkonzentrationen in Guttation bei Winterraps auftreten. Dennoch ist der Anteil des eingetragenen Wassers im Verhältnis zu Nektar um das 25-fache erhöht (Reetz et al. 2012). Untersuchungen zum Wassersammelverhalten von Honigbienen in Tagesverläufen im Herbst zeigten, dass bei hiesigen Klimabedingungen diese Aktivität über den Tag hinweg erfolgt und somit eine zeitliche und räumliche Überschneidung zwischen dem Auftreten von Guttation und der Sammelaktivität von Honigbienen standortspezifisch gegeben ist. Zu Zeiten eines reichhaltigen Nektarangebotes stellt Nektar ein übergeordnetes Sammelgut dar und liefert in einem gewissen Umfang Flüssigkeit für ein Bienenvolk; reines Wasser wird dennoch in geringen Mengen eingetragen. Dass Guttation von Honigbienen als Wasserquelle angenommen wird, zeigten bereits gelegentliche Freilandbeobachtungen. Eine unmittelbare Exposition von Bienen gegenüber gebeizten Winterrapsschlägen in Regionen intensiver Landwirtschaft mit reduzierter Vielfalt an Wasserquellen führte zu einer höheren Frequenz, mit der Bienen Guttation sammelten. Mittels HPLC-MS-Analysen von Honigblasen heimkehrender Sammlerinnen (n= 204) wurde in 19 % (n= 38) der Proben Thiamethoxam in Konzentrationen von 0,3 bis 0,95 µg pro Liter detektiert (LOQ= 0,3 µg L-1; Reetz et al. 2015 akzeptiert). In 12 % der Proben (n= 24) wurde Thiamethoxam unterhalb der Bestimmungsgrenze (LOQ) festgestellt. Die Substanz Clothianidin sowie dessen Metabolit TZMU konnten jeweils in einer Probe (0,5 %) festgestellt werden (Clothianidin