TY - THES T1 - Verhaltens- und Gesundheitsmonitoring für die Gruppenhaltung tragender Sauen A1 - Junge,Melanie Y1 - 2015/11/19 N2 - Die Anzahl deutscher Zuchtsauenhalter hat in den vergangenen 15 Jahren kontinuierlich abgenommen und gleichzeitig stiegen die Bestandsgrößen an. Dieser Trend wurde durch die obligatorische Umstellung auf die Gruppenhaltung von Wartesauen verstärkt. Größere Tierbestände stellen einerseits hohe Anforderungen an das Management und die Gesundheitsüberwachung der Einzeltiere, bieten andererseits aber auch Potentiale für die Automatisierung von Arbeitsgängen oder bei der Datengewinnung im Rahmen von indikatorgestützten Systemen. Das übergeordnete Ziel der Arbeit war die Konzeptionierung, Umsetzung und Bewertung eines Monitoringsystems zur Bestimmung von Gesundheits- und Verhaltensabweichungen bei Wartesauen in Gruppenhaltung. Hierzu wurde die sensor- und datentechnische Infrastruktur zur Erfassung tierindividueller Indikatoren als Fressereignisse, Trinkereignisse und zurückgelegte minimale Wegstrecken in einem Wartesauenstall mit dynamischer Großgruppe geschaffen. Es wurde die vorhandene RFID-Technik zweier elektronischer Futterabrufstationen (EFA) und einer Ebererkennung genutzt. Diese wurden durch den Einbau von zu-sätzlichen RFID-Antennen an den Tränken und den beiden Türen zwischen Auslauf und Stall ergänzt. Für die Bestimmung ausdosierter Wasservolumina wurden Durchflusszähler in die Zuleitungen aller acht Tränken eingebaut. Für die Auswertung der Fressereignisse und Berechnung von relativen Fressrängen wurden die Datenprotokolle der EFA genutzt. Über die kombinierte zeitliche Abfolge der Registrierungen an den 13 RFID-Antennen innerhalb des Wartesauenstalls wurden die tagesbezogenen tierindividuellen minimalen Wegstrecken kalkuliert. Die tierindividuelle Beurteilung des Gesundheitsstatus und der Verhaltensänderun-gen der Sauen erfolgte im Rahmen einer Beobachtungsstudie. Zusammenhänge zwischen den automatisch erfassten Indikatoren Fressereignisse, Trinkereignisse und Wegstrecken sowie den Gesundheits- oder Verhaltensänderungen wurden geprüft und das Potential zur Implementierung eines Monitoring- oder Vorhersagemodelles wurde bewertet. Vom 13.04.2012 bis 31.05.2013 wurden 29552 Tagesdatensätze von 199 verschie-denen Wartesauen der Paritäten 2 bis 11 erfasst und analysiert. In diesem Zeitraum wurden hinsichtlich der Gesundheitsbeeinträchtigungen nur wenige Krankheitsfälle dokumentiert, allerdings wurden bei den zweimal wöchentlich durchgeführten Beurteilungen des Fortbewegungsverhaltens mittels Locomotion Scoring teilweise mittlere und schwere Lahmheiten bei den Sauen festgestellt. Während der 372 ausgewerteten Messtage wurden 69577 Trinkereignisse mit Volu-mina von 2 mL bis 11,45 L aufgezeichnet. Durchschnittlich dosierten die Sauen 2,4-mal je Tag 0,53 L Wasser aus, allerdings wurden für 25 % der Tagesdatensätze kei-ne Trinkereignisse festgestellt. Des Weiteren konnte eine deutliche 24 h-Periodik der Wasseraufnahme mit Maxima am Vor- und Nachmittag beobachtet werden. Nahmen Sauen kein Futter an der EFA auf, dosierten sie tendenziell auch geringere Wassermengen an den Tränken aus. Parität und Temperaturdifferenzen schienen die Wasseraufnahme nur geringfügig zu beeinflussen. Im Gegensatz dazu ergaben die Auswertungen für lahme Sauen eine höchstsignifikante geringere Anzahl an tierindividuellen Trinkereignissen, ausdosierten Wassermengen an den Tränken, geringere kalkulierte minimal zurückgelegte Wegstrecken und Aufenthaltsdauern an der Ebererkennung im Vergleich zu nicht lahmen Sauen. Die Detektion von Umrauschern über die Betrachtung tierindividueller Aufenthalts-dauern an der Ebererkennung mit Hilfe eines Schwellenwertmodells war gut möglich. Beim Vergleich von unauffälligen Sauen und Umrauschern konnte tendenziell ebenso ein Rückgang der ausdosierten Wassermengen und Anzahl an Trinkereignissen festgestellt werden. Die Auswertungen der Fressreihenfolge an den elektronischen Futterabrufstationen und die Bestimmung von relativen Fressrängen ergaben keine signifikanten Unterschiede für auffällige und unauffällige Tiere. Es konnten tendenzielle Einflüsse durch Alter, Lahmheit und Umrauschen auf die Besuchsreihenfolge an den EFA bzw. auf die relativen Fressränge beobachtet werden. Für das Fortbewegungsverhalten von Wartesauen in Großgruppen konnten Anhaltswerte für mögliche zurückgelegte Wegstrecken gewonnen werden. Bisher waren hier nur sehr wenige Literaturwerte zu finden. Managementbedingte Maßnahmen wie z.B. die Integration neuer Tiere in die Gruppe schienen kaum einen Einfluss auf die untersuchten Indikatoren zu haben. Die Machbarkeit eines tierindividuellen Monitoringansatzes durch die Echtzeitverar-beitung von Sensordaten in einer Wartesauengruppe sowie die Anbindung an eine Managementsoftware konnten gezeigt werden. Insgesamt erschwerte jedoch die sehr großen Tierinter- und Tierintravariabilität für die Parameter Trinkereignisse, Fressereignisse und minimale Wegstrecken die Definition einzeltierbezogener Monitoringmodelle zur indikatorgestützten Krankheitsfrüherkennung. Hier sind noch weiterführende Untersuchungen zu Indikatoren, Sensoren und Auswertealgorithmen denkbar. KW - Sauen KW - Gruppenhaltung KW - Monitoring KW - Verhalten KW - Lahmheit CY - Hohenheim PB - Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim AD - Garbenstr. 15, 70593 Stuttgart UR - http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2015/1122 ER -