TY - THES T1 - Pedigreeanalysen zur Beschreibung der populations- und quantitativgenetischen Situation von baden-württembergischen Lokalrinderrassen A1 - Hartwig,Sonja Y1 - 2015/05/05 N2 - Erhaltungszuchtprogramme stehen vor einen Zielkonflikt. Genetische Variabilität und genetische Eigenständigkeit der Erhaltungsrassen sollen bestehen bleiben. Gleichzeitig sollte Zuchtfortschritt realisiert werden, um die Wettbewerbsfähigkeit nicht weiter zu schwächen. Ziel der vorliegenden Studie war zum einen die Analyse der aktuellen Situation von baden-württembergischen Traditionsrassen bezüglich der genannten Zielkomponenten. Weiterhin sollten Methoden zur Konsolidierung und Weiterentwicklung dieser Rassen diskutiert werden. Kapitel 1 beginnt mit der Erörterung von Inhalten und Aufgaben eines Zuchtprogramms zur Erhaltung und Weiterentwicklung lokaler Rinderrassen. Der Fortbestand und die Größe lokaler Rinderpopulationen sind zurückgegangen. Erhaltungszuchtprogramme sollen den Bestand der Agrobiodiversität, aber auch von Tradition und Kultur herbeiführen. Zusätzlich sollen die Rassen weiterentwickelt werden, um deren Wettbewerbsfähigkeit nicht weiter zu schwächen. Die staatliche Förderung geeigneter Zuchtmethoden, die in der Lage sind, den rassenindividuell besten Kompromiss für den eingangs erwähnten Zielkonflikt zu finden, ist notwendig. Auch wenn die Implementierung der genomischen Selektion in kleinen Populationen derzeit nicht möglich ist, sollten zukünftige Möglichkeiten erörtert werden. Daneben scheint es ratsam, die Datenerfassung und -verarbeitung von rassespezifischen Leistungen und Merkmalen zu etablieren. Charakteristika, die den Rassen das Ausfüllen einer Nische ermöglichen, tragen zu Erhalt und Eigenständigkeit der Rasse bei. Es folgt die Analyse der genetischen Variabilität der baden-württembergischen Traditionsrassen Vorderwälder, Hinterwälder und Limpurger Rind. Dazu wurden in Kapitel 2 für jede Rasse zwei Referenzpopulationen definiert. Tiere in der Referenzpopulation mussten bestimmte Anforderungen der Rassenzugehörigkeit und Pedigreevollständigkeit erfüllen. Es wurden jeweils zwei Geburtszeiträume betrachtet, um einen Vergleich über die Zeit anstellen zu können. Es kamen zensus- und pedigreebasierte Methoden zur Anwendung. Zur Beurteilung der genetischen Variabilität wurde die effektive Populationsgröße über die Inzucht, die Coancestry und die Varianz der Familiengröße geschätzt. Zusätzlich wurden effektive Anzahl Founder und Ancestors analysiert. Die Ergebnisse wurden unter der Berücksichtigung der jeweiligen Zuchthistorie interpretiert. Die Vorderwälder stellen die größte betrachtete Population. Der Vergleich über die Zeit zeigt allerdings, dass das züchterische Management in der Rasse die Werte zur Beschreibung der genetischen Situation kaum optimieren konnte. Mit mittlerer absoluter Populationsgröße weißt die Hinterwälderpopulation auf ein für den Erhalt der genetischen Variabilität günstiges Zuchtmanagement hin. Die Ergebnisse der Schätzungen sichern beiden Rassen mit einer effektiven Populationsgröße von über 100 ausreichend genetische Variabilität zu. Die Wiederaufbau befindendliche Rasse der Limpurger kann derzeit mit Werten unter 50 noch keine ausreichend große genetische Variabilität aufweisen. Neben der genetischen Variabilität sind genetische Eigenständigkeit und Realisierung von Zuchtfortschritt wichtige Zielkomponenten von Erhaltungszuchtprogrammen. Um Inzucht zu vermeiden und um die Leistung der Lokalschläge zu verbessern, wurden häufig Hochleistungsrassen eingekreuzt. Kapitel 3 untersucht die phänotypische und genetische Entwicklung der Mastleistungsmerkmale der beiden Doppelnutzungsrassen Vorderwälder und Hinterwälder. Es wurden bedeutende Fremdrassenanteile und –beiträge ersichtlich. Wird der genetische Trend um die Fremdrasseneinflüsse korrigiert, zeigt sich kaum noch eine Bewegung. In Kapitel 4 wurde die Entwicklung der Milchleistungsmerkmale und die Fremdrasseneinflüsse auf selbige untersucht. Die Vorderwälder zeigten deutliche Fremdrassenanteile, die auch in jüngster Vergangenheit weiter stiegen. Die Fremdrasseneffekte sind durchgehend positiv und meist hochsignifikant. Es zeigte sich, dass der Zuchtfortschritt der Milchleistungsmerkmale deutlich durch eingekreuzte Rassen beeinflusst wurde. Nichtsdestotrotz war auch der genetische Trend für die Milchleistungsmerkmale korrigiert um die Fremdrassenbeiträge für beide Rassen positiv. Die Fremdrassenanteile der Hinterwälder sind moderat und über den betrachteten Zeitraum nahezu konstant. Die Effekte der Vorderwälder nehmen die höchsten Werte an, allerdings sind alle Fremdrasseneffekte nicht signifikant. Die Milchleistungsmerkmale der Hinterwälder Kühe zeigt über die Zeit nur wenig Entwicklung und die Beiträge eingekreuzter Rassen sind gering. KW - Tierzucht KW - Züchtung KW - Rinderzucht KW - Erhaltung KW - Populationsgenetik KW - Genetik KW - Inzucht KW - Variabilität CY - Hohenheim PB - Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim AD - Garbenstr. 15, 70593 Stuttgart UR - http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2015/1071 ER -