RT Dissertation/Thesis T1 Implementierung und Kosten-Nutzen-Analyse automatischer Datenerfassungssysteme in russischen Agrarholdings A1 Andres,Silvia WP 2010/02/24 AB In Russland blieb der Agrarsektor nach dem Zerfall der Sowjetunion durch Großbetriebe geprägt. Durch die zunehmende Gründung von Agrarholdings seit 1998 wird dieser Trend noch verstärkt. Agrarholdings charakterisieren sich dadurch, dass sie oft mehrere Hunderttausend Hektar Land auf mehreren Betrieben in weit voneinander entfernt liegenden Regionen bewirtschaften. Die Investoren stammen aus den vor- und nachgelagerten sowie aus branchenfremden Bereichen. Geführt werden diese Unternehmen von einer Zentrale in Moskau, in der alle wichtigen Unternehmensprozesse wie Einkauf, Vermarktung und Produktionsplanung zentralisiert durchgeführt werden. Zur effizienten Führung von Unternehmen dieser Größe sind Informationssysteme zur Entscheidungsvorbereitung und -unterstützung unerlässlich. Managementinformationssysteme, wie sie für industrielle Betriebe existieren, sind für den landwirtschaftlichen Bereich nur bedingt verfügbar. Zur zuverlässigen Erfassung exakter und hoch aufgelöster Produktionsdaten in der Landwirtschaft bietet sich die automatische Prozessdatenerfassung an. Mit Einsatz dieser Technologie können Maschineneinsatzdaten detailliert und fehlerfrei erfasst und in einen räumlichen und zeitlichen Bezug gesetzt werden. In Kombination mit drahtloser Datenübertragung bietet sich eine einzigartige Möglichkeit zur Echtzeitkontrolle des Maschineneinsatzes. In zwei Agrarholdings wurde das aktuelle Informations- und Kommunikationssystem (IKS) analysiert. Zwei Systeme zur automatischen Datenerfassung wurden im praktischen Einsatz bewertet. Die Analyse des aktuellen Informationssystems ergab, dass die in den Unternehmen eingesetzten IKS nicht den Anforderungen einer verlässlichen und zeitnahen Zurverfügungstellung von Informationen entsprechen. Die Dokumentation der Arbeiten in der Außenwirtschaft erfolgt ausschließlich in Papierform und wird dann in mehreren Schritten manuell oder elektronisch weiterverarbeitet. Dieses System der Datenerfassung ist stark fehleranfällig und manipulierbar. Die notwendigen Informationen sind nicht zeitnah verfügbar und nicht den Informationsbedürfnissen der Empfänger entsprechend aufbereitet. Zur automatischen Datenerfassung wurde Claas-Telematics auf 49 Mähdreschern des Typs LEXION 570 sowie das herstellerunabhängige Datenerfassungssystem ODOKUS auf 3 Traktoren eingesetzt. Strategien zur Implementierung von Claas Telematics sowie das im Rahmen dieser Arbeit entwickelte, an die Unternehmensstruktur angepasste, Berichtswesen werden dargestellt. Die Erarbeitung eines speziellen Berichtswesens war notwendig, um die vom System bereitgestellten detaillierten Einzelmaschinendaten zu aussagekräftigen Kennzahlen für die mittleren und hohen Managementebenen zu verdichten. Die Schwachstellen innerhalb des Produktionsprozesses ?Ernte? wurden für jeden Betrieb individuell bestimmt. Auf allen Betrieben waren während der Ernte Standzeiten der Erntemaschinen von 1,5 bis 2 Std. je Tag zu verzeichnen, die bei besserer Organisation zu vermeiden gewesen wären. Die installierte Maschinenleistung wurde nur bei wenigen Maschinen ausgenutzt. Der durchschnittliche Durchsatz aller Maschinen lag mit 18,7 t/h 30 % unterhalb des Bestwertes von 26,5 t/h, was eine weitere Ursache für die geringe durchschnittliche Saisonleistung der Maschinenflotte war. Durch internes Benchmarking wurden die jeweils besten Betriebe innerhalb des Unternehmens identifiziert. Mit dem System ODOKUS wurden ebenfalls die Arbeitszeiteffizienz sowie die Leistung verschiedener Betriebe bewertet. Durch die universelle Einsetzbarkeit und die Anbindung an eine Schlagkartei lassen sich Kosten und Aufwand schlagbezogen zuzuordnen, wodurch eine lückenlose Dokumentation realisierbar wäre. Bei der Analyse der Einsatzeffizienz wurden auch hier große Unterschiede zwischen den Betrieben bei Standzeiten und Produktivität sichtbar. Zur Bestimmung der Wirtschaftlichkeit des Einsatzes eines automatischen Datenerfassungssystems für die untersuchte Unternehmensform wurde eine Vollkostenrechnung durchgeführt sowie der Nettonutzen auf Betriebs- und Unternehmensebene für die Nutzung des Systems Telematics ermittelt. Die monetär bewertbaren Nutzeffekte, wie Verringerung des Anteils an Lohndrusch, geringere Fixkostenbelastung durch höhere Maschinenauslastung sowie geringerer spezifischer Kraftstoffverbrauch können einen maximalen Nettonutzen von 4,83 ?/t bzw. 1,56 Mio. ? auf Unternehmensebene bewirken bzw. eine Kosteneinsparung von 28 % der gesamten Erntekosten. Innerhalb des Unternehmens stehen diese Systeme aufgrund fehlender Schnittstellen als Insellösungen da. Hier ist für die Zukunft an eine Integration beider Systeme sowie die Schaffung einer definierten Schnittstelle zum wichtigsten Informationssystem im Unternehmen - der Buchführung - zu denken. Insbesondere für Betriebsformen wie Agrarholdings liefern die untersuchten Datenerfassungssysteme aber bereits heute wertvolle, aussagekräftige Daten zur Unterstützung von Managemententscheidungen. K1 Russland K1 Landwirtschaft K1 Informationsmanagement K1 Automatische Dokumentation PP Hohenheim PB Kommunikations-, Informations- und Medienzentrum der Universität Hohenheim UL http://opus.uni-hohenheim.de/volltexte/2010/425